If These Trees Could Talk – Red Forest

von am 24. März 2012 in Album

If These Trees Could Talk – Red Forest

Post Rock, so werden sich If These Trees Could Talk gedacht haben – das können wir auch. Können sie natürlich tatsächlich, auf ‚Red Forest‚ je nach Zählweise sogar schon zum dritten Mal. Nur spielen das so unzählige andere Bands nahezu identisch, nicht wenige dazu besser.

Eigentlich sollte man es nicht so sagen, aber: an Bands wie If These Trees Could Talk krankt das ausgelaugte Genre Post Rock letztendlich. Natürlich nicht, weil der Bandname derart plakativ typisch gewählt wurde, dass es beinahe weh tut, und auch nicht weil If These Trees Could Talk ein so dermaßen schlechter Vertreter der Stilrichtung wären. Sind sie nämlich keinesfalls. Nur eben so unangreifbar im Mittelfeld der Szene verankert, dass einem die Füße einschlafen können. Die fünf Jungs aus Akron,Ohio bedienen sich doch behende aber nahezu ausschließlich an den etablierten Trademarks des Genres, lassen Melodiefiguren auf- und abschwellen, weit ausholende Arrangements werden von Gitarren zusammengehalten, drei Stück an der Zahl gar. Die perlen elegant bis zum nächsten Riffgewitter, denn das If These Trees Could Talk auch austeilen können, macht sich nicht nur in der stets präsenten, drückenden Rhythmussektion bemerkbar. Die Spannungsbögen versuchen dabei zu gleichen Teilen über Dramatik und Anmut zu kreisen – und machen damit eben genau das, was unzählige andere nahezu ident klingende Bands da draußen tun, die in zu inspirierter Stimmung Explosions in the Sky gehört haben.

Einen Gutteil seiner Qualitäten bezieht ‚Red Forest‚ aus der besseren Produktion, das bisschen Fett auf den Rippen steht If These Trees Could Talk deutlich besser als der etwas nackte Sound der Anfangstage, selbst, wenn damals das Songwriting noch dezent inspirierter war. Aber natürlich hat das dennoch wieder seine Momente, vor allem, wenn sich If These Trees Could Talk vom reinen Schönklang entfernen: ‚They Speak With Knives‚ etwa dribbelt majestätisch leichtfüßig und bricht plötzlich in den Metal aus, die Double Bass wird malträtiert und letztendlich setzt doch wieder der Reverb samt Tremolo ein, das grazile Delay allein definiert die Richtung der Band zu stringent. Die Stücke kriechen so durch unzählige wiedergekäute Tiefkühlpassagen, das harte Riffing von etwa ‚The Aleutian Clouds‘ währt stets nur (zu wenige) Momente, um den Unterschied auszumachen. Hat man diesen oder jenen Part gefühltermaßen nicht schon zwei Minuten vorher gehört, dann zumindest auf Gott weiß welcher Platte fünf Jahre zuvor. ‚Red Forest‚ kann so weder der If These Trees Could Talk – Discographie neue Aspekte abgewinnen, noch das Genre in irgendeiner Weise bereichern. Eine unbefriedigende Angelegenheit, wenn eindringlich gemeinte Musik so wunderbar im Hintergrund dudelt.

Was dann auch das eigentliche Problem der Platte ist. Nicht seine Innovationsarmut, seine Stagnation im Bandkontext – denn dann dürfte man Vergleiche bemühend auch die aktuelle Explosions in the Sky links liegen lassen. ‚Red Forest‚ schafft es abseits vom Titeltrack oder des eindringlichen ‚Left To Rust And Rot‚ zu selten, eine tatsächliche Verbindung zum Hörer aufzubauen, mehr zu sein, als die gefällige Bedienung mit solider Instrumentalmusikkost mit Längen für Zwischendurch. If These Trees Could Talk bleiben handwerklich einwandfreie Genre Vertreter, stimmig im Ansatz und fesselnd bei Bedarf. Und würden etwa die sludgy Metalpassagen konsequenter betrieben werden, müsste man sich eventuell nicht permanent fragen, welche Identität diese Band letztendlich eigentlich anstrebt. Rückschlüsse, warum If These Trees Could Talk ihre Werke abseits der digitalen Vermarktung weiterhin ausschließlich im Selbstvertrieb unter das Volk bringen, werden jedoch nur Zynikern auf die Qualität der Musik ziehen. So wird auch ‚Red Forest‚ fraglos zahllose Fans finden, nicht vollends zu Unrecht natürlich. Kann man aber auch getrost unter „Just another Post Rock Record“ einsortieren. Und das stimmungsvolle Cover dennoch bewundern.

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