How To Dress Well – Total Loss

von am 3. Oktober 2012 in Album

How To Dress Well – Total Loss

Tom Krell alias How to Dress Well dürfte in seine Kindheit vermutlich gerne Michael Jackson und Marvin Gaye zugehört, sich in den letzten Jahren aber doch vordergründig auf Musik mit Pitchforks ‚Best New Music‚-Auszeichnung spezialisiert haben. So entstehen eben wärmende Laptop-Soulpopplatten mit unterkühlter Ästhetik.

Quasi die Nachwehen der ersten James Blake-Platte, die weniger bedrückende Ausbreitung von The Xx, hier und da gar der schmuseweiche R&B-Soul von Frank Ocean, stimmlich nahe am Falsett von Bon Iver-Sänger Justin Vernon gehalten. Bei solchen Referenzen ist es freilich kein Wunder, dass der Feuilleton ob des zweiten Albums von Tom Krell jubiliert, mehr noch, als es eben schon beim beachtlichen Albumdebüt der Fall war, wirkt doch gerade die Anerkennung, die das erste How To Dress Well-Album erfahren hat, als Ausgangspunkt der Möglichkeit, den experimentellen Ambientsound des jungen Poptüftlers aus Colorado nun noch weiter in breitenwirksame Gefilde zu ziehen

Ungeachtet der falschen Fährte, die das eröffnenende ‚When I Was in Trouble‚ eingangs legt, liegt der Unterschied zu ‚Love Remains‚ von 2010 absolut markant weniger Songwriting denn im deutlich ausstaffierten, sorgsamer ausgelegten Soundbild, in der dichteren, dickeren Produktion. Von der heimeligen Do-it-yourself Lo-Fi Ausstrahlung des Erstlingswerkes ist auf ‚Total Loss‚ jedenfalls nur noch ein feingliedrige Ahnung vorhanden. Krell dirigiert traumhaft in die Zugänglichkeit schwebende Songs wie ‚Cold Nites‚ mit einer Stimme, die zu keinem Zeitpunkt mehr gegen Klangschichten ankämpfen muss, sondern nun vielmehr davon hofiert wird, so warm in unheilvoll polierte Watte gepackt zahlreiche Ohrwürmer serviert. ‚Total Loss‘ ist für How To Dress Well damit genau die selbe Art Album in der Wegweisung geworden, welches ‚Put Your Back N 2 It‚ für Perfume Genius Anfang des Jahres geworden ist.

Der Hall auf der Stimme ist so mehr Reminiszenz an die etablierte, unwirkliche How To Dress Well-Atmosphäre, denn Froduktionsnotwendigkeit, freilich ein verstärkendes Element in gerne unkonkret bleibenden Kompositionen, die sich melancholisch zwischen Eingängigkeit und elektronischer Klanglandschaftskonstruktion gemütlich gemacht haben. Das organische ‚Running Back‚ versteckt so seine Emotionalität in hypnotischen Beatwiederholungen, ‚& It Was U‚ ist dagegen der der Entwicklung nur logisch gegenüberstehende, regelrecht pumpende Tanzflächenfüller mit leiser Sohle, die Abgründe verstecken sich hier in Sufjan Steven’schem, anschmiegsamen Schönklang, ‚How Many?‚ ist die zauberhafte Frage nach der Anzahl der Mordopfer.

Das immer wieder durchscheinende Faible für großflächige Breitwandmomente demonstriert ‚World I Need You, Won’t Be Without You (Proem)‚ in stiller Anmut, der Konterpunkt zwischen verletzlicher Griffigkeit und meditativer Offenheit im Klang fächert sich vielschichtig im pulsierenden How to Dress Well-Spektrum auf. Dabei kann man die Entwicklung hin zum weniger kratzbürstigen, artigeren Sound natürlich auch nicht ausschließlich wohlwollend betrachten. Dass How To Dress Well jedoch auch außerhalb von Krells Schlafzimmerproduktion fabelhaft gedeihen, verdeutlicht allein schon dass nahtlose Vorführen mannigfaltiger Hitvariationen. Dass Krell sich mit ‚Again‚ den vielleicht größten davon für die wahlweise beigepackte Bonus EP aufgespart hat, ist Kauzigkeit genug für das ätherische Melodiesammelbecken ‚Total Loss‚.

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