Adam Angst – Adam Angst

von am 22. Februar 2015 in Album

Adam Angst – Adam Angst

Die feine Klinge ist nicht das Ding von Adam Angst: Felix Schönfuss polarisiert auf seinem gefühltermaßen dritten Band-Debütalbum nach Escapado’s ‚Montgomery Mundtot‚ und dem Frau Potz-Intermezzo weniger mit dem aufgefahrenen dicken Vorschlaghammer-Rock, als mit seinen gar zu brachial arbeitenden Texten.

Ich werde niemals wieder U-Bahn fahren/ Mit Bombenlegern aus Islam/ Erst fressen sie sich auf unsere Kosten fett/ Und dann nehmen sie uns die Frauen und die Arbeit weg“ ätzt Schönfuss in ‚Professoren‚ über den prominenten Blickwinkel der allgemein herrschenden Idiotie – aber als wäre zu diesem Zeitpunkt der Platte (und vor allem auch bei einer Band, die alleine deswegen schon eine gewisse Grundreputation aufzuweisen hat, weil sie ihre Mitglieder bei Kombos wie den großartigen FJØRT oder Blackmail rekrutiert hat) nicht ohnedies klar wie das gemeint ist, ballert der Bonner (während der Song den direktesten Weg auf die Festivalbühnen sucht) sicherheitshalber noch von seiner Kanzel herab hinten nach: „Ein bisschen mehr Liebe und ein bisschen mehr Respekt/ Nicht jeden Schwachsinn glauben/ Lass‘ die Zweifel doch mal weg/ Die Grenzen endlich offen doch für dich sind sie noch da/ Begreife doch, dass sie schon immer auf deiner Seite waren„.

Ein durchaus symptomatisches Bild für ‚Adam Angst‚ im Gesamten. Da verwehrt man sich laut Pressetext zwar gegen plumpe Parolen, während Songs wie ‚Wochenende. Saufen. Geil.‚ aber hinter einem platt vor sich hergetragenen Zeigefinger gleichzeitig ausnahmslos (ermüdend) frontal arbeiten und dabei mit einer sauber ausgeleuchteten Eindimensionalität jedwede Vielschichtigkeit im Keim ersticken: Gemeint ist das sicherlich ungemein bissig, wie Schönfuss hier stets mit der Tür ins Haus fällt, er gegen Bild-Leser, Politik und Religion wettert – letztendlich aber nicht davor gefeilt ist, auch immer wieder nur mit Kanonen auf Spatzen zu zielen („Wir glauben nicht mehr an Minister. Wir glauben lang nicht mehr an Gott. Wir glauben an Helene Fischer und wir feiern uns kaputt„).
Wie Adam Angst rein lyrisch den Hebel ansetzt, das ist ein Rückschritt zu den allgemein giftigeren Frau Potz, der in seinen schwächsten Momenten wie eine regelrecht pubertär umgesetzte Zwangsneurose erscheint, der gesamten Welt einen sich auskotzenden Spiegel vorhalten zu müssen. Wo hier aber die Grenzen zwischen dick ausproduziertem, aber flach bleibenden Zynismus und einer tatsächlich egozentrischen Plattheit der Kunstfigur Adam Angst liegen, das bleibt bisweilen unklar. Wer hier jedenfalls Subversivität sucht, darf weiterziehen. Zur einfältig wirkenden Gesellschaftskritik der Platte im Dunstkreis von Marathonmann und Konsorten Party machen, das wäre freilich drinnen.

Denn abseits einiger weniger durchaus unangenehm in die Schnittmenge aus Die Ärzte und Kraftklub bratender Augenblicke, oder der handzahm austicken wollenden Anarcho-Tangostunde ‚Was der Teufel sagt‚ mit dem aufgesetzt wirkenden Luzifer auf der Schulter (Marke: Ach, würde man sich nur einmal trauen all den Spießern und Idioten im Umfeld die Meinung zu geigen – quasi ‚Original Prankster‚ aus den Koblenzer Studios) sowie der breitbeinigen Hardrock-Erlöserbrechstange ‚Jesus Christus‚ gelingt es Adam Angst mit straight rausgehauenen Gitarren-Rockbrechern doch einige Meter gutzumachen; indem sie der Vorabsingle ‚Ja, ja ich weiß‚ folgend eine Stange an schnell hängen bleibender Ohrwürmer auf den Tisch knallen, die vom Punkrock notfalls pfeilschnell in den Screamo umkeifen können, Schönfuss markantes Organ auch variabler denn je in Szene setzen und im abschließenden ‚Altar‚ auf halbem Weg zum hymnischen Poppunk sogar noch mit doppeltem Boden aufwarten können oder im explosiven ‚Flieh von hier‚ einen gniedelnden Gitarrenzielsprint vorlegen. Man muss die allgemein herrschende Begeisterung über die Platte deswegen auch nur bedingt nachvollziehen können, um doch attestieren zu müssen: Es hätte durchaus seinen Reiz, wenn Schönfuss dieser Kombo länger als nur ein Album vorstehen würde.

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