Ein Jahr in Platten mit: Messer

von am 1. Dezember 2012 in Adventskalender 2012, Featured

Ein Jahr in Platten mit: Messer

2012 war auch ein Jahr vieler großartiger Platten toller Bands. Einige davon haben es uns aber besonders schwer angetan – ein Grund mal nachzufragen, was gerade diese Musiker denn dieses Jahr an Veröffentlichungen so richtig gut fanden. Den Auftakt machen Messer aus Münster, die mit ihrem zwingenden Postpunk auf ‚Im Schwindel‚ mal eben zumindest eines der schlicht besten Debütalben der letzten Jahre vorgelegt haben.

Hendrik Otremba (Texte und Gesang):

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So würde ich gerne singen können, diese Stimme ist magisch. Und obwohl hier eine unglaubliche Schönheit entstanden ist, in einem ganz klassischen Sinne, atmen Merchandise die Luft von Punk und Avantgarde. Nicht nur die sechs Stücke des Albums, auch die Protagonisten der jungen Gruppe, ihre Philosophie und ihr Selbstverständnis sind mehr als beeindruckend. Ich habe keine Platte aus dem Jahre 2012 so oft gehört wie ‚Children Of Desire‚. „I kissed your mouth and your face just disappeared …“ „

[amazon_link id=“B0083VZ5OO“ target=“_blank“ ]Beak> – ‚>>‚[/amazon_link]
Alles, was Geoff Barrow anfasst, wird zu Gold in meinen Ohren. Ich freue mich schon lange auf das kommende Portishead-Album, aber seid Beak> regelmäßig Platten rausbringen und damit schnell deutlich gemacht haben, dass es sich nicht um ein Seitenprojekt handelt, sondern um ein Labor, das für sich selbst forscht, bin ich auf die in schnellerer Taktung erscheinenden Releases des krautigen Trios mindestens genauso gespannt. ‚>>‘ definiert den Begriff deep neu. Und dann sind da ja auch noch Anika und Drokk … Krass!

[amazon_link id=“B00861J3HQ“ target=“_blank“ ]John Maus – ‚A Collection of Rarities and Previously Unreleased Material‚[/amazon_link]
Hier hat Maus Stücke aus den verschiedenen Stadien seiner bisherigen Schaffenszeit versammelt, und es ist schön zu beobachten, wie er seinen Vorstellungen von Sound konsequent treu geblieben ist, sich dabei aber trotzdem immer weiter verändert hat. Die Entwicklung und seine unschuldige Weirdness haben zur Folge, dass er erfolgreicher geworden ist, ohne seinen Reiz zu verlieren. Auch die unendlich schlechte Titelstory des Musikexpress ändert nichts daran. ‚Bennington‘ auf der B-Seite ist eines seiner größten Stücke. Und das Album-Cover, eine Fotografie Wolfgang Tilmanns, ist das erste Artwork von Maus, das mir wirklich gefällt.

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Uh, diese LP in meinen Top 5? Der Grund ist eigentlich ganz einfach: Musik ist häufig mehr als nur Klang und wird wahrgenommen im Kontext von Künstlerbiographien, Herkunft, Background oder Haltungen – das ist ja auch toll und gibt dem Ganzen ein identitätsstiftendes Potential. Musik ist manchmal aber auch einfach nur geil, ohne die Hintergründe. Über Beach House weiß ich nichts, nur dass mir ihre Musik die Schuhe auszieht. Außerdem leuchtet das Artwork im Dunkeln. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

[amazon_link id=“B009MFA2NE“ target=“_blank“ ]X-TG – ‚The Final Report/Desertshore‚[/amazon_link]
Das letzte Throbbing Gristle-Album, ohne Genesis Breyer-P-Orridge nur noch unter dem Namen X-TG, und das Langzeitprojekt ‚Desertshore‚ – ein Coveralbum von Nicos LP aus dem Jahre 1971, bestehend aus Kollaborationen mit Blixa Bargeld, Gaspar Noé, Sasha Grey und ein paar weiteren Liebhabern des Abseitigen – war zu einem Werk zusammengefasst innerhalb eines Tages ausverkauft, ich habe es bisher auch noch nicht gehört. Aber mit viel Glück habe ich noch ein Exemplar bei einem kleinen Versand vorbestellen können. Sleazy ist mittlerweile tot, und die fünf Minuten, die ich Chris & Cosey neulich vor einem Messer-Konzert in Holland noch sehen durfte, sind im Vergleich zu dem, was mit Throbbing Gristle damals Ende der 70er/80er Jahre abging, sicherlich nur kalter Kaffee – gleiches gilt vielleicht auch für den England-Import, den mir der Postbote hoffentlich bald bringen wird. Trotzdem habe ich mich seit ‚Im Schwindel‚ (und hier lag es wohl an der anderen Perspektive) nicht mehr so auf eine Schallplatten-Veröffentlichung gefreut.

