The Gaslight Anthem – Handwritten

von am 20. Juli 2012 in Album

The Gaslight Anthem – Handwritten

Der Springsteen und Pearl Jam erprobte Brendan O’Brien gibt The Gaslight Anthem den Feinschliff für die großen Bühnen dieser Welt. Derartig offen aber nebensächlich zelebriert steht die so lang gehegte Affinität zum Stadion den vier aus New Jersey auch ausgezeichnet.

Handwritten‚ ist das Album geworden, das The Gaslight Anthem mit den frenetisch gefeierten Festivalauftritten der letzten zwei Saisonen praktisch versprochen haben, es ist auch die Reaktion auf den Labelwechsel zum Major und ein weiterer Schritt – der vielleicht größte bisher – hin zum Traum „Giants-Stadium“.Man kann es gut finden oder nicht, dass vom Punkrock des fulminanten ‚Sink or Swim‚ und der hallenden Dringlichkeit der “‘59 Sound‚-Hymnen nur noch die Eckpfeiler übrig gelassen wurden, dass The Gaslight Anthem ihren nach Verbrüderung schreienden Rock mit hochgekrempelten Ärmeln nun noch schnörkelloser und direkter schmettern und nicht nur ‚Here Comes My Man‚ mit „Shalalas„, „Ohohos“ und was das Interaktivtätssongwriterbuch sonst noch her gibt zupflastern, sondern  damitdie gesamten 41 Minuten ‚Handwritten‘ großzügig auslegen. The Gaslight Anthem sind mit ihrem vierten Album endgültig in der obersten Liga angekommen, die elf versammelten Songs spiegeln dies eben wieder. Da kann man es nun halt gut finden oder nicht, dass sich die Gang aus New Jersey mit Brendan O’Briens Hilfe noch weiter an das Massenpublikum anleht und ein ordentliches Schäuflein eingängigen Pop nachlegt. Schwer wird es aber, das deswegen gleich schlecht zu finden.

Weil ‚Handwritten‚ auch das Album ist, das beinahe zu unscheinbar für die gezündete Entwicklungsstufe daherkommt, obwohl es wieder zahlreiche Hits und Hymnen an Bord hat. Es versammelt simplen, archaischen Rock ohne große Schnörkel, getrieben von Brian Fallons inbrünstig vorgetragenen Nostalgiephantasien um schnelle Oldtimer, hübsche Mädels und Musik, die noch aus alten Radiorecordern tönt. Durchhalten und weitermachen heißt es, letztendlich ist doch nicht alles verloren – und als religiöses Ventil dienen The Gaslight Anthem selbst nach der großen Kreationisten-Empörung nicht, mehr oder minder anstößiges wird wieder abseits der Platte aufgekocht.
Auch kann man immer noch nicht über diese geschickt mit melancholischen Stimmungen hantierenden Powersongs schreiben, ohne Bruce Springsteen ins Spiel zu bringen, darf nun aber auch öfter Tom Petty und seine Heartbreaker erwähnen, mit viel Vorsicht sogar Pearl Jam. ‚Mae‚ schielt hingegen abwartend Richtung U2 und tritt beschauliche Euphoriewellen los, die sich episch den Weg zu emotionalen Gesten weisen und den abgesteckten Kosmos von The Gaslight Anthem zumindest partiell vergrößern. Bestätigt ‚Handwritten‚ zwar doch, dass The Gaslight Anthem nach ihren ersten beiden Alben praktisch alles wichtige gesagt haben, die Sache aber trotzdem erfrischend weitergehen kann. Vor allem auch, weil man dem ermüdenden ‚American Slang‚ nicht noch ein ausschließlich auf Nummer Sicher gehendes Album hinterhergeschoben hat.

Hardrockversuche wie das mundharmonikabeschwipste ‚Keepsake‚ baden im Refrain zünftigen Soul, ‚Too Much Blood‚ walzt gar noch schwerer unter seinem dicken Riff, Fallon nölt, greint und presst dazu in bisher ungehörter Varianz durch sein Organ während im Hintergrund der so maßgebliche Alex Rosamilia seine Gitarre oszillieren lässt. Gerade auch durch diese Momente entgehen The Gaslight Anthem jenen Unkenrufen, welche die Band in die Beliebigkeit abzudriften sehen. Aber wer mit astrein maßgeschneiderten Schmankerl wie der Vorabsingle ‚45‚, dem stetig wachsenden Titelsong, einem ungezügelten Sprinter wie ‚Howl‚ oder dem ansatzweise sperrigen ‚Biloxi Parish‚ Herzen derartig spielen höher schlagen lässt, braucht sich ohnedies keine Sorgen darum machen, dass die Fanbasis schrumpfen könnte. Selbst der knallhart kalkulierte, als tränenreicher Rausschmeißer platzierte Schmalzschmachtfetzen ‚National Anthem‚, reduziert auf Fallon, Gitarre und Streicher, hat da noch genug Charisma und Bodenständigkeit um The Gaslight Anthem bedingungslos als Herzensband zu behalten. Vor allem, weil es nach wie vor Spaß macht, zuzuhören, wie diese vier Rock’n’Roll- Archetypen in die großen Fußspuren die sie bewandern hineinwachsen. Kann man also mögen oder nicht – muss man aber beinahe. Erfolg steht aber auch nicht jeder Band so gut wie The Gaslight Anthem.

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1 Trackback

  • Brian Fallon - Painkillers - HeavyPop.at - […] ablieferndes Stück zweckdienlicher Handwerkskunst und mindestens das beste Fallon-Werk seit ‚Handwritten‚, aber auch kein rundum tolles Album […]

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