Jon Hopkins – Asleep Versions

von am 23. Oktober 2014 in EP

Jon Hopkins – Asleep Versions

John Hopkins scheint zu wissen, dass seine wahre Stärke insgeheim nicht auf den Tanzflächen der Clubs, sondern im malen ambient-nächtlicher Klangwelten liegt. Die beruhigende Neubearbeitung von vier Songs aus dem letztjährigen Geniestreich ‚Immunity‚ scheitert dann (wenn überhaupt) auch beinahe ausnahmslos an der absurd hoch gesteckten Erwartungshaltung.

Fakt ist: der überragende Albumschlusspunkt des gleichnamigen vierten Studioalbums von Hopkins ist in seiner melancholisch treibenden Schönheit bereits ein perfektes Stück Musik. Es verwundert also ein wenig, dass der Eelektrozauberer und Coldplay-Spezi gerade hier seine Reise zu den ‚Asleep Versions‚ – Variationen bekannter Songs, allesamt ätherischer entfaltet als die Originale und auf intime Introvertiertheit näher hingerückt zu den Soundtrackarbeiten des Briten – beginnt.
Um er kurz zu machen: im Vergleich zur ursprünglichen Version gewinnt das eröffnende ‚Immunity‚ nun auch am wenigsten an zusätzlicher Strahlkraft. Hopkins begnügt sich (gemeinsam mit seinem Kumpel King Creosote) damit Feinheiten und Details zu justieren, entschleunigt zusätzlich, indem er den klackernd laufenden Beat entfernt und die (hier auch an Laufzeit kürzere) Nummer dadurch noch elegischer anmutet und natürlich abermals eine meisterhaft tröpfelnde Nachdenklichkeit der Traurigkeit. Gravierender machen sich die Bearbeitungen jedoch bei den restlichen drei Stücken bemerkbar.

Für ‚Form by Fireflight‚ assistiert Braids-Sängerin Raphaelle Standell: ihr feenhaft entrückt-säuselnder Gesang treibt über  verschlafen klickendes Tastendrücken und sparsam getupften Minimal-Rhythmusandeutungen, irgendwo zwischen urbanem Piano-Uhrwerk-Werbespot und Burial-Anlehnung, nebulös in die Hohheitsgebiete von Sigur Ròs und Mùm schwebend. ‚Breathe This Air (Asleep Version)‚ verzichtet dann auf seinen Beat (die Bässe wummern gelegentlich subkutan auf, bleiben aber ausnahmslos vage Erinnerung an ‚Immunity‚), holt dafür jedoch schimmernde Twin Peaks-Synthesizer in den Hintergrund und evoziert eine sphärische Leichtigkeit.

Weil auf ‚Asleep Versions‚ vor allem der Weg das Ziel ist, funktioniert die Nummer aber ohne klimaxbestätigenden Ausbruch und vor allem als Übergang zum einstigen DJ-Traum ‚Open Eye Signal‚. In der ‚(Asleep Version)‚ ist von der drückenden Tanzbarkeit freilich nichts mehr geblieben: über 11 Minuten lässt Hopkins niemals greifbar werdende Chöre und ein unbehaglich wattiertes Hintergrunddrönen auf- und abtauchen, bevor ambiente Lichtstrahlen am Horizont glimmern und schlußendlich das Piano mit beherzter Anmut die Arme öffnet.
Dass die beiden kürzeren Mittelteile letztendlich gegen den so erhaben aufgebauten Rahmen ohne markante Akzente zu setzen doch etwas verblassen, fällt dennoch kaum ins Gewicht: ‚Asleep Versions‚ funktioniert absolut stringent und als in sich geschlossene EP (die durchaus länger hätte ausfallen dürfen, um sich vollends entfalten zu können), als lautmalendes Kopfkino für dunkle Stunden. Oder wie die Probe aufs Exempel zeigt: tagsüber wirkt das wie eine entschleunigende Kuppel über dem Alltag; nachts in seinen eindringlichsten Momenten regelrecht magisch behütend.

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2 Trackbacks

  • Max Richter - From Sleep - […] midst of my life)‚ legen sich melancholische Streicher, man muss unweigerlich an die ‚Asleep Versions‚ von Jon Hopkins denken.…
  • Jon Hopkins - Piano Versions - HeavyPop.at - […] klärende Wirkung auf etwaige Originalkompositionen haben – man nach den zauberhaften Asleep Versions spätestens seit auch seit I Remember…

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