American Football – Rare Symmetry / Fade Into You

von am 18. Dezember 2021 in Single

American Football – Rare Symmetry / Fade Into You

Großes Kino mit wehmütigem Beigeschmack: Das grandiose Doppel aus Rare Symmetry und Fade Into You ist auch das letzte Material, das American Football mit ihrem unersetzlichen Schlagzeuger Steve Lamos aufgenommen haben.

Knapp ein halbes Jahr nachdem Lamos die Band offiziell verlassen hat, prägt sein jazzig vertracktes Spiel die 14 Minuten dieser Non-Album-Single nicht nur durchwegs – am Ende des Mazzy Star-Covers schleichen sich auch nostalgische Trompeten-Schwaden in das Geschehen und wirken wie der finale Farewell-Gruß an den Mann, der neben seiner Schlagzeugarbeit auch die Bläser in den American Football-Kosmos dirigierte.
Schon davor fühlt sich das Kurzformat aber wie ein geschlossener Kreis aus, wenn der Bogen des dritten Studioalbums aus dem Jahr 2019 gefühlt ein Stück weit zurück zum Debüt gespannt wird.

Rare Symmetry eröffnet jedenfalls mit seinen typisch oszillierend ineinander verzahnten, bimmelnd und plingend-weichen Math-Gitarren über kantig-eigenwilligen Rhythmen, verträumt und sehnsüchtig. Die von Kinsella verfolgten Melodien sind ebenso eingängig wie komplex, bleiben wie alte Bekannte hängen, die etwas nicht fassbares an sich haben.
Zur Mitte hin macht der Song gar zur großen Geste auf, als würden Death Cab for Cutie Coldplay zeigen, wie man die Stadion-Geste als intime Emotion zaubert – nur dass American Football nach dem ästhetischen Klimax noch weitergehen und umso betörender und anmutiger der Elegie schmeicheln.

Die bereits unzählige Male gecoverte Mazzy Star-Nummer Fade Into You wirkt dagegen zuerst weniger essentiell, bis man realisiert, wie homogen sich American Football die Komposition zu Eigen gemacht haben, obwohl Kinsella und Co. ihre eigenen Vorzüge über weite Strecken der Essenz des Originals anvertrauen.
Auf einem traurig entschleunigten Piano deklinieren das Quartett seine Trademarks countryesker am schleifenförmigen Americana-Shoegaze, bevor Mike einen Schritt vom Mikro zurück macht und im kontemplativen Perlen der Gitarren Miya Folick das Rampenlicht überlässt, erst spät wieder zurückkehrt, um die Harmonien in die Synergie dreampoppig und postrockig zu bündeln. So wundervoll – und doch den Schatten des Abschieds untrüglich mit sich tragend.

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