A.A. Williams – A.A. Williams

von am 3. Februar 2019 in EP

A.A. Williams – A.A. Williams

Was für ein Einstand! A.A. Williams, eine Singer-Songrwriterin aus Greater London, sorgt mit ihren introspektiven Endzeitballaden innerhalb des Rosters von Holy Roar Records für gewaltige Aufregung.

Was zwischen aktuellen Labelkollegen wie Portrayal of Guilt oder Rolo Tomassi im Umfeld der auf kasteienden Metal abonnierten Plattenfirma mit der offenkundig vergleichsweise leichter verdaulichen Ausrichtung der szeneabgenabelten A.A. Williams zu tun hat.
Immerhin positioniert sie ihre erste selbstbetitelte EP als eine hypnotisch in Trance versetzende Melange aus pastoralem Slowcore und Zeitlupen-Rock, gefühlten kammermusikalischen Dark/Death-Folk-Versatzstücken und archaischen Shoegaze-Americana über eine bekümmert-melancholische Dreampop-Aura mit karger Rhythmik, gegärbt funkelnden Melodien und stimmungsvoll schwelgenden Gitarrentexturen samt resignierend-traumwandelnden Vocals. Eine Verbindung, die A.A. Williams etwas massives und unbeirrt stoisch voranschreitendes verleiht, über den Dingen schwebend jedoch niemals wirklich greifbar scheint, und eine apokalyptische Resignation und wärmende Hoffnung in sich trägt.

Die Kompositionen beginnen in der Regel zurückgenommen, legen sich aber mit Fortdauer und disziplinierter Leidenschaft immer kraftvoller in ihre Idee – was im Verlauf der Stücke keinerlei Überraschungen zulässt, aber auch eine Tiefenwirkung fordert, in der man sich verlieren kann. Verhaltene Painoanschläge verschwimmen also im beschwörenden Control, das monoton und leise seine Dramatik findet, mit Fortdauer wächst, während der Gesang auf entrückte Weise distanziert bleibt. Das ebenfalls seit 2018 bekannte Cold bremst das Tempo noch weiter ab, hat eine aufrichtige, ausdauernde Haltung und Eleganz, und klingt, als würde Sharon Van Etten eine Vision von Dylan Carlson intonieren.
Das wundervoll düster glimmernde Terrible Friends macht die Perkussion danach lange nur zum Akzente ausschmückenden Element, bevor die ätherisch-elegische Nummer ohne Hast (aber subtilen Streichern) die Sonne aufgehen lässt. Strukturell sehr ähnlich gestrickt dann auch der Closer Belong: Eine Miniatur, zu der Williams „I don’t belong here“ fleht, während das Spektrum sich sanft immer weiter am Postrock und fürsorglich Post Metal bewegt, ohne dafür seine traurige Verletzlichkeit mit Brutalität zu überspielen.

Womit sich A.A. Williams so eklektisch wie genau genommen wenig originär arbeitend in der Nähe von Emma Ruth Rundle und Jay Jayle verortet, phasenweise Cat Power aus der Chastity-Perspektive Revue passieren lässt oder die rumorendsten Momente von Ex:Re mit der Ästhetik von Rose Kemp verbindet, und Assoziationen von Chelsea Wolfe auf sphärisch getragene Streifzügen zu Earth schickt, ihre emotionale Heavyness also mit einer unheimlich fürsorglich streichenden Kontemplation berichtet.
Trotz der relativ sparsamen Inszenierung gestalten sich die 20 Minuten der EP bestimmt und ausformuliert, nehmen gerade imaginativ viel Raum ein und funktionieren vor allem über die breite Tragfähigkeit der Platte. Eine gewisse Gleichförmigkeit gehört da deswegen durchaus zum in sich geschlossenen Wesen von A.A. Williams, einem immer weiter ans Herz wachsender Grower von zeitloser Wärme, der die bis zu enthusiastischen Roadurn-Schlangen reichende Vorschusslorbeeren mühelos rechtfertigt.

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