Cryptosis – Bionic Swarm

von am 19. April 2021 in Album

Cryptosis – Bionic Swarm

Trash-Neustart für Distillator: Nach dem aufmerksamkeitgenerierenden Starthilfe-Impuls mit Vektor stemmen Cryptosis auf Bionic Swarm die hohen Erwartungshaltungen an ihr Debütalbum. 

Schade zwar, dass Cryptosis die beiden Split-Nummern hier recyceln, doch fügen sich Decypher und auch das fast hymnische, choral beschwörende (und vielleicht ein klein wenig zu früh in der Tracklist platzierte) Prospect of Immortality als Herzstück und seltener vom Gaspedal gehender Moment nahtlos in das restliche Gefüge ein. Ein Gefüge, dass das Ende von Distillator mit dem Umstieg auf eine futuristische, konzeptionelle Sci-Fi-Bildsprache ansatzlos erklärt: Das Trio aus Enschede tritt  konzeptionell und genrelogistisch quasi in die Fußspuren von Kollegen wie Vektor oder Xoth, doch halten Cryptosis ihr Songwriting wie schon in ihrer zurückgelassenen Inkarnation explizit kompakt an, obwohl auch bei einer Spielzeit von straighten 37 Minuten ausschweifende Exkursionen des Tech Thrash zu expressiven Strukturen der progressiven Gangart möglich sind.
Vor allem schrammt die Band in ihrem druckvollen Spielwitz stark am Death und vor allem Groove Metal vorbei, die Vocals bellen mit verzweifelter Hardcore-Aggression und entfesseln immer wieder spitze Screams. Sinfonische, gerade orchestral arrangierte Elemente sorgen in den Nuancen dafür, dass neben naheliegenden Referenzen wie Voivod oder Paranorm auch Dimmu Borgir ins Spektrum geraten.

Viele Manierismen bedingen da nicht  notwendigerweise unnötige Schnörkel, Bionic Swarm bleibt variabel und abwechslungsreich, unmittelbar und verdammt catchy. Ohne Ausfall wechseln die Favoriten zwischen den stimmungsvoll düsteren Interludes Overture 2149 und Perpetual Motion auch ohne Übersong permanent. Herausragend ist es dennoch, wie Death Technology die Nackenmuskulatur so lässig mit Kerosin vollpumpt und mehr noch, wie extrem hungrig Transcendence in einem kaum zu bremsenden Zug nach vorne in die Breite und Höhe strebt. Nur Mindscape erhöht zwar den psychedelischen Faktor gekonnt im herausgenommenen Tempo, erzeugt dann schwergängiger aber auch ein paar Längen – nur damit Flux Divergence den inneren Slayer beschwörend noch einmal alles umso radikaler niederbügelt.
Ästhetik und Performance, Routine und Attitüde wiegen eben ein paar „nur“ enorm kompetente Passagen auf, und auch in einem bisher schon so starken Thrash-Jahrgang hinterlassen Cryptosis mit Bionic Swarm eine Empfehlung zumindest in den Genre-Ranglisten 2021 nicht vergessen werden zu dürfen.

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