Dave Hause – Bury Me in Philly

von am 5. Februar 2017 in Album

Dave Hause – Bury Me in Philly

Bury Me in Philly markiert eine Premiere für Dave Hause: Weder mit Paint it Black noch mit The Loved Ones hat er es bisher auf drei Studioalben gebracht. Wirklich aufregender werden seine absolut solide nach Hause gespielten Heartland Rock-Kleinode dadurch allerdings nicht.

Zwischen den unverhohlenen Referenzpunkten Bruce Springsteen und Billy Bragg, Revival Tour-Programm und Brian Fallon, ehrlichem Blue Collar-Arbeitsethos und schmissig die Ärmel aufkrempelnden Promised Land-Pathos ist Bury Me in Philly ein knietief in seiner eigenen Komfortzone arbeitendes Stück Souveränität geworden. Was den 37 Minuten nicht grundsätzlich zum Nachteil gereicht. Denn in dieser Ausgangslage holt Bury Me in Philly natürlich per se mit gewissen Qualitäten ab: Hause kann sich auf die packende Kraft seiner Stimme verlassen, auf seine leidenschaftliche Performance sowie eine zuverlässige Backingband im Rücken (The Mermaids), sein Gefühl und die über die Jahre geeichten Skills des vom Punkrocker zum Folk konvertierten Routiniers.
Bury Me in Philly hat genau genommen keinen wirklichen Ausfall zu verkraften und läuft mit einer regelrecht zeitlosen den Roots Rock bedienenden Americana-Klasse durch. Dass Hause die Dinge zudem kompakter angeht als auf dem starken Devour vor knapp vier Jahren ist zudem eine gute Idee – kann aber dann eben auch nicht kompensieren, dass er sowohl für den direkten Vorgänger als auch für Resolutions von 2011 schlichtweg das stärkere Songwriting parat hatte.

Ich wollte eine Platte machen, die du auf dem Weg zum Strand und in den Urlaub hören kannst. Die fröhlich und angenehm ist.“ sagt Hause. Dass ihm genau diese Platte gelungen ist, wird dazu führen, dass Bury Me in Philly über die Jahre sicherlich unkompliziert den Weg zur sympathischen Hintergrundbeschallung finden wird, darüber hinaus aber den aufwühlenden Zug vermissen lässt, den Hause eigentlich bisher immer einforderte.
Es hat insofern durchaus Symbolcharakter, dass im gefälligen Fluss von Bury Me in Philly ausgerechnet jene Momente am nachhaltigsten hängen bleiben, die sich ein wenig aus der allgemeinen Gleichförmigkeit entfernen – etwa wenn The Mermaid hardrockig flirrend mit schunkelnden Backinggesängen daherkommt, My Mistake sich ungeniert bei Stuck Between Stations von The Hold Steady bedient, in Wild Love obskure Dudelsack-Arrangements die Bildfläche entern oder Dirty Fucker fast schon irritierend demonstrativ einen auf Badass macht. Abseits davon kriegen einen nonchalant mit dem Country flirtende Ohrwürmer wie Divine Lorraine oder das schöne The Ride zwar unmittelbar in Sekundenbruchteilen, zumal alle Songs hier auf netten Grundideen basieren, sie können jedoch ohne die gesamte Distanz kaum tatsächlich spannende Akzente setzen und entlassen ohne gravierend nachwirkenden Eindruck.

Das von Hooters-Gitarrist Eric Bazilian angenehm frisch und optimistisch produziert klingende Bury Me in Philly ist mit seiner betont bodenständigen Art grundsätzlich unspektakuläre Kost und liefert damit aus dem Windschatten seiner Vorbilder aus agierend mit guten Melodien und sauber klimpernden Barpiano-Melodien auch mühelos ab. Nicht nur in seinen schwächeren Momenten droht das zu unaufgeregte Drittwerk des 38 Jährigen Veteranen aber mit vorhersehbaren Strukturen und einer generisch-formelhaften Gangart eben zu einer altbacken abgehangenen Genre-Stangenkost zu verwässern, und liebäugelt ohne tatsächlich packende Szenen oder gewichtig herausragende Einzelsongs stets damit, in die Beliebigkeit abzudriften.
Plötzlich klingt Hause damit älter, als er eigentlich ist. Irgendwann singt er gar: „The middle of the road takes a toll„. Und liegt damit näher an der Wahrheit, als einem lieb sein möchte.

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