Dave Gahan & Soulsavers – Imposter

von am 15. November 2021 in Album

Dave Gahan & Soulsavers – Imposter

Auf Imposter, dem dritten gemeinsamen Album, covert Depeche Mode-Stimme Dave Gahan mit den Soulsavers im Rücken zwölf Songs von u.a. Neil Young, Bob Dylan, PJ Harvey, Charlie Chaplin, Cat Power oder Mark Lanegan.

Der Titel soll selbstironisch der Kritik gleich voran den Wind aus Segeln nehmen, funktioniert tatsächlich aber sogar subtiler, als es das musikalische Ambiente tut, welches die Soulsavers ihrem prominenten Kooperationspartner auf den Leib geschneidert haben. An sich bildet gediegener, brav und geschmackvoll gespielter Bluesrock mit Noir- und Americana-Tendenzen die Grundlage von Imposter, was Gahan als Umgebung absolut steht und per se auch wirklich angenehm zu hören ist – wären das nicht diese allgegenwärtigen, absolut generisch und trotz jeder Sanftheit so enervierend austauschbar zum schmalzigen Kitsch tendierenden Soul/Gospel-Chöre die bis zum (unlängst ja bereits wieder von Danzig bis Hasselhoff gecoverten) Evergreen-Schlußpunkt Always On My Mind praktisch jeden Song der Platte zukleistern.
Sie drängen Gahan zum pastoralen Erlöserkomplex, den er mit seiner eigenen, sehr beseelten und schön nuancierten Performance hier eigentlich endlich mal abgelegt hat. Die Arrangements des Albums sind einfach ein absolutes Ärgernis, wie sich alleine im weitestgehend auf das Klavier reduzierte A Man Needs a Maid zeigt, das dann eben exemplarisch irgendwann doch wieder dick auftragen muß.

Das restliche Ambiente macht im getragenen Noir-Blues, Adult Contemporary und Country Rock nichts ikonisch, vieles latent belanglos und wenig falsch – nur I Held My Baby Last Night irritiert als heavy croonende Inbrunst in Slo Motion ärgerlich aus dem Rahmen fallend. Besser gelingt es dem ähnlich gelagerten Metal Heart dezent aufzubegehren, in weiterer Folge kann The Desperate Kingdom of Love in einer leicht affektiert-aufgeplusterten Version freilich – wie alle Coversongs hier – in keiner Weise gegen das Original bestehen, bietet aber zumindest einen dem Minimalismus kontrastierenden ambitionierteren Ansatz.
Gemächlich schippernde Sanftheiten wie in Where My Love Lies Asleep sind insofern vielleicht zu schmusig und gemütlich, aber schon wegen Gahan auch sehr angenehm. Am stärksten gelingt übrigens Shut Me Down. Rowland S. Howard bekommt in jüngster Zeit ja generell endlich mehr Aufmerksamkeit, hier führen Gahan und die Soulsavers das Material sogar zu einer großen hymnischen Ahnung im Reverb-Roadhouse-Ballsaal. Dann ist das Gespann, dass sich ohnedies zu keinem Zeitpunkt der Hochstapelei schuldig macht, auch endlich vom gemütlichen Karaokeabend entfernt und gibt den Fremdkompositionen von Imposters ausnahmsweise sogar etwas essentielles mit auf den Weg.

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