Pogo (Bass):

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Brutal, apokalyptisch, krank aber auch schön und hoffnungsvoll, vereint auf einer Platte. Eine gnadenlose Abrechnung mit der Rockmusik wird fortgesetzt! Bravo.
P.S.: Meine Ohren pfeifen immer noch von dem Konzert.

[amazon_link id=“B0083VZ5OO“ target=“_blank“ ]Beak> – ‚>>‚[/amazon_link]
Als ich die erste Beak> Platte erstmals hörte, fuhr ich gerade auf einer Autobahn in der Schweiz. So überwältig von dem was da passierte, fuhr ich zu schnell und wurde schließlich geblitzt. Resultat: ca. 400 € Strafzahlung. Zum Glück ist mir das mit der Strafe bei dem zweiten Album bisher noch nicht passiert. Gut so! Um so schöner, dass musikalisch hier – im Gegensatz zum ersten Long-Player – noch zwei Schippen drauf gelegt wurden.

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Zum Teil in den 60ern aufgenommen und irgendwie trotzdem aktuell. Außerdem hat selten eine Band so eine gute
Rhythmus-Sektion gehabt wie Can (Vgl. ‚Millionenspiel‘)!

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Sehr schöne Weiterentwicklung. Progressive-Dancefloor-Rock! So macht tanzen viel mehr Spaß.

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Scott Walker ist wohl der Robbie Williams der Avantgarde-Musik. Im Vergleich zu den Vorgängern irgendwie zugänglicher aber immer noch Anti. Gerade auf Grund von Walkers Vergangenheit, sind die musikalischen Spätwerke um so schönere Statements.

Philipp Wulf (Schlagzeug):

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Keine Platte habe ich dieses Jahr so viel gehört und so tief in mir aufgesogen. Rockmusik ist immer noch schön. Thurston merkt jetzt vielleicht auch, dass er Lee in der Vergangenheit ein paar mehr Songs hätte zugestehen können.

[amazon_link id=“B009P3PRB0″ target=“_blank“ ]Merchandise – ‚Children of Desire‚[/amazon_link]
Früher haben diese Typen in Straight Edge-Hardcore-Bands gespielt, dann haben sie Marihuana entdeckt und damit auch neue Möglichkeiten. Nicht nur deswegen fühle ich mich ihnen verbunden. Ich mag es, wie hier ein üblicherweise als britisch
identifizierbarer Sound (4AD oder auch Morrissey und New Order) in ein krachiges, elektronisches Gewand mit einem deutlich spürbarem Punkspirit gekleidet wird.

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Über diese Platte wurde so vieles geschrieben. Einiges davon traf zu. Es muss hier jetzt also nicht noch mal Düsseldorfs Musikhistorie aufgerollt werden. Diese Platte kickt einfach und ja, sie kommt aus Düsseldorf. Mir  wäre sie mit jeder Herkunft recht. „Pack den Tabak ein/ Du bist frei.

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Insbesondere live sind Ceremony immer wieder ein Spektakel. Wo viele Punkbands nach den immer gleichen Verhaltensmustern agieren, weiß man bei Ceremony nie, was im nächsten Augenblick passieren wird. Auf Platte haben sie sich meiner Ansicht nach kontinuierlich gesteigert. ‚Zoo‚ gefällt mir sogar noch besser als die schon fantastische ‚Rohnert Park‚ LP und die ruppigen Power Violence-Anfänge.

[amazon_link id=“B007LU96MA“ target=“_blank“ ]Ursprung – ‚Ursprung‚ [/amazon_link]
Das ist Pantha du Prince mit dem mir zuvor unbekannten Gitarristen Stephan Abry. Musik, die auf eine innere Leinwand Bilder projiziert, von denen man nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Man findet Bezüge zu der elektronischen Seite von Krautrock“, z.B. Cluster, die bei mir ohnehin rauf und runter laufen. Außerdem bleibt es mit einer Platte wie dieser spannend zu verfolgen, was der Pantha als nächstes macht.

Besten Dank an dieser Stelle nochmal für’s Mitmachen an die Band im Allgemeinen und Hendrik Otremba im Speziellen!
Messer – ‚Was man sich selbst verspricht‚:

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