Idle Hands – Mana

von am 9. Juni 2019 in Album

Idle Hands – Mana

Bassist Gabe Franco wechselt an Gitarre und Mikrofon, um eine Hitschleuder aus der Asche seiner ehemaligen Band Spellcaster zu erheben. Idle Hands haben auf ihrem Debüt Mana dabei kaum mehr etwas mit dem Thrash der (personell gesehen) Quasi-Vorgängerkombo gemein.

Vielmehr klingt das Quartett so, als hätte Davey Havok seine Brotjobs bei AFI und Blaqk Audio aufgegeben, um zusammen mit Beast Milk-Frontmann Kvohst einen zwischen Goth und Heavy Metal rockenden Tribut an In Solitude oder Tribulation zu bringen, der sich knietief in den schmalzigen Pathos und romantischen Kitsch der 80er kniet, um seine Leidenschaften mit cleanen Iron Maiden-Gitarren zu gleichen Teilen aus dem Erbe von New Model Army und The Cure, The Cult und The Smiths mit Nuancen des (sanften) NWOBHM und Power-Genre zu artikulieren.

Ähnlich direkt wie seine Referenzen trägt das eklektische Mana auch seine Mankos vor sich her. Gleich das eröffnende Nightfall zeigt etwa stellvertretend für die generell extrem griffige Eingängigkeit der Platte trotz des formidablen Einsatzes von Blastbeats (Drummer Colin Vranzian ist die zweckdienliche agierende, herausragende Geheimwaffe der Band!) im ständigen Repetieren des Chorus eine fast schon anstrengende Penetranz – markiert damit diesbezüglich aber auch den Härtefall des Albums.
Trotzdem machen es sich Idle Hands in Summe doch ein wenig zu eingängig und dem Hörer zu gefällig, sie gehen strukturell stets den simpelsten Weg und stellen vor keine Herausforderungen. Das getragener das pathetische Timbre zurücknehmende Don’t Waste Your Time findet sogar ausgerechnet dann ein Ende, wenn die Nummer progressiver zu wachsen beginnen scheint. Die Aufmerksamkeit liegt im konkreten Fall aber ohnedies auf den fast schon absurd eindimensionalen Brachial- Kinderreinem – und bringt zum vielleicht gravierendsten Schönheitsfehler, der die Tiefenwirkung der Platte ein bisschen frustrierend konterkariert: Die Texte von Mana sind durch die Bank wenig gehaltvoll, wirken selbst auf universelle Motive um Schlagwörter wie „Love“, „Forever“ oder „Death“ zu banal gestrickt. Dragon, Why Do You Cry? schrammt da schon fast an der Grenze zur Metal-Klischee-Persiflage vorbei: „I dream of you, I dream of dragons/ I’ll make you real/ …/ I know my time is over, the fantasy has all but faded/ The world is moving on and they won’t miss a lonely dragon“.
Andererseits ist es großartig, wie selbstverständlich Franco in diese Zeilen legt, keinerlei ironischen Bruch forciert und hemmungslos in den nerdigen Stereotypen badet. Spätestens wenn die fast absurd unkonventionelle Bridge einsetzt, frisst man Mana selbst hier bedingungslos aus den Idle Hands.

Denn was sich dieser Einstand trotz einiger Kinderkrankheiten stets auf die Fahnen schreiben kann, ist sein immenser Unterhaltungswert und die unbedingte Faszination, die von dem eigenwillig aufbereiteten Stilamalgam und seiner modrig-funkelnden Atmosphäre ausgeht.
Dass die Band praktisch ausnahmslos Hits und Ohrwürmer mit zahlreichen infektiösen Szenen geschrieben hat tut sein Übriges. Jackie mit seinem gniedelnden Abgang und das vergleichsweise punkige Give Me to the Night etwa. Double Negative platzt fast vor Leidenschaft in seinem dramatischen Refrain und It’ll Be Over Before You Know it beginnt wie das authentische Instrumental auf einer klassischen Thrash-Platte, das immer mehr zur elegisch-melancholischen Verschnaufpause mutiert. Das folgende A Single Solemn Rose wäre als bittersüß perlendes Jangle Pop-Imitat dann durch seine versöhnliche Note eigentlich auch der ideale Abschluss von Mana – schließlich kann der abschließende Titelsong als gelungener Spielfluß-Appendix kein essentielles Element mehr einbringen.
Was aber schon okay ist. Immerhin haben Idle Hands mit den nach vorne ziehenden Metal-Bandana Cosmic Overdrive und dem extrem dynamischen, mit epischen Leads ausgestatteten Blade and the Will auch Nummern an Bord, für die Luftinstrumente überhaupt erst erfunden wurden. Und damit ein Debüt aufgenommen, dass einem unverbindlichen Flirt gleichkommt, dermit einer reiferen Reibungsfläche zukünftig aber eine ehrliche Liebesbeziehung mit den Portlandern in Aussicht stellt – und wenn nicht immer noch mit Humor genommen werden kann.

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