Blur – Under the Westway

von am 5. Juli 2012 in EP

Blur – Under the Westway

Ob und vor allem wann sie tatsächlich auf Albumlänge weitermachen, darüber gehen die Meinungen, An- und Aussichten nach wie vor auseinander. Rechtzeitig vor der großen Werkschau ‚21‚ bringen Blur jedoch die ersten neuen Songs seit zwei Jahren auf Tonträger in den Handel.

Nicht in derartig limitierter Auflage wie ‚Fool’s Day‚ 2010, aber zumindest vorläufig auch nur für Vinylliebhaber und digitale Datensammler. Zumindest so lange jedenfalls, bis Ende Juli 21‚ in die Läden kommen wird, auf der sich die 8 Minuten der Doppel A-Seite ‚Under The Westway‚ / ‚The Puritan‚ auf CD gebrannt finden werden. Ob bis dahin die Frage, wie es mit der britischen Institution in Zukunft tatsächlich weiter geht, restlos geklärt sein wird, darauf sollte man freilich nicht wetten, ändern sich doch die Ankündigungen hinsichtlich eines achten Studioalbums überspitzt formuliert praktisch stündlich zwischenes wird bald passieren“ bis hin zu einem „nicht in diesem Leben„, die letztendliche Existenberechtigung der Sammlung als erschöpfend detaillierter Rückblick oder gleich auch allumfassende Werkschau wird sich irgendwann jedoch weisen.

Bis dahin haben der Käsemacher, der Politambitionist, der Solist und der vielbeschäftigte Tausendsassa mit den zwei neuen Nummern jedoch zumindest auf das nachdrücklichste unterstrichen, was für ein Verlust es tatsächlich wäre, wenn Blur endgültig in die Annalen der Pogeschichte eingingen – selbst dreizehn Jahre nach dem letzten Album in Vollbesetzung ‚13‚  (und eine knappe Dekade seit ‚Think Tank‚) entfalten die vier Briten unter der Federführung von Damon Albarn und dem Feinschliff von Graham Coxon ihre ganz eigene Magie, die ohne viel Aufsehen überlebensgroße Wirkungen evozieren. Weniger deutlich zeigt sich das bei ‚The Puritan‚, einem übermütig tänzelnden Song mit unverkennbarem Elektroeinschlag, ungefähr dort verankert, wo Blur mit ‚Think Tank‚ aufgehört haben bzw. die Gorillaz ihre Lager aufgeschlagen haben (/hatten?). Dass der Song in seiner intimeren, rein auf Damon Albarn reduzierten Version noch ganz andere Qualitäten entwickelt, spricht für die Komposition an sich, ‚The Puritan‚ mutiert in der Bandinterpretation – die paradoxerweise noch stärker nach Albarn-Solomaterial klingt – zu einem kurzweiligen und unterhaltsamen Fun-Track.

Under the Westway‚, die zweite der beiden am 2.Juli live via Twitter übertragenen Nummern, hat da schon mehr von dieser Magie, ist schlicht der beste Song unter dem Blur-Banner seit dem ‚Think Tank‚-Material. Eine melancholische Ballade, getragen von weit ausladenden Pianoakkorden und pastrol schüchternem Backgroundgesang, einer ungebunden vorbeischauenden Leadgitarre und einem Albarn, der vor Sehnsucht beinahe verhegt: „Paradise’s not lost, it’s in you!„. Eine deutlicher in die Breite gehende Auslegung, als noch unlängst im ‚War Child‚-Umfeld in London.
Das ‚Under the Westway‚ sich irgendwo zwischen Procol Harums ‚A Whiter Shade of Pale‚ und dem hauseigenen ‚Best Days‚ von ‚The Great Escape‚ einordnet, verstärkt das Gefühl, den Song bereits seit Ewigkeiten zu kennen nur zusätzlich, unterstreicht aber vor allem das nicht verblasste Händchen der Band, wunderschöne und zeitlose Popmusik zu kreieren – hier eben eine Hymne mit einem Auge in der Realität, mit dem anderen in einer  nostalgischen Wehmut gefangen: „Hallelujah, singing out loud, singing to you/ Am I lost in a sea, for a mad world gone/ And watch me all the west way.“ Ein potentieller Klassiker für die Band.

 

Print article

1 Trackback

  • Blur - The Magic Whip - HeavyPop.at - […] – und in gewisser Weise auch die außen vorgelassene Interims-Single ‘Under the Westway‘ – stellen dann in Aussicht, wieviel…

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen