The Dodos – Individ

von am 21. Januar 2015 in Album

The Dodos – Individ

The Dodos weigern sich beharrlich dagegen, das Schicksal ihrer Namensgeber zu teilen und lehnen sich abermals mit altbewährtem Songwritingmustern und kleinen Nachjustierungen im Sound-Beiwerk gegen das Ausbleiben funkensprühender Geistesblitze und den nach wie vor langen Schatten von ‚Visiter‚ auf.

Individ‚ wird, diese Annahme sei gleich eingangs gestattet, auf lange Sicht wohl dasselbe Schicksal ereilen wie jedes DodosAlbum seitdem Meric Long und Logan Kroeber mit ihrem imposanten Zweitwerk 2008 einen immensen Aufmerksamkeitsschub einfahren konnten. Dass ist knappe 7 Jahre her, seitdem stagniert das Duo unter der selbst gelegten Latte, immer mal wieder mit kleineren Qualitätsschwankungen. Nicht, dass ‚No Color‚ und vor allem das überraschend starke ‚Carrier‚ schwache Alben gewesen wären, keineswegs. So grundsolide und berechenbar wie sich Long und Kroeber darauf allerdings präsentierten, blieb mit etwas Abstand nach der releasenahen Rotationen kaum etwas hängen.
Seien wir deswegen ehrlich: wer Bock auf das mittlerweile regelrecht generisch wirkende Schaffen der Dodos hat, der legt immer noch das (zu lange) ‚Visiter‚ mit all seinen impulsiven Ausnahmesongs auf, bei denen den Kaliforniern der Schlagabtausch aus hibbelig schrammelnder Gitarre und markant tönendem Rhythmus-Schlagzeugt mit markanten Melodien am besten gelungen ist; einer Kombination, die ihnen danach in dieser mitreißenden Spontanität schlichtweg  nie mehr eingefallen ist – folgerichtig auch dem solide Dodo‚esk den Indierock entlangreitenden ‚Individ‚ fehlt, vor allem. um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Daran ändern auch die weichen Shoegaze-Drones wenig,  die sich durch viele Ecken der Platte ziehen, beginnend beimletztendlich lebhaften, math-lastige Purzelbäume schlagenden, Spannungsschicht um Spannungschicht aufbauenden Startpolterer ‚Precipitation‚, dem nach seiner Explosion zur Hälfte aber schlichtweg die Ideen und auch ein bisschen der Saft ausgeht. ‚The Tide‚ sucht dagegen mit simpleren Aufbau und rumpelndem Zug zum Tor im Refrain den Platz der Hit, und kommt der Verspieltheit der Frühphase damit gemeinsam mit der angenehm entspannten, rhythmisch vielschichtig arbeitenden Beinahe-Ballade ‚Bubble‚ wohl am nächsten. Denn auch diesmal gilt: den Dodos ist bis zu einem gewissen Grad schlicht die Lockerheit und Ungezwungenheit von einst abhanden gekommen, zu oft wirkt das Duo verkrampft, spielt um die Quintessenz ihrer Songs.
Trotzdem ist der Wiederernennungswert ein erfreulich freundschaftlicher, Nummern wie das schön umständliche ‚Competition‚ oder das von Jens Lekman träumende ‚Darkness‚ schreibt so sonst eben niemand – was ‚Individ‚ aber nicht davor bewahrt mit weiterer Spieldauer immer mehr in einem wenig inspirierten Einerlei versinken zu lassen, ohne die nötigen Killermelodien selten darüber hinaus hebt, mehr als nur  nett nebenbei gehört zu gefallen.
Vielleicht ist das abschließende ‚Pattern/Shadow‚ mit Thee Oh Sees-Gast Brigid Dawson ein bisschen symptomatisch für die gesamte Platte. Wenn der Albumcloser im Ansatz durchaus neues probiert, sich im Grunde aber damit begnügt das vorhandenen Potential nur zu umreißen und die über 7 Minuten aufgebauten Spannungen ohne überspringenden Geistesblitz kurzerhand verpuffen lassen.
Wo die Laufzeit mit 39 Minuten da im Grunde wieder angenehm kompakt geraten wäre, schaffen es die Dodos abermals zu lamentieren und nicht auf den Punkt zu kommen, womit sich ‚Individ‚ weitestgehend auf eine Stufe zu seinen zwei Vorgängern gesellt: wieder ist das wahrhaftig kein schlechtes Album, sondern eines voller Dodos-Standards, die man für den Moment durchaus liebgewinnen kann. Wie lange man sich an diese aber auch tatsächlich erinnern wird, das ist freilich wieder die andere Frage.

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