Esteban’s, The Archive of Silence [19.01.2013 Forum Stadtpark, Graz]

von am 20. Januar 2013 in Featured, Reviews

Esteban’s, The Archive of Silence [19.01.2013 Forum Stadtpark, Graz]

Garish-Gitarrist Christoph Jarmer unterstreicht abseits seiner Stammband als Solist Esteban’s auch im Livegewand, dass sein ausladender Gitarrenpop nicht nur den überragenden Hit ‚Time Bomb‚ zu bieten hat.

Obwohl nur mit halbakustischer, fingerfertig bedienter Klampfe ausgestattet, fährt Esteban’s für die vorwiegend aus Songs  seines aktuellen Longplayers ‚[amazon_link id=“B008IAQPLM“ target=“_blank“ ]Ir[/amazon_link]‘ zusammengesetzte Setliste auch auf der Bühne phasenweise ein ganz wunderbar breit tönendes Brimborium aus seiner rappelvollen Effektgerätkiste auf: da füllen plötzlich kitschlose, majestätische Konserven-Streicher oder munter treibende Flamenco-Rhythmen den Raum zwischen filigranen Singer-Songwriter-Nummern und den im ausladendem Kammerpop jubilierenden Indie-chmuckstücken. Der wie immer exzellente Sound des Forum Stadtpark tut sein übriges, um die mal exaltierten, mal zurückgenommen zelebrierten Stücke kraftvoll und warm auszubreiten – nicht nur den besten Momenten liegt dem Auftritt so eine ausformulierte Opulenz inne, sie aber strahlen diese dann in besonders eleganter Form aus.

In der künstlich herbeigeführten Backgroundverstärkung, dem elaboriert durch zahlreiche Facetten tummelndem Gesang und eben der detailreichen Formvollendung der Kompositionen zeigen sich die eklatantesten Unterschiede zu dem IndiepartmentMitglied Florian Frühwirth, der als The Archive of Silence auf seine Stimme samt spartanischer Gitarrenuntermalung reduziert die Bühne adäquat vorwärmt. Obwohl eben aus den eigenen Reihen des Veranstalters kommend ist man mit der stimmigen Support-Wahl meilenweit von einer Verlegenheitslösung entfernt: Beinahe jede der (nicht immer im lupenreinen Englisch vorgetragenen – aber das schadet etwa The Notwist ja auch nicht!) vorgetragenen Kompositionen entfaltet in der stets transportierten Grundmelancholie einen betörenden Charme, die Songs schreien förmlich – vor allem, wenn es die gerne zu abrupt endenden wollenden Stücke eigentlich nach mehr Raum, Weite und Instrumentarium verlangt – nach einer konkreten Ausformulierung. Auch ohne glasklare Alleinstellungsmerkmale wirken diese Singer-Songwriter-Kleinode so vor allem als ergreifende Andeutungen des Möglichen, stimmt hier grundsätzlich doch schon verdammt viel, nicht zuletzt im Songwriting an sich.

Eben jenes kann bei Esteban’s schon einmal geflissentlich in Hintergrund treten, wenn Jarmer mit lakonischem Witz die Pausen zwischen den Songs überbrückt, mit trockenem Humor über seine Gewohnheiten an der Wurstthekee berichtet oder sich verschmitzt mit der Lichtabteilung des Forum Stadtpark battelt. Die zahlreich erschienen Besucher hängen dem 32 jährigen Burgenländer dabei gebannt an den Lippen, so manche Schwere in den Songs wird mit Interaktionen wie dem unverstärkten Gang ins Publikum angenehm kurzweilig kontrastiert. Dass sich Esteban’s seinen bis dato größten Hit bis kurz vor Schluß aufgespart hat ist dann auch weniger Verzögerungstaktik als spannungsgeladenerer Dienst an mindestens ebenbürtigen Ohrwürmern der Marke ‚Not A Whit Better‚ oder ‚Once‚.
Der gelungene, ansatzweise intime Indiepartment-Einstand 2013 entlässt so mit der unterstrichenen Gewissheit, das während an manchen Stellen Potential noch relativ heimlich schlummert, anderswo bereits längstens großartige Indie-Popmusik aus Österreich gedeiht.

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