Gallon Drunk – The Soul of the Hour

von am 28. Februar 2014 in Album

Gallon Drunk – The Soul of the Hour

Sofort lieben muss man am achten Studioalbum von Gallon Drunk die fantastische Clouds Hill-Produktion von Johann Scheerer – ‚The Soul of the Hour‚ hat einen schlicht umwerfenden Sounds. Mit dem Rest lassen sich James Johnston und Co. genüsslich Zeit, wie sie ihren räudigen Rock über 44 Minuten geradezu extatisch an schamanenhafter Psychedelik aufreiben und wachsen lassen.

Die gestimmten Drums rollen knackig und voll, packen bei jedem Snareschlag am Nacken und massieren mit den mahlenden Toms die Eingeweide, das Piano poltert ungemütlich abwartend, die Orgel brütet hinter verächtlichen schimmernden Gitarren, das Saxofon jubiliert und der beschwörend aus zusammengebissenen Zähnen gepresste Gesang Johnstons hypnotisiert: das fulminant eröffnende ‚Before the Fire‚ schwillt über knapp zehn Minuten zu einem pirschenden Fiebertraum eines unwirklichen Bluesrockexzesses an, verschwitzt und mit halluzinogener Breitenwirkung, spröde und gnadenlos auf den Punkt gebracht. Johann Scheerer hat der Band wieder einen organischen Sound auf den Leib maßgeschneidert, der „moderne“ Studioproduktionen zeitlos vorführt – praktisch ein Soundporno, dieses Album!

The Soul of the Hour‚ auf seinen Klang zu reduzieren würde freilich den Songs unrecht tun, die mitunter zu den besten der Gallon Drunk Geschichte zählen. ‚The Dumb Room‚ ist als kompakteste Nummer ein mit staubigen Boots impulsive Tritte verteilender Rock-Jam mit breitbeinigem Garage-Live-Feeling und giftigem The Stooges-Spirit, dass Augen auszukratzen vermag: ein potentieller Grinderman Song, der alles kann, was Johnston’s altem Kumpanen Nick Cave auf ‚Dig, Lazarus, Dig!!!‚ nicht gelingen wollte. Das krautige Mantra ‚The Exit Sign‚ stampft unbeirrt vor sich her und genehmigt sich am Ende eine irritierende Auszeit um den behäbig als Skelett durch die Wüste irrenden, großartigen Titelsong einzuleiten – ein psychedelischer Trip bis in die jazzige Bläserhölle. Ihr überstrahlendes Meisterstück gelingt Gallon Drunk im allgemeinen Rausch allerdings ausgerechnet mit ‚Dust in the Light‚, dem zurückgenommensten Moment der Platte, ihrer durchatmenden Ballade: das abgedämpfte Schlagzeug, Bass und Orgel verschwimmen in einem unwirklichen Unterwassermärchen zu einer versöhnlichen Einheit; die Exil-Londoner teilen nicht mehr aus, sondern nehmen in die Arme.

Das etablierte Niveau können Gallon Drunk in weiterer Folge zwar nicht mehr immer nahtlos aufrechterhalten, unterlaufen es aber auch nie eklatant. Selbst dass mit dem mäandernden ‚Over and Over‚ der schwächste Song der Platte das klar im Schatten der Albumhighlights stehende Finale von ‚The Soul of the Hour‚ einleitet und auch der toll groovende Schlußpunkt ‚The Speed of Fear‚ die Perspektive nicht mehr vollends gerade rücken kann – weswegen ‚The Soul of the Hour‚ subjektiv auch mit unbeeindruckenderem Nachgeschmack entlässt als es dürfte –    fällt bei einer knappen Dreiviertelstunde destilierter Rock-Essenz kaum ins Gewicht. James Johnston und seine Gang zelebrieren den gepeinigten, abgeklärt aufmüpfigen Soundtrack zur Barschlägerei am Highway und zementieren die Erkenntnis des 2012er Vorgängers ‚The Road Gets Darker From Here‚: bei Gallon Drunk und dem Sound der Clouds Hill Studios – da kommt einfach zusammen, was zusammen gehört!

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