Case Studies – This Is Another Life

von am 18. Juni 2013 in Album

Case Studies – This Is Another Life

Jesse Lortz fühlt sich auch ohne The Dutchess and the Duke sichtlich wohl einem elegischen Reich aus Rotweingetränkten Folksongs und wunderschön perlenden Americana-Schwermut. Auf dem zweiten Case Studies Album ‚This Is Another Life‚ lässt der Mann aus Seattle deswegen schon mal die Sonne scheinen und das Tanzbein schwingen. Alles mit der nötigen Träne im Knopfloch, versteht sich.

Schon ab ‚In A Suit Made Of Ash‚ torkelt das Piano vor lauter sterbensschöner Traurigkeit, das Schlagzeug rumpelt zurückhaltend mit, Lortz schmachtet erhobenen Hauptes vor leise prasselndem Kaminfeuer und Herzen schmelzen: „What does it matter/ I’ve already given my soul?/ This is another life.“ Musik aus der Lehrstube eines Will Oldham, so niederschlagend wie aufbauend. Diese eröffnende Vorgabe nimmt ‚This is Another Life‚ in weiterer Folge auf, pendelt zwischen wahrhaftigen Singer-Songwriter-Großtaten und einer überdurchschnittlich berührenden Genre-Souveränität. Wie da etwa in ‚Passage/Me In The Dark‚ das Szenario über die hoffnungslos heulende E-Gitarre immer majestätischer wird, ohne dass Lortz die Ausgangslage ausbauen müsste ist schon am großen Kino kratzende Folk-Kunst.

Wenn Lortz etwa in ‚A Beast I Have Yet To Find‚ noch elegische Streicher-Unterstützung ohne jeglichen Bombast arrangiert, gesellt sich zur allgegenwärtigen Melancholie auch noch das nötige Quäntchen Nostalgie. Case Studies sind hier weit von der eintönigen, allzu gefälligen 60s Folk-Schiene entfernt, die noch auf dem Vorgänger ‚The World Is Just a Shape to Fill the Night‚ ermüdend wirkte und allzu gleichförmig im Schatten des jungen Folk-Bob Dylan Seattle in England zu verwandeln versuchte.
Vor allem im hellen Mittelteil bricht ‚This is Another Life‚ die installierten Bausteine geradezu schwerelos schwelgend auf: In ‚Everything‚ schunkeln Case Studies über warme Orgelklänge im Untergrund, bis am Ende wieder der Strom eingeschaltet wird, Lortz und seine vier Mitstreiter sich deswegen aber nicht aus der zurückgelehnten Position aufrichten müssen. ‚Villain‚, der „erste jemals unter dem Case Studies Banner geschriebene Song“ wandelt sich im betörenden Wechselgesang von Lortz und Gast-Leadstimme Marissa Nadler über seine Gospel-Ausgangslage zur erhebenden Gemeinschaftsumarmung. ‚Driving East, And Through Her‚ macht den fröhlich groovenden Boogie und ‚House Of Silk, House Of Stone‚ kreuzt dafür den alten Dylan mit Tom Waits zum schleppenden Todesblues, bevor Lortz sich für den Schlussakt wieder am eröffnenden Duo orientiert.

Lortz ist damit im zweiten Anlauf  die endgültige musikalische Rechtfertigung gelungen, weswegen The Dutchess and the Duke zugunsten von Case Studies beerdigt werden mussten – zumindest im Ansatz ist ‚This is Another Life‚ dazu auch die Platte geworden, für die John Grant auf ‚Pale Green Ghosts‚ zu sehr in Tanzlaune war und auch Phosphorescent jüngst die Elektronik zu sehr forcierte. Ein tradionsbewusstes Rührstück also.

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