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Alice In Chains kehren für Rainier Fog knapp 22 Jahre nach dem selbstbetitelten Schwanengesang mit Layne Staley nach Seattle zurück: Ein Tribut im selbstreferentiellen Sound an die eigene Vergangenheit sowie an verstorbene Weggefährten.
Alice In Chains nehmen jedweden Ansatz von Nostalgie wertkonservativ in die Mangel: Das Klassiker-Fließband der Institution um Jerry Cantrell läuft kurz vor dem Release des sechsten Studioalbums ohne jede Abnutzungserscheinungen.
"The devil put dinosaurs here/ Jesus don't like a queer/ No problem with faith/ Just fear" heißt es im Titelsong der zweiten Platte im zweiten Leben von Alice in Chains. Neben dem schmerzhaften Blick in das destruktive Innere ihrer Seele erlaubt sich die Seatle-Legende diesmal auch politische und religionskritische Texte.
Portrayal of Guilt haben mit ihrem Debütalbum (natürlich? natürlich!) keineswegs das traditionsbewusste Screamo-Feuerwerk aufgenommen, dass man sich nach der selbstbetitelten EP von 2017 erwartet hatte. Viel mehr ist Let Pain Be Your Guide die Skizze eines größeren Masterplans geworden.
2018 war das Jahr, das rückblickend wohl als Beginn des Endes der Popmedien herhalten wird müssen. Mit "Fast" Eddie Clarke, Dolores O'Riordan, Mark E. Smith, Jóhann Jóhannsson, Caleb Scofield, Scott Hutchison, Stewart Lupton, Vinnie Paul, Richard Swift, Conway Savage, Mac Miller, Montserrat Caballé, Thomas Diaz, Pete Shelley und zahlreichen weiteren sind auch wieder viele große Musiker und Legenden endgültig abgetreten.
Perlen vor die Säue: Erst sobald man sich auf Let Our Names Be Forgotten durch die mediokre Unausgegorenheit von Ragana gekämpft hat, servieren Thou zwei absolute Highlightsongs ihres makellosen Wahnsinnsjahres.
Thou pflegen Traditionen und genießen neue Perspektiven: Magus übernimmt im Ansatz das Erbe von Heathen, führt aber vor allem die Fäden der dem fünften Studioalbum vorauseilenden drei EP-Herolde (alias Ceremonies of Consolidation) stilistisch zusammen.
Auch auf der letzten der drei Ceremonies of Consolidation-EPs erfindet sich die Urgewalt aus New Orleans bis zu einem gewissen Grad neu: Rhea Sylvia ist tatsächlich die angekündigte Verneigung vor Alice In Chains geworden - wenn auch wesentlich subtiler, als erwartet.
Selbst der Auslagenwechsel von The House Primordial konnte unmöglich auf den neuerlichen Stilwechsel vorbereiten, den Thou knappe vier Wochen später auf dem Weg zu Magus vollziehen: Die Doom-Macht aus Baton Rogue zelebriert auf Inconsolable atmosphärischen Dark Folk mit Slowcore-Tendenzen und weiblichen Hauptdarstellerinnen.
Chapeau: Der alleinerziehende The X-Faktor-Papa Jeff Gutt erledigt seinen Job als Scott Weiland-Ersatz überraschend gut, die Kernzielgruppe kann zufrieden sein. An das zweite selbstbetitelte Schon-Wieder-Comeback der Stone Temple Pilots wird man sich wohl dennoch nicht lange erinnern.