Black Curse – Endless Wound

von am 24. April 2020 in Album

Black Curse – Endless Wound

Black Death War Metal mit Supergroup-Power: Black Curse – ehemals rund um die Gründung 2015 noch: Maliblis – knallen auf ihrem Debütalbum Endless Wound über den nur temporären Hype hinaus.

Die größte Tugend dieses Konglomerats aus Denver ist sicher nicht die für unmittelbare Schnappatmung sorgende Beteiligung von vier Musikern, die sich normalerweise bei Khemmis, Blood Incantation, Spectral Voice oder Primitive Man tummeln, sondern seine herrlich dreckige, wirklich gnadenlos schmutzige Ästhetik, morastartige Atmosphäre und giftig-verschwitzte Ausstrahlung: Endless Wound ist ein roher Bastard sondergleichen aus der Schmiede von Arthur Rizk.
Ohne entsprechendes Songmaterial wäre das freilich wenig wert. Und hier legen Black Curse nach den drei (hier ebenfalls vertretenen) Nummern der (ebenfalls Endless Wound betitelten) ersten EP aus dem vergangenen Jahr ansatzlos nach, um ihren bestialischen Sound ergiebig mit Substanz zu füllen – wenn auch keineswegs derart nahe am in Szenekreisen herbeigejazzten Meisterwerk.

Charnel Rift tackert und ballert mit dem modrigen Röcheln von Eli Wendler gebrüllt über fiese Riffs im rauen Ambiente, doch hat der Opener zwischen seinem Geschwindigkeitskoller auch Raum für doomige Passagen mit psychotischen Ambitionen, wobei gerade der Abgang ein Katalysator für den Pit im Kerosintaumel ist. Das kurbelt extrem dynamisch und kurzweilig, wird am anderen Ende der Platte aber sogar noch überschattet, wenn Finality I Behold durch seinen repetitiv am Noiserock gewinnenden Stoizismus über knapp neun Minuten eine auslaugende, fast epische Streckbank-Konsequenz provoziert.
Spätestens hier zeigt sich aber auch, dass Black Curse trotz einer variablen Eskalation – und wohl dem Titel entsprechend – letztendlich über die gesamte Spielzeit immer die gleiche Wunde aufreißen, die emotionale Tragweite überschaubar bleibt, wenn der Schmerz irgendwann vermessen scheint, und die Selbstkasteiung gar keine Katharsis oder Epiphanie erzeugen will, sondern die Lust am Schmerz feiert.

Auch wenn zwischen diesem grandiosen Rahmen also wenige explizite Genieblitze hängen bleiben (das würgend fauchende Seared Eyes gestikuliert etwa peitschend zu Blastbeats, definiert sich aber eher über diese Form, als den Inhalt) und eher der ganzheitliche Rausch zählt (das geduldig pochende Lifeless Sanctum funktioniert nur im Kontext, als beinahe ambient-martialisches Interlude, das eine Atempause für die herumliegenden Ausbrüche anbietet), ist Endless Wound ein absolut zwingender Mahlstrom geworden.
Crowned in (Floral) Vice ballert aus dem tiefsten Höhlensystem mit nihilistischer Sucht zu einem kaputten Solo, Enraptured by Decay beerdigt seine grindig-thrashende Raserei und träumt vom psychedelischem Waterboarding, bevor das Titelstück sein Ventil mit dämonisch speiender Fratze öffnet und sich hirnwütige Gitarren rund um eine albtraumhafte Trance gönnt.
In all diesen Szenen fühlt sich Endless Wound dann auch ungeachtet der beteiligten Koryphäen wie ein hungriges Debüt mit Kinderkrankheiten und verdammt viel Potential an – was man trotz all der überhöhend ablenken könnenden Jubelpamphlete als furioses Versprechen nehmen kann, keinesfalls als Enttäuschung.

 

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