Drug Couple – Choose Your Own Apocalypse

von am 25. August 2020 in EP

Drug Couple – Choose Your Own Apocalypse

Aus dem New Yorker Drug Couple Miles und Becca ist mittlerweile ein Ehepaar geworden. Passend dazu feiern sie ihren collagenhaften Indierock auf Choose Your Own Apocalypse – leider immer noch mit unausgegorener Konstanz.

Am schönsten passiert dies in der wunderbar kontemplativen und auch genüsslich chessy ablaufenden Ballade Bottomless, die die Liebesbeziehung zwischen zwei Musikern mit viel Melodiegespür unter die Lupe nimmt, wenn die verliebte Becca ihrem Miles einen Song schreiben möchte, aber realisiert, dass der sich einfach selbst einen schreiben könnte, diese Nonchalance und Perspektive jedoch den bisherigen Zenit im Schaffen des fast schon konzeptionell selbstreferentiellen Duos markiert – zumal Choose Your Own Apocalypse in seinen Grundzügen ja auch bereits seit 2016 im Entstehen begriffen war.
In diesen besten Momenten der 23 Minuten langen EP passiert dies dann auch tatsächlich auf einem Niveau, dass die Versprechen einlöst, die etwa Little Hits noch mit Vertrauensvorschuss bewertet gab.

Womit man so ja nicht unbedingt rechnen musste, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die vorausgeschickten B-Seiten dieses Kurzformates durchaus ernüchternd ausfielen.
Man muß Miles und Becca nun schon auch vorwerfen, dass Choose Your Own Apocalypse nicht immer in letzter Konsequenz über die Qualitäten von No Outside und Alone2gether hinauskommt. Das auf einen relaxten Beat dümpelnde The Ghost bleibt trotz einnehmender Atmosphäre (und unangenehmen bescheidenen Kichern über die eigenen Scherze) ein uninteressanter Roadtrip, der zu gefällig plätschert, ohne zwingend zu fokussieren, und Missing to Mars erinnert an einen abseitigen 80er-Teenie-Score der Corrs, der leicht neben der Spur rumpelnd wirklich erhebend hätte werden können, sein Potential als Hymne aber einfach nicht beim Schopf packen und deswegen zu beiläufig bleibt.
Schwach ist das keinesfalls – aber eben doch zu sehr auf die eigene Komfortzone bedacht, stets eine Spur zu nett und harmlos.

Dass immer noch eine gehörige Portion an einer regelrecht kitschigen Naivität im Songwriting der Band steckt, die manch einen mit den Augen rollen lassen wird, während Miles Robinson als detailverliebter Produzent an sich immer besser wird, aber bei seinem eigenen Projekt auch auf die wirklichen Reibungspunkte vergisst, ist dann auch noch immer so ein Portfolio der Schönheitsfehler hier.
Über weite Strecken ruft das Drug Couple vor diesem Hintergrund dennoch sein bisher überzeugendstes Material ab. 2027 beginnt etwa, wo andere den Abspann suchen: Entspannt groovend, leicht rumpelnd, mit latenter For What It’s Worth-Assoziation in den abgeschrammten Gitarren-Akzenten der charismatischen Melodie, die später noch ein wenig im Krawall strawanzen darf, aber eben vor allem ins Breitwandszenario aufblüht. Und No Legged Dog skizziert im weitesten Sinne, wie schrullige Indietronic als shuffelnd-stampfende Proberaum-Nostalgie auf bratenden 90er Alternative Rock von der Insel klingen könnte, bevor Ain’t That Heavy eine liebenswerte relaxte schippernde Indierock-Eigenwilligkeit darstellt. Ungeachtet des grundlegenden Sympathiebonus für die beiden New Yorker, der hier letztendlich für eine Aufwertung zwischen den Punkten sorgt, scheinen Miles und Becca in Summe deswegen auch wirklich immer schlüssiger in die Spur zu finden.

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