Oliver
Mit der Speerspitze aus dem regelrecht brachial Druck machenden Titeltrack und dem unmittelbar in einen spielerischer-tänzelnden Hit verfallenden 'Mountain at My Gates' haben Foals bereits im Vorfeld ihres vierten Studioalbums klargemacht, zu was für einer kraftvollen, konsenstauglichen Rockband sich die einst so hektischen Mathfrickler längst ausgewachsen haben.
25 Jahre nach 'Fakebook' holt die Indie-Institution aus Hoboken Zweitgitarrist Dave Schramm zurück an Bord und wiederholt das Konzept der 1995er-Platte: Yo La Tengo covern sich selbst und andere und mischen dazu zwei neue Nummern in den minimalistisch gehaltenen Kanon.
Mit zwei Alben ohne nennenswerte Langzeitwirkung im Rücken holten die Fratellis für 'Eyes Wide, Tongue Tied' mit Tony Hoffer einen alten Bekannten zurück, der gleich mal nahezu alle Kompositionen über den Haufen warf, die das Trio bis dahin für ihr viertes Studioalbum parat hatte. Zu bedeutend mehr als supereingängigen Belanglosigkeiten konnte der Goldesel-Produzent seine schottischen Kunden bei der zweiten Zusammenarbeit allerdings nicht motivieren.
Vielleicht ist Frank Carter ein ambivalenter Chaot, vielleicht musste er seinen Kopf erst wieder für intensiven Hardcore Punk freibekommen, vielleicht ist er schlichtweg ein erfolgsgeiler Wendehals. Fakt ist jedoch: auf 'Blossom' tut er in erster Linie endlich wieder das, was er am besten kann.
Wo Dan Andriano bei Alkalino Trio aus der zweiten Reihe kommend insgeheim schon längstens für die Highlightmomente bei den Punkrockern aus Illinois zuständig ist, gelingt ihm auch als Solokünstler nun schon zum zweiten Mal, woran Matt Skiba erst unlängst wieder mit 'Kuts' gescheitert ist: Sich von der übermächtigen Stammband zu emanzipieren.
Eine - dezent, aber nichtsdestotrotz - aus dem Kontext fallende, falschen Fährte wie die in konstanter Schieflage walzende Vorabsingle 'Sparks', in der sich Beach House mit Shoegaze-Gitarren und dröhnenden Synthies auf die Spuren von My Bloody Valentine begeben, hätten sich Victoria Legrand und Alex Scall in Hinblick auf das stimmige Gesamtgefüge ihres fünften Studiowerk eventuell verkneifen können.
16 Jahre nach '2001' ist das anstelle von 'Detox' erschienene 'Compton' kein weiteres wegweisendes Meisterwerk geworden und fühlt sich auch nicht nach dem versprochenen "großen Finale" von Dr. Dre an. Stattdessen serviert das Produzenten- und Marketinggenie Andre Romelle Young ein absolut unpeinliches und erstaunlich zeitgeistaffines Update seiner Fertigkeiten, das ihn zu gleichen Teilen als Zampano, Förderer und Zulieferern des modernen Hip Hop positioniert abtreten lässt.
Das zweite Christian Fitness Album könnte selbst für Langzeitfans der Knackpunkt für die Wahrnehmung von Noiserock-Maniac Andy Falkous werden, in der aus bedingungsloser Zuverlässigkeit plötzlich generische Routine wird.
Keine Record Store Day-Veröffentlichung, obwohl es sich so anfühlt: Trotz all der versammelten grandiosen Musik muss man sich zumindest als Langzeitfan der Indierock-Legende Pavement schon fragen, ob es die vermeintliche Raritätensammlung 'The Secret History, Vol. 1' tatsächlich gebraucht hätte.
An der Grundausrichtung hat sich bei der Allstarkombo Djevel nichts geändert: auch 'Saa Raa Og Kald' ist so generisch wie leidenschaftlich gespielter 90er-Jahre Black Metal norwegischer Prägung. Von Genrefans für Genrefans.