Black Map – In Droves

von am 18. März 2017 in Album

Black Map – In Droves

Mit …And We Explode haben Black Map ihren Sound abseits der Stammbands von Mark Engles, Ben Flanagan und Chris Robyn im 90er-affinen Rock gefunden. Nun erkunden sie diesen auf In Droves noch weitreichender und ausführlicher. Und gönnen sich mit größerem Label im Rücken sogar phasenweise deutlichere Anknüpfungspunkte zur Basis von Dredg, Far und The Trophy Fire.

In Droves stellt in vielerlei Hinsicht mehr als alles andere detailierte Optimierungsarbeit dar, hat sich doch seit dem Debüt vor knapp drei Jahren stilistisch wenig bei Black Map getan: Immer noch spielt das Trio aus Kalifornien kernigen bis stadiotauglichen Alternative Rock, der sich mit genügend Atemluft zu mitunter monströsen Klangwänden auftürmt, von Engles gekonnt zwischen fragilen Ausschmückungen zu brachialen Abfahrten getrieben wird, und sich dabei stets auf die Muskelkraft der so dynamischen wie prägnanten Rhythmussektion verlassen kann.

Die Entwicklung, die Black Map dabei jedoch seit …And We Explode vollzogen haben, ist zu jedem Moment auf In Droves zu spüren. Alleine der Gesang von Flanegan treibt nun akzentuierter und bestimmter, eigenständiger, steht einer Band vor, die deutlich selbstsicherer die eigenen Möglichkeiten abschöpft und weniger gradlinig durch ihre Veranlagung schreitet.
Das Zweitwerk der Quasi-Supergroup präsentiert sich darüber hinaus generell nuancierter und facettenreicher, fühlt sich aber eben auch merklich noch wohler in seine Haut und hat insofern vorhandene Stärken verinnerlicht. Vom posthardcorig-knackigen Run Rabbit Run (ein kraftvoll zupackendes Riff und die monströs groovende Bass/Schlagzeug-Achse geben sich die Hand; kompakt anziehend und trotzdem mit einer Weite ausgestattet ist das schlichtweg mitreißende Klasse) weg reihen sich also ähnlich potente Singles mit Profil an Ohrwürmer wie das sportliche Ruin. Coma Phase verbindet perkussive Wucht mühelos mit einer sphärischen Hymnik, härter konzentriert malmend als in Octavia hat man Black Map selten gehört.

Dennoch drosselt In Droves nach dem straight agierenden Debüt nun immer wieder mit viel Gespür für Balancen das Tempo. Variiert seine Schlagzahl, gönnt sich selbst mehr Raum für Expeditionen und lässt eine größere Spannweite an atmosphärischer Dichte zu. (…And We Explode’s Albumcloser ließ also doch Rückschlüsse auf den weiteren Weg der Band zu).
Das beginnt bei der dreiteiligen Interlude-Reihe Transit I bis III, die sich wie oszillierende, wabbernde, psychedelisch entrückt-träumende Reisen hin zu den Soundlandschaften von Dredg anfühlen, verdeutlicht sich jedoch vor allem in Songs wie Heavy Waves (ein ruhigeres Innehalten, das sich mit viel Melodiegespür im sehnsüchtige Szenen legt) oder Dead Ringer und No Color (bei denen Black Map schon mal Richtung Postrock-Reverb flirren). Dass ein Foxglove als sphärischer Nackenbrecher zündet, der sich dennoch den Fuß vom Gaspedal zu nehmen traut, ist durchaus symptomatisch für In Droves. Das betörend fließende White Fence lässt gar Assoziation zu den raueren Momenten von Keane zu – keine Hypothek für Black Map.

Zu beanstanden gibt es bei einem Zweitwerk, das (ungeachtet der identen Wertungen) nahezu alles um das Quäntchen besser macht als sein Vorgänger, wenig. Ohne einen tatsächlichen Ausfall (obwohl Just My Luck und Cash for the Fears vor allem nett mäandern) verbuchen zu müssen, gönnt sich In Droves primär nach dem an sich melancholisch-stimmungsvollen Indoor Kid, das trotz schmissiger Intention nur verhalten zünden will, einige wenige unbedeutende Längen auf Gesamtsicht, wo der Zugang zum packenden Material trotz der transportierten Energie jedoch auch davor manchmal zu handwerklich gerät und der emotionale Funke nicht immer überspringen will.
Vielleicht sind es die unbedingt herausragenden Genieblitze, die dem vor gefälligen Genre-Hits strotzenden In Droves fehlen, und mutmaßlich hätte eine weniger konventionelle Produktion noch mehr aus dem rundum starken Kompositionen herausgeholt. Möglicherweise misst man impulsive Momente der Hemmungslosigkeit und eventuell externe Ideen, die das fokusiert abliefernde Songwriting weniger erschöpfen.
Letztendlich egal. Denn wenn Black Map mit (dem Kollegen wie Thrice oder Bush vorerst endgültig im Rückspiegel lassenden)  In Droves nicht ohnedies bereits in der ersten Liga angekommen sind, ist dies Luft nach oben, die wohl spätestens mit Album Nummer drei egalisiert werden wird, sollten Black Map ihr beständiges Wachstum erwartungsgemäß beibehalten können.

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