Just Like Vinyl – Black Mass

von am 2. Oktober 2012 in Album

Just Like Vinyl – Black Mass

Es soll ja Leute geben, die sich ernsthaft fragen, wie das wohl geklungen hätte, wenn The Fall of Troy anstatt in einem glanzlosen letzten Album zu implodieren mit Coheed and Cambria fusioniert hätten. Thomas Erak ist offenbar einer davon, macht aber unterm Strich nur weiter, wo er mit ‚In the Unlikely Event‚ ins Stottern geraten ist.

Der ehemalige The Fall Of Troy Frontmann, Gitarrist und Sänger kann den Schatten seiner Vergangenheit dabei auch im zweiten Anlauf mit seiner neuen Band nicht entkommen: Erak schreibt eben markant einfach zu identifizierende, grell gellende Mathcore-Fistelstücke, über den Hardcore hineingniedlnd, mit abertausenden Frickelparts beladen und von unzähligen Breaks und Wendungen unterbaut. Gitarren heulen wie hirnwütige Katzen, Erak hinten nach. Allesamt Merkmale, die The Fall of Troy zumindest für deren mittlere zwei Alben zum mitunter spannendsten Vertretern dessen machte, was zwischen technischem Wahnsinn, kompositorischer Virtuosität und nachvollziehbarer Unmittelbarkeit möglich schien. Auf ‚Black Mass‚ versucht Erak diesem wohl auf ewig prägenden Stempel ähnlich ambitioniert und motiviert zu entfliehen – letztendlich natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen.

Erak unterfütter seine Songs dafür mit Versätzen aus Emo, Punk, sogar Hardrock und untrüglichem Pop, verzichtet auf die der Band eigentlich gut stehenden Jazz-Ausflüge vom selbstbetitelten Bandeinstand von 2010, ist überhaupt näher dran an der Verbindlichkeit des Alternative Rock: Eine Entwicklung die ihn wieder unmittelbarer an seine ehemalige Vorzeigeband bringt, ‚Black Mass‚ zu jenem Erguss macht, den man als angepeilte Verlängerung von ‚In the Unlikely Event‚ hätte erwarten können. Was letztendlich in nahezu gradlinigen Songs wie ‚Bitches Got Stitches‚ gipfelt, einer melodiösen Riff-Abfolge, die ohne allzu abgedrehten Freakmomente dorthin schießt, wo Clausio Sanchez auch die Teile für seine nicht enden wollende Space-Sage hernimmt, eine Verankerung: Just Like Vinyl sehen sich bei allen Hackenschlägen als Rockband, die Abkehr von der reinen Leistungsschau hin zum Single-Anwärter potentiell eine gefällige Trendwende im Einzelfall.

Nicht die einzige Gemeinsamkeit, die Just like Vinyl mit Coheed and Cambria verbindet: wo Sanchez seine abstrusen Texte hinter der Konzept-Fassade verschleiern kann, geht Erak ungeniert mit seinem Untalent für auch nur ansatzweise geistreiche Texte hausieren, Songs tragen Titel wie ‚Sucks To Be You‚ oder ‚Dick‚ nicht ohne Grund, allerdings auch mit angebrachter Schamesröte im Gesicht. Da wie dort sind es zudem die Bandvorstände, die mit ausgefuchster Gitarrentechnik und im hier hochgedrückten Stimmniveau klar den Ton wie die Marschhrichtung vorgeben. Nichtsdestotrotz ist ‚Black Mass‚ erfreulicherweise deutlich mehr Bandplatte geworden als noch ‚Just Like Vinyl‚: der Sound ist ansatzweise breiter , die zweite Gitarre darf schon einmal klare Riffs reiten, bevor Erak wieder die obersten Decken der Tonleiter abkratzt und alles weitere an die Wand drückt. In dieser Dualität entstehen stampfende Metalausflüge wie ‚First Born‚, in denen Jake Carden zudem die Frage in den Raum wirft, weswegen man den Gesang nicht brüderlicher aufteilt, damit das Referenzgebräu der Band facettenreicher und eigenständiger positionieren würde, siehe als Vorzeigeexemplar auch ‚Dick‚ mit handfesten Alice in Chains– Mühen.

So rackern sich Erak und die Seinen redlich daran, Just Like Vinyl für neue Perspektiven offenzuhalten, dabei aber nie wirklich den Standpunkt von The Fall of Troy zu verlassen. An sich nichts verwerfliches, und was zu Beginn der Platte in einigen umständlichen Beinahe-Hits gipfelt, verläuft sich alsbald in der tatsächlich zu gleichförmigen Egalität. Zu oft vergessen beeindruckend abgedreht wirken wollenden Songs, die leider bloß suggerieren mit ihrer Dringlichkeit und Rasanz um sich zu schlagen, auch wirklich zu zünden, zu packen, wirklich mitzureißen. Zurück bleibt eine spektakulär unspektakuläre Seifenblase aus Ideen, die theoretisch zwar alles besser macht, als jede andere Erak-Wahnsinnstat seit ‚Manipulator‚ respektive den ‚Ghost on the Horizon‚-Demos. Dennoch hinterlassen Songs wie ‚Happiness Is A Hole‚ auch den Eindruck, bloß der eigenen prätentiosen Verspultheit wegen möglichst viele Kompositionsparts unterbringen zu wollen, geradezu paradox dass die Songs trotzt der potentiellen Überforderung seltsam blutleer plätschern. Noch sagen Just Like Vinyl damit weiterhin wenig, was Erak nicht mit seiner Vorgängerband bereits (deutlich besser) gesagt hätte. Da sind The Hirsch Effekt aktuell weitaus atemberaubender, zumal noch progressiver und abwechslungsreicher in ähnlichen Gefilden unterwegs.

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