Dave Hause – Devour

von am 4. November 2013 in Album

Dave Hause – Devour

Den „kleinen“ Amerikanern muss es in Zeiten von Wirtschaftskrise, langwieriger Rezession und Govermental Shot Down wirklich dreckig gehen. So auch einem gewissen Dave Hause, für den die letzten Jahre wohl wirklich nicht die leichtesten gewesen sein dürften. Baufirma von der Krise geschluckt, quasi Band-Split-Up der Loved Ones und zu allem Überfluss auch noch die Scheidung. Ob das gute Vorzeichen für sein zweites Solowerk ‚Devour‘ sein können?

Eines vorweg, vom 2011er Debüt ‚Resolutions‘ zu ‚Devour‘ ist es ein weiterer Schritt als es die dazwischenliegenden Jahre erwarten lassen würden. Gab Hause auf ‚Resolution‚ noch einigermaßen den positiven Motivator bzw. half aufzubauen (‚Melanin‘, ‚C’mon Kid‚, …) so sind diese Tunes fast vollständig verschwunden, lediglich im letzten Drittel feiern sie so etwas wie ein Comeback. Vielmehr herrscht auf ‚Devour‘ Krisenstimmung und Trennungsmelancholie mit starkem Americana Bezug vor. Speziell das erste Drittel versteht sich als eine große Abrechnung mit dem American Dream, enttäuschten Aufstiegschancen sowie den nicht gehaltenen (Heils-)Versprechen von Religion, Eltern und TV. „Oh no did it rip you apart /To be told we could be Kings/ when we were damned from the start?“, singt Hause im frühen, poppigen ‚We could be Kings‚; ein Track, der schon eines klar aufzeigt: Dave Hause versucht mit Platte Nummer 2 einen (weiteren) Schritt weg vom Punkrocker der Loved Ones-Zeit hin zu einem ausgereifteren Singer/Songwriter (inkl. bremsender Backing Band) zu machen. Für diese Entwicklung hat er sich wohl auf den unzähligen Touren mit Brian Fallon von dessen Springsteen-Virus anstecken lassen (andere Fallon‘sche Fetische färbten aber scheinbar nicht so sehr ab).

Der „The Boss“-Anstrich ist vielen Stücken nicht abzusprechen. Zudem versucht sich Hause lyrisch auch als American Workingclass Guy, der er wohl auch ist, zu gerieren. Texte über den amerikanischen Kulturbruch im Zuge der Reagan-Jahre sind zwar ein gutes Insight in amerikanische Lebensrealität, aber für den europäischen Hörer oftmals etwas zu weit entfernt. Hier war ‚Resolutions‘ eingänginger und näher am Hörer, was zweifellos seiner Oberflächlichkeit geschuldet ist, ‚Devour‘ versucht mehr persönlichen Tiefgang zu entwickeln als der direkte Vorgänger. Nichtsdestotrotz wissen Songs wie ‚Autism Blues‚, ‚The Shine‚ oder ‚We Could be Kings‚ als seicht vorgetragene Popsongs mit leichtem punky Verschlag durchaus zu gefallen. Allerdings beschleicht einen an bestimmten Stellen das Gefühl, dass die Hintergrundband vielen Songs ihre Stärke und Intensität zugunsten eines gefälligeren Sounds nimmt. Daher darf man gespannt sein, wie sich viele Songs rein akustisch live machen werden (u. a. am 1.12.2013 im Grazer PPC).

Mit ‚The Shine‚ präsentiert Hause auch phasenweise den Eindruck, dass ‚Devour‘ ursprünglich als nächstes Loved Ones Album geplant war, er sich aber schließlich für eine Soloadaptierung des vorliegenden Materials entschied. Unheimlich melodisch und mit Ohrwurmpotenzial leitet ‚The Shine‚ auch den Schlussakkord des Albums ein, der sich doch ob der positiven Aufbruchsstimmung etwas vom Rest abhebt. „It’s love my friend in the end that can save us tonight/Love my friend in the end“, (‚Benediction‘) Liebe rettet jeden, so die Botschaft in Anwandlung an die Beatles bzw. John Lennon.

‚Devour‘ hört sich in etwa wie eine Geschichte in drei Akten an: von Enttäuschung über gebrochene Versprechen und dem Kreuz mit der Liebe hin zur Ansicht, dass alles besser werden bzw. es immer einen Lichtblick geben kann. Und so arbeitet sich Hause auf seinem Weg zum Songwriter durch diverse Genres, ob es nun Blues-, Rock-, Akustik- oder Popelemente sind. Wodurch phasenweise der Eindruck entsteht, dass Hause vieles machen, aber nichts davon zu 100% verfolgen will. Nichtsdestotrotz entstehen durchaus einige Kleinode, wobei die akustischen Stücke im Mittelteil ob ihrer Gedrücktheit nicht wirklich fesseln können und somit etwas hinter die rockigeren Nummern zurück fallen (Ausnahme bleibt das grandiose ‚Bricks‘ im Schlussteil; die mit Abstand eindrücklichste Akustiknummer der Platte). ‚Devour‘ hat zweifellos seine Momente in denen es wirklich glänzen kann und die vorhandene Qualität von Mr. Hause offenbart. Nur sind diese Momente gerade im Vergleich zu den über allen Maßen großartigen Loved Ones Alben hier zu selten.

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1 Trackback

  • Dave Hause - Bury Me in Philly - […] bedienenden Americana-Klasse durch. Dass Hause die Dinge zudem kompakter angeht als auf dem starken Devour vor knapp vier Jahren…

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