The Darkness – Hot Cakes

von am 20. August 2012 in Album

The Darkness – Hot Cakes

Für The Darkness haben die Jahre zwischen 1989 und 2003 schon nicht stattgefunden, warum also sollten sie jene zwischen 2006 und 2012 weiter beachten.

Hot Cakes‚ ist deswegen nur konsequent und knüpft nahtlos bei ‚Permission to Land‚ und ‚One Way Ticket to Hell….and Back‚ an, inhaltlich, stilistisch und phasenweise auch qualitativ irgendwo dazwischen; hat Songs parat, die trotz oder gerade wegen Vorgaben wie „die dümmsten und einfachsten Rocksongs zu schreiben“ (so geschehen im Singlevorboten und insgeheimen Mottosong der Platte ‚Everybody Have a Good Time‚) kurzweilig rocken – im Albumkontext mehr noch als im ausgegliederten Format. Das deckt wieder das ganze Spektrum von Schlaghosen und Ganzkörperglitzeranzügen, über Thin Lizzy, Queen und AC/DC- Riffs bis hin zur leidlichen Frage ab, wo hier die Ironie anfängt und wo da überhaupt der Witz ist, wenn das in jedem Fall ohne Gnade und mit derartig prallen Eunucheneiern breitbeinig rockt. Kurz: Für The Darkness haben eben die 90er und beinahe alles seit Glam- Hard- und soften Progrock nicht existiert – das tut es auch 2012 nicht, und die Zeit zwischen dem allein in England 1.3 Millionen mal verkauften Debütalbum mit Besetzungswechsel, Drogenprobleme, Bandsplits, bösem Blut und brotloseren Zeiten von Stone Gods und Hot Leg irgendwie erst recht nicht.

Alles beim alten also im dritten, im Comeback-Anlauf, Supportauftritte bei Lady Gaga hin und das endlich im Studio auf Tonband gebannte, abgrundtief absurde und langjährige Live-Schmankerl respektive vollständig okkupierte Radiohead Cover ‚Street Spirit (Fade Out)‚ her. Justin Hawkins singt auch im schmuddeligen Hobo-d’Artagnan Outfit von Sex und Schwänzen („And every man wanting so/ Wants to do/Suck my cock „), von pseudoreflexiven („Baby I was a loser/ Several years on the dough/ An English man with a very high voice /Doing rock and roll„), von Liebe in allen Auslebungen („Love is not the end/ And love isn’t just liking someone a lot/ I don’t know what love is/ But I know what love is not/ For the feint hearted/ You turn your back and it is gone/ For the feint hearted/ It can melt a heart of stone„) und vor allem natürlich: der unsterblichen Macht des Rock („I wanted to be a doctor/ I wanted to be a vet/Until I heard ‚Communication Breakdown‚/On a TDK D90 cassette„). Dazu kniddeln Justin und Bruder Dan vor Stadion-Geilheit aufgeblähte Soli und kickende Diebstahl– Tribut-Powerchords, Ed Graham und Frankie Poullain treiben in der Rhythmusgruppe gnadenlos unterstützend. Die seit jeher überlebensgroßen Höhepunkte von ‚I Believe in a Thing Calles Love‚ oder ‚Love is Only a Feeling‚ sind auch für ‚Hot Cakes‚ in unerreichbarer Ferne, selbst, wenn Songs wie ‚With a Woman‚, ‚She Just A Girl, Eddie‚ oder ‚Living Each Day Blind‚ wieder in ansatzweise greifbare Nähe rocken und vor allem die angehängten Akustikversionen vollkommen unkaschiert vorführen, was für solide packende bis wirklich gute Songs The Darkness immer noch zustande bringen.

Viel bessere eigentlich sogar, als das mit Stone Gods und Hot Leg der Fall war. Wenn ‚Hot Cakes‚, diesem so grundtypischen The Darkness-Album etwas gelingt, dann die Rechtfertigung, weswegen das Quartett wieder zusammengefunden hat. Es passiert nicht die Sound-Expansion, die auf dem rückblickend alles andere als schlechten zweiten Album ‚One Way Ticket to Hell…And Back‚ passieren musste, und der Schritt zurück tut dem Neustart dennoch gut. Fokussieren The Darkness doch bedingungslos auf ihre Stärken bzw. jene der Rockhistorie: auf geschicktes Kopieren und ehrerfülltes Verneigen, auf ihre unbestreitbar vorhandenen Qualitäten im Songwriting und der Handwerkskunst, mit mitreißenden Riffs, Hooks und Melodien, auf geschmacklose Albumcover und genug Augenzwinkern im klischeeüberhäuften Anachronismus. Aus Lowestoft kommt so immer noch Rockmusik mit unbändigem Schweißerguss, dem unvermeidlichen Griff in den Schritt, der schonungslosen Lizenz zum Headbangen und manchmal auch dem Verlangen zum Fremdschämen. Immer noch und endlich wieder ist das dann aber nirgendwo cooler als bei The Darkness.

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