Hope Drone – Cloak of Ash

von am 26. Juli 2015 in Album

Hope Drone – Cloak of Ash

Dass Black Metal längst nicht mehr an Konventionen gebunden sein muss ist auch in Down Under bekannt: dort verschmelzen Hope Drone auf ihrem Relapse-Einstand ‚Cloak of Ash‚ derzeit als Kontinentalmeister (nichts für ungut, Woods of Desolation!)die verschiedensten Schattierungen des Genres rund um Post-Metal, Crust und Postrock.

Eine Ausrichtung, mit der Hope Drone freilich längst nicht mehr alleine dastehen, die so auch bereits auf dem 2013er Debüt der Australier in einem über dem Durchschnitt vereinnahmendem Amalgam vorhanden war, dessen Ansätze nun für ‚Cloak of Ash‚ aber noch einmal ein ganzes Stück deutlicher ausformuliert werden. Das Quartett aus Brisbane ist schlicht phänomenal gut darin, die Balance zwischen eindringlicher Atmosphärekreation und dunkel dräuender timmung absolut homogen in die Intensität ihrer Blastbeat-Attacken einzuarbeiten, das Spannungsbarometer über weitläufige Bögen in unberechenbaren Wellengängen zu formulieren: Hope Drone haben sich endgültig zu einer der ihre Songmonolithen am organischsten wachsen lassenden Bands der Szene entwickelt.

Was sich in aller Ausführlichkeit im schlicht überragenden Opener niederschlägt, einem überlangen Epos von einem Moloch: ‚Unending Grey‚ – Nomen est Omen! – braucht und nutzt jede seiner 20 Minuten Spielzeit ausführlich und imposant, arbeitet sich vom Black- in den Post Metal und wieder zurück, der Epilog ist ein melancholisches Abklingen, ein regelrecht tröstendes Wohlbefinden am Abgrund. Diese gleich zu Beginn die gesamte Spannweite von einer Paralellweltversion von Deafheaven bis hin zu Neurosis oder Isis führende Monumentalität setzt die Latte für die folgenden sechs Songs immens hoch (genau genommen wird die anfängliche Brillianz auch unerreicht bleiben) und kann alleine in ihrer Hemmungslosigkeit freilich erschlagend wirken. Hope Drone sind jedoch eine Band, die durchaus für Annäherungen zu haben ist, die nicht erdrückend will. Als Indiz dafür darf man durchaus die ab der Eröffnungsnummer über den Spielverlauf hinweg bis hin unter die 10 Minuten Grenze kontinuierlich abnehmende Dauer der Songs lesen – vor allem aber auch die Momente im Zwischenland, wenn ‚Cloak of Ash‚ seinen Härtelevel zurückschraubt und die sehnsüchtige Innensansicht ausbreiten – denn dort zelebrieren Hope Drone ihren variablen Post Black Metal mit einer regelrecht einladenden Schönheit.

Riverbeds Hewn in Marrow‚ besticht so vor allem, wenn sich die Band in eine Verletzlichkeit legt, dabei mit postrockender Nachdenklichkeit eine ähnlich klaustrophobische Aura entwickelt wie Bosse-De-Nage oder Wreck and Reference, dort aber durchaus Wärme und Zuversicht findet: Hope Drone kennen die Abgründe der Menschlichen Seele, das Nihilistische und Hass-speiende, laben sich allerdings nicht an dieser Negativität, sondern lassen stets den Funken Hoffnung in ihren Songs keimen, sammeln inmitten wild wütender Stürme immer wieder ihre Gedanken und laden zur melancholischen Einkehr ein – bremsen die Blastbeats und das Geschrei aus, die noisig keifenden Gitarren, den Reverb über den massiven und rohen Noiseschichten, den dominanten Basssound, halten den Druck dabei jedoch stetsgrößtmöglich.
Dann baut sich ein ‚The World Inherited‚ hinten raus mit stoischer Miene auf, ringt sich mit hypnotisch umschließender Geste eine repetitive Größe ab, bevor ‚The Chords That Thrum Beneath The Earth‚ durch staubigen Wüstensand den Weg von Omega Massifs ‚Karpatia‚-Geisterstadt zur getriebenen Ader von Passenger findet. Für ‚The Waves Forever Shatter Upon Our Shores‚ nähern sich die Australier dem magenumdrehenden, einschüchternden Drone dagegen aus der Swans-Perspektive und in ‚Every End Is Fated In Its Beginning‚ füttern Hope Drone die brodelnde ambiente Hintergrundtiefe, die schabend rohe Schmutzigkeit und darüber polternde Drums bis aus dem Gebräu ein reißender Fluss entsteht, in dem psychotische Gitarren wild rudern und Labelkollegen wie Bell Witch erfürchtig nicken, weil plötzlich die Energie und Eleganz von Godspeed You! Black Emporer nahtlos in einen verzweifelt schreienden Kontext übertragen scheint. ‚Cloak of Ash‚ verdichtet seine immens weitläufig bespielten Räume eben mit faszinierender Sogwirkung, mutiert dabei freilich zu ein Album, das Zeit fordert, auf das man sich einlassen muss.  Tut man dies aber bedingunslos, kann man sich in diesen 80 Minuten der früh formvollendeten Grenzgängerei verlieren.

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