Conan – Existential Void Guardian

von am 20. September 2018 in Album

Conan – Existential Void Guardian

Auf den Erstkontakt ernüchternd: Existential Void Guardian ist weitestgehend Business as Usual von der heavy Caveman Battle Doom-Macht und insofern wohl auch die erste kleinere Enttäuschung aus der Höhle von Conan. Allerdings eine durchaus verkraftbare: Nach und nach stellt die Klasse dieser Prinzipientreue nämlich souverän zufrieden.

Was bei einer seit jeher derart massiv zu Werke gehenden Band stets zu leicht übersehen werden konnte, sind die im Radius um den Signature Sound von Monnos (2012) durchaus stattfindenden Evolutionsschritte, die sowohl Blood Eagle (2014) als vor allem auch Revengeance (2016) mit Bassist/Produzent/Zweitstimme Chris Fielding als kongeniale Doppelspitze machten, ohne die klare Conan-Handschrift dafür aufzugeben. Gerade der direkte Existential Void Guardian-Vorgänger Revengeance wurde mit vergleichsweise ordentlich rumorenden Pferdestärken im Antrieb sowie seinen latenten Expansionsgedanken zu einem Prunkstück der makellosen Diskografie.
Eine Bürde, der Mastermind Jon Davis anhand von Studioalbum Nummer 4 nun auf regelrecht reaktionäre Weise begegnet. Weniger, dass er sich über weite Strecken damit begnügt, den Qualitätsstandard mit einem gewissen Baukastenprinzip zu stemmen – dafür lässt sich unter der Lupe mit etwa ein variiertes Distanzgefühl in den dräuenden Schlachtruf-Vocals (diesmal primär ohne duales Gimmick) ausmachen oder über weite Strecken auch durchaus eine neue Kompaktheit im Songwriting entdecken: Die Gesamtspiellänge von gerade einmal 36 Minuten bei 7 Stücken spricht für sich.
Und natürlich ist da diesbezüglich mehr als alles andere auch Paincantation – 20 Sekunden atmosphärische Ambientaufwärmübung und knapp 30 Sekunden infernales Grind/Death-Geboller mit rasenden Blastbeats (als Vorstellungsrunde für Neo-Schlagzeuger Johnny King, der ansonsten pflichtbewussten Dienst an der Sache versieht) und skandierenden Stakkato-Geschrei, die die Kampfreihen nicht episch von der nächsten Anhöhe beobachten, sondern mitten drinnen im Getümmel brüllen.

Abseits derartig trollender Details und expliziten, im Kontext doch auch unausgegoren wirkender Ausnahmen von der Regel, ist Existential Void Guardian jedoch mehr als alles andere auch ein Schritt zur Basis geworden, auch zurück in die Komfortzone.
Gleich Prosper On The Path drosselt pflichtbewusst das Tempo und walzt mit der archetypischen Macht der Conan’schen Heavyness aus tieftönenden Riff-Planierraupen und arschtight arbeitenden, wuchtig-peitschenden Rhythmen, setzt dafür den Standard, auf dem die feuchten Doom-Träume Existential Void Guardian ganz allgemein gebaut sind – da kann der Opener hinten raus auf seine letzten Meter noch so sehr die kollektiv abgehende Abfahrt mit dual gebrüllten Ohrwurm-Charakter von der Leine lassen.
Ein Amidst The Infinite schleppt sich folgerichtig wie in hypnotischer Trance mit aller Zeit der Welt im Rücken, praktiziert eine meditative Härte zwischen asketischer Ausdauer und subtil melodieverliebten Texturen, bevor Vexxagon praktisch ein Gateway-Triumph in die Welt von Conan darstellt: Zähflüssig und brutal hat die Band vielleicht schon stärkeres Material als diesen abholenden Herold abgeliefert – doch werden charakteristische Grundbedürftnisse hier mit einer derart unbedingten Effektivität bedient, die ungeniert auch ungeniert die Coda von Volt Thrower recycelt. Ein bisschen Autopilot darf diesmal eben sein.

Besagtes Volt Thrower hat jedoch nicht nur seinen Titel als zusätzlichen Pluspunkt, sondern auch eine Rhythmussektion, die mit feinem Gespür für Variationen schiebt und wuchtet und mit Davis‘ dominierendem Motiv durchaus für ikonische Nackenmuskulaturübungen sorgt, während Eye To Eye To Eye eine brutal malmende Badass-Riffkaskade vor einem zuerst beinahe hardrockig aufs Gaspedal tretenden Leviathan auspackt, der später immer mehr zum ausblutenden Geduldsspiel wird.
Ein auf Existential Void Guardian nur partielles Aufgreifen von ansonsten wieder zurückgeschraubten Tugenden. Wie gut der Band ein bisschen mehr (Mid-)Tempo, röhrende Dichte und ein offener Horizont allerdings tut, wieviel zwingender und energischer ihre Songs dadurch sofort wirken, wenn mehr Variabilität herrschen darf und die individuellen Einflüsse des Kollektives markanter zum Tragen kommen.
Das abschließende Eternal Silent Legend ist dahingehend ein ebenso starkes Statement, nimmt sich expliziter zurück, lehnt sich lauernd in die Atmosphäre, lässt die Dinge ätherischer fließen und erzwingt mit nachhallenden Harmoniebedürftniss nichts, sondern flirtet kurz mit der Kakophonie, bevor sich Conan doch dafür entscheiden, die Banner unter dem anleitenden Zepter von Fielding hymnisch im Wind wehen zu lassen.
Spätestens hier wird überdeutlich: Die Bürde des Caveman Battle Doom auf drei Häupter verteilt, trägt das immense Gewicht dieser Band mittlerweile einfach am stimmigsten und interessantesten. Hatte man bisher schließlich auf jedem Album der Band das Gefühl, dass sich Conan – respektive Davis – sich durch das niemals stillstehende Besetzungskarusell mit einer gewissen Kompromisslosigkeit neuen Spektren durch personell verschobene Facetten hingaben, wirkt Existential Void Guardian in dieser Hinsicht eher unentschlossen, schaumgebremst und im Zweifelsfall auf Nummer Sicher gehend auf vertraute Pfade setzend. Möglich, dass dies durch die doch relativ große Spannweite zurückzuführen ist, die Ex-Altar of Plagues-Drummer King vorzuweisen hat, letztendlich für eine mutmaßliche (neuerliche) Übergangsplatte aber auch egal: Conan plätten auch mit dezenten Schönheitsfehlern ein Gros der Konkurrenz.

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