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Ganz Österreich pilgert zum diesjährigen Nova Rock Festival. Ganz Österreich? Nein! Eine unbeugsamer Genre-Hybrid namens Elder leistet schließlich triumphalen Widerstand und füllt das Orpheum Extra.
Die den Crust und Grindcore als willfährigen Sandsack nutzenden Elder Devil sind längst zur vierköpfigen Band gewachsen, demonstrieren diesen Zustand pandemiebedingt aber erst jetzt mit Fragments of Hell.
Elder-Songs sollten immer in die freie Wildbahn einer realen Konzertsituation entlassen werden. Daher das zuletzt aber ja nur schwerlich möglich war, spendiert die Band zumindest In Procession / Halcyon (Live Session).
Progressiver Heavy Rock, in die Psychedelik gebeamt: Elder entfernen sich auf Omens weitestgehend vom exzessiven Stoner Rock rund um den hauseigenen Zenit Lore (2015) und bündeln die Perspektiven von Reflections of a Floating World (2017) und The Gold & Silver Sessions (2019) so strukturoffen wie möglich.
Elder arbeiten bereits am Nachfolger zu Lore (2015) und Reflections of a Floating World (2017), legen jedoch erst einmal eine Verschnaufpause ein: The Gold & Silver Sessions ist “an experimental EP of ranging psychedelic jams" - zurückgelehnter Progressive Rock, der zum psychedelischen Folk und Krautrock flaniert.
Grindcore ohne Scheuklappen, gnadenlos eingestellt: Elder Devil halten mit ihrem Langspieler-Debüt The Light Dimmed Eternal nahezu alle Versprechen, die sie 2017 über den grandiosen Einstand Graves Among the Roots gegeben haben.
Während das Doom-Duo Keeper seit ihrer fantastischen 2015er-Pestbeule The Space Between Your Teeth auf neues Material warten lässt, tobt sich deren eine Hälfte Jacob Lee nicht mehr nur mit Skull Incision oder ¯\_(ツ)_/¯ aus, sondern legt im Verbund mit Graves Among the Roots nun auch die erste EP von Elder Devil vor.
Hätten Elder ein zweites Lore aufgenommen - die Stoner-Doom-Welt würde ihnen wohl abermals derart anstandslos zu Füßen liegen, wie sie es bereits bei dem Durchbruchsalbum 2015 tat. Stattdessen nimmt sich die Band um Nick DiSalvo Raum und Zeit, wächst (sowohl personell als auch stilistisch) über bisherige Horizonte hinaus und trägt ihren Sound in den psychedelischen Progrock.
Lore ist massiv und mächtig, auf dem unbarmherzigem Monster-Groove-Fundament von Jack Donovan und Matt Couto erbaut, verschwimmt entlang der weitläufigen Gitarrenarbeit von Nicholas DiSalvo aber vor dem inneren Auge zu einer so schweißtreibenden wie hypnotisierenden Traumlandschaft von unermesslicher Tiefe. Ein passenderes Artwork hätte Adrian Dexter insofern kaum abliefern können, während sich Elder auf ihrem dritten Studioalbum folgerichtig selbst übertreffen und ihren bereits seit jeher so imposanten Stoner Rock mit auf Lore mit progressiven, beinahe psychedelisch nachwirkenden Anleihen bis in die Transzendenz treiben - das lässt in seiner unbändigen Spielfreude nicht selten an die Könige von Motorpsycho denken. Dass Nick DiSalvo im Rahmen des Heavy Adventskalender eine Vorliebe für skandinavische Bands erahnen lässt, ist insofern ebenso stimmig wie die Tatsache, dass Elder mittlerweile auch auf dem Ausnahme-Label Stickman Records untergekommen sind.
Auch wenn Elder deutlich weniger geradlinig agieren und der Vergleich ohnedies in vielerlei Hinsicht hinken mag: mit ihrem dritten Album hat das Trio aus Boston in gewissem Maße das musikalische Pendant zu Mad Max: Fury Road aufgenommen.