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Mögen die Kritiker doch behaupten, was sie wollen: Vultures 1 ist mit ziemlicher Sicherheit das beste Studioalbum, das ein antisemitischer Ex-US-Präsidentschaftskandidat, Trump-Fan und Hitler-Bewunderer dieses Jahr veröffentlichen wird.
Kanye West übersetzt die konfusen Selbsttherapie-Skizzen von Ye in einen pseudo-christlichen Kontext und verkauft den ebenso unausgegorenen wie egozentrischen Clusterfuck Jesus is King als spirituelles Gospelalbum.
Wenn bipolare Störungen zur Superkraft erklärt werden: Dem egozentrischen YE gelingt es, als plakative Reflektion über die psychischen und suchtindizierten Probleme der Figur (und/oder des realen Menschen) Kanye West zu faszinieren. Dahinter steht jedoch eine weitestgehend instabil zusammengewürfelte Songsammlung, in der die Grenzen zwischen Zurückhaltung und uninspirierter Beschäftigungstherapie ohne Höhepunkte verschwimmen.
Eine weniger chaotische, publicityperfektioniert impulsive Veröffentlichungsgeschichte hätte man sich kaum ausdenken können; und nichts hätte optimaler zum wahnwitzigen 'The Life of Pablo' gepasst. Stand der Dinge: Unzählige Terminverschiebungen, Artwork- und Titelwechsel, gecancelte Vorabsongs, eine an Absurdität kaum zu überbietende Releaseparty und aufgesetzte Twitterproduktionen später ist das siebente Kanye West-Werk da - zumindest in seiner vorübergehenden Form -, aber entgegen aller Ankündigungen eher nicht das beste Album aller Zeiten.
"Hurry up with my damn massage / Hurry up with my damn ménage / Get the Porsche out the damn garage/ I am a god". Danach ordert Kanye aggressiv Massagen, ist ungeduldig wenn es darum geht in Pariser Cafes auf Croissants zu warten, genießt "asian pussy"'s nur mit "sweet and sour sauce" und hat auch sonst noch die eine oder andere Lebensweisheit parat: "You see there's leaders and there's followers/ But I'd rather be a dick than a swallower".
So viele tolle Alben, so wenig Platz: wie auch die EP-Sektion hätten die Honorable Mentions 2023 aus allen Nähten platzen können - bleiben aber dann doch auch weiterhin rigoros auf 15 Nennungen von Lieblingsalben abseits der regulären Top 50 beschränkt.
Kendrick Lamar bleibt der Tradition treu, seinen Studioalben Teile der The Heart-Reihe voranzustellen. Der Mr. Morale & The Big Steppers ankündigende Part 5 ist dabei ein Highlight der Serie - und verspricht, dass der 34 jährige Rapper auch nach einem halben Jahrzehnt Quasi-Funkstille seine Vorreiterrolle behaupten dürfte.
It’s Almost Dry - aber eben wirklich nur almost: Vier Jahre nach Daytona ist Pusha Ts prolongiertes nächstes Meisterwerk tatsächlich auf dem bestem Weg dorthin, bringt seine Kasse dann aber doch nur beinahe in trockene Tücher, und fühlt sich letztendlich einfach unrund an.
Mit dem unsäglichen Release-Zirkus rund um Donda lenkt Kanye West unnötigerweise davon ab, dass er Abstract Mindstate mit Dreams Still Inspire zu einem absolut überzeugenden Comeback verholfen hat.
Neun Jahre nach Undisputed (und knapp einen Monat nach dem Ableben von DMX) kann man Exodus erstaunlich wohlwollend begegnen, weil es im Gegensatz zu so vielen posthumen Alben kein vollständiges Desaster geworden ist.