Dark Tea – Dark Tea

von am 28. Mai 2021 in Album

Dark Tea – Dark Tea

Als hätte Amen Dunes den unverhältnismässigen Übermut von Foxygen mit der Unterstützung von Produzent Matt Barrick (The Walkmen), Paco Cathcart (Eyes of Love), Ryan Howe (Punks on Mars) sowie Jason Quever (Papercuts) und Sasha Stroud zu korrigieren versucht. Das klingt spannender, als Dark Tea allerdings ist.

Am besten ist das zweite selbstbetitelte Album des Alias von Gary Canino, wenn wie im entspannt klimpernden Pavement-Schunkler Tears Down the Road, dem ebenso munteren wie verschlafenen Timing oder dem rumpelnden Take the Fall (dass den die Platte nur vorgeblich spontan-archaischen Charakter, der eigentlich sehr detailliert klingen könnenden Platte, spätestens dann demaskiert, wenn sich das Finale der liebenswürdig zwischen abgekämpft und hoffnungsspendend unentschlossenen Nummer gar Streicher gönnt) der Country mit einer gewissen ironischen Abgeklärtheit samt Slide-Gitarren in der Vordergrund rückt – etwa, weil man sich dann vorstellen kann, wie Stephen Malkmus Dark Tea Mac DeMarco als Support Act empfiehlt. Ob dieser den Tipp annehmen würde, dürfte dann übrigens auch davon abhängen, ob er gewollt wäre, sich während seines Opening Acts auch mal gepflegt zu langweilen.

Denn auch wenn gerade der Einstieg mit den nonchalanten Ohrwürmern Highway Mile (minimalistisch dösen die Bläser um eine smoothe Hook) und Deanna (der das Spektrum als softer Poprock vage Richtung Youth Lagoon und Real Estate verschiebt, mit dösender Nebensächlichkeit die Eingängigkeit ebenfalls aus dem Kontrast langgezogener Vokaler und in Kurzem Stakkato-Wiederholungen gehauchten Halb/Silben haucht) bietet Dark Tea gerade auf Sicht eine zu enervierende Ansammlung leidlich inspirierter Bagatellen im weiten Feld aus diversen Indie-Spielarten, nur nette, aber auch belanglose Melodien, zumal Ausgangs-Ideen keine Wendungen oder Geistesblitze erfahren.
Dazu kommt, dass Dark Tea (II) im Verlauf einfach zu zerstreut agiert, eher auf die Ästhetik setzt, denn auf effektives songwriting. Mit dem zweiteiligen, erst nur instrumental gehaltenen Doppel aus US Blues Pt.1 und Pt.2 taucht etwa aus dem Nichts eine Bedroom-Fahrstuhl-Muzak aus dem gepflegten Synth-Nachlass der Young Marble Giants auf, die einnehmend plätschert, als würden Beach House Chase the Tear von Portishead elegisch als Sedativum covern, zwanglos davonlaufend. Auch das mit simplen Beat elektronisch nach vorne treibende, aber ohne wirklichen Zug ausgestattet Losing III zeigt eine derartige Ziellosigkeit.

Als Akustik-Ballade am Lagerfeuer in der Großstadt begleitet The End, aber packt nicht, und Eternal Blue schippert gefällig mit Orgel und „Lalala“-Nonchalance, bevor Finally on Time aus der schiefen Einkehr erblüht und so zumindest eine Entwicklung beschreiten.
Das flotter und beschwingt auftretende Down for the Law versucht in seinen warmen Harmonien elektrische Spannungen zu integrieren, folgt einem zwanglosen Jam mit ambivalenter Botschaft: Sieben Minuten Laufzeit sind da an sich eigentlich nicht zu lange, aber eben auch nichts, was man aktiv und bewusst zum wiederholten Besuch ansteuern würde. Was ganz allgemein für eine Platte gilt, die grundlegend nur wenig falsch machend einfach nichts wirklich restlos überzeugend kann – dabei aber zumindest ein, zwei potentielle Mixtape-Kandidaten für den Sommer abwirft.

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