The Rifles – Big Life

von am 5. Oktober 2016 in Album

The Rifles – Big Life

Zehn Jahre nach [amazon_link id=“B00U2OKGO4″ target=“_blank“ ]No Love Lost[/amazon_link] können The Rifles auf Big Life mit noch so einer imposanten Menge an charmanten Indierock-Aufgüssen daherkommen – daran, dass man sich vor allem wegen ihres entwaffnenden Debüts an die Engländer erinnern wird, ändert mittlerweile auch ein Doppelabum mit 18 Songs nichts. 

Eine Problematik, mit der sich The Rifles offenbar selbst abgefunden haben – seit dem überzeugenden Zweitwerk [amazon_link id=“B001RJB60G“ target=“_blank“ ]Great Escape[/amazon_link] begnügt sich das Quintett immerhin damit, erspielte Sympathiepunkte geschickt, aber ohne nennenswerte neue Impulse zu verwalten. Für Big Life greifen Joel Stocker und seine Mannen nun sogar zum Überformat – man habe sich schlichtweg nicht für nur zwölf neue Songs entscheiden können. Eine nachvollziehbare Rechtfertigung, denn im Grunde funktionieren alle Songs nach dem selben bewährten England-im-Jahr-2005-Indierock-Muster – wobei mittlerweile eben nur wenig tatsächlich Eindruck hinterlässt: Radio Nowhere etwa hat diese lockere Eingängkeit, die die Rifles seit jeher gepachtet haben, das elegante Wall Around Your Heart oder vor allem das bezaubernde Kleinod Caught In The Summer Rain spielen ihre Karten geschickt aus.

In Turtle Dove meint man einen Moment, dass beinahe alles so schön wie früher sein könnte, nur um dann doch schnell auf den Boden der Tatsachen anzukommen: Man kann diese Band und ihre referenzlastigen, loyal abliefernden Nostalgie immer noch mühelos lieben – muss sich dabei aber eingestehen, dass die Refrains und Melodien einfach deutlich schwächer ausfallen, als zu den Heydays. Weil sich einfach zu viel hier so schnell in eine Beliebigkeit verliert und austauschbar wird, wo der Schmissigkeit die nötige Energie fehlt, um typische Strukturen packend aufzuwärmen. Gleich Groundhog Day nimmt mit seinem symptomatischen Titel insofern viel vorweg: Einen derart netten Singalong, der ebenso problemlos bei einem Ohr rein, wie beim anderen wieder hinaus schlendert, hat man von den Rifles trotz eingesetzter Ausstaffierungen wie schwelgende Chöre und verträumter Slidegitarren schlichtweg schon so oft gehört – nur besser.

Was man Big Life dabei jedoch in Summe zugute halten muss: Die luftigen 60 Minuten der Platte verfliegen in Windeseile, tun zu keinem Zeitpunkt weh, wären natürlich ein besseres Einzelalbum gewesen (dafür kommen Klischee-Fingerübungen wie Misunderstood oder Go Do What You Like einfach zu flüchtig daher) und leisten sich dennoch keinen kompletten Ausfall (auch wenn ausgerechnet das schmalzige Victoria gleich noch eine Akustik-Version spendiert bekommt und das mit zwielichtigen Ska-Einflüssen liebäugelnde Numero Uno einen Refrain auftischt, der penetranter kaum zünden könnte) weil The Rifles ihren Songs dann doch hin und wieder gewinnende Ideen gönnen, um sie nicht vollends in die bekömmliche Bequemlichkeit abdriften zu lassen.
Das schunkelnde Barpiano im flapsigen Go Do What You Like oder dem unverbindlichen Jonny Was A Friend Of Mine beispielsweise; das feine Real Estate-Imitat Motorway mit seinen dängelnden Gitarren; die Synthie-Dramatik im letztendlich zu gefällig plätschernden Independent; die käsigen Coldplay-Streicher im Titelsong, die nicht über einen weiteren austauschbar 0815-Song hinwegtäuschen, aber sich kompositorisch schlüssig auflösen; und vor allem die intime Gitarrenballade Young For a Day mit ihrem herzig lethargisch-ambitionierten Kinderchor.

Heavy Weather will zum Abschluss dann episch aufmachen, dümpelt aber so frustrierend belanglos um Versprechen, die nicht eingelöst werden, wo Big Life sich generell wie ein wenig zwingendes Eiern um das vorhandene Potential anfühlt – und dabei auch nicht die Konzentration von None the Wiser besitzt. Theoretisch haben Nummern wie das poppige Never Been That Close deswegen vielleicht alles, um sich wieder in unmittelbare Herzensnähe zu spielen – praktisch fehlt ihnen allerdings das gewisse Fünkchen Hartnäckigkeit, das mitreißende Feuer und schlichtweg die Magie, um selbst im besten Fall über das generische Mittelklasseniveau hinauszukommen.
Man muss sich so mit einer angenehm unaufdringlichen Sommer-Hintergrundbeschallung ohne Langzeit- oder Tiefenwirkung begnügen. Viel wichtiger aber: Einem Album, das die Sympathiewerte der Rifles mühelos auf der sicheren Seite verwaltet.

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