Interview: Deadends

von am 3. September 2014 in Featured, Interview

Interview: Deadends

„We got lost on the right way”  Das stellen die Jungs von Deadends auf ihrer aktuellen EP ‘choices.’ fest. Am richtigen Weg sind die Vier auf jeden Fall, denn nach nicht mal einjährigem Bestehen haben sie sich in der Grazer DIY-Punk-Szene bereits einen Namen gemacht. Heavy Pop hat sich mit Vik (Vocals, Gitarre) und Brandy (Bass) getroffen, um über ihre Entstehung, amerikanische Labels und Kassetten zu plaudern. 

Heavy Pop: Wie hat alles angefangen und wie haben sich Deadends gefunden?
Vik: Angefangen hat es grundsätzlich so, dass wir alle vorher schon in verschiedenen Bands gespielt haben – Bernhard bei Astpai, ich hab bei The Noise Killed Hearts, Tom bei Ants! und Brandy hat bei verschiedenen Bands ausgeholfen. Meine Band hat sich aufgelöst und ich hab eine Zeit lang akustisch allein gespielt. Wir haben uns dann eigentlich zufällig gefunden und haben angefangen Sachen zu covern.
Brandy: Ich weiß sogar noch wo das war – irgendwann mal im Sub hat Tom uns gefragt: „Hey, machen wir eine Ska-Core-Band?“ und wir zwei haben gesagt: „Ja, passt. Machen wir!“ Dann haben wir mit einem anderen Schlagzeuger angefangen ein bisschen zu jammen – das hat sich nach kurzer Zeit wieder verlaufen. Wir zwei wollten aber fix weitermachen und waren auf der Suche nach einem Schlagzeuger. Ich hab dann den Bernhard vorgeschlagen. Den haben wir gefragt und er hat zugesagt.
Vik: Am Anfang hat er gemeint, es wär schon cool, aber zeitmäßig schaut‘s nicht so gut aus. Er hat ja auch bei Astpai unter anderem aus dem Grund aufgehört, weil es sich zeitlich nicht mehr ausgegangen ist. Er hat mir dann aber doch ein paar Sachen geschickt – einfach so Ideen, was wir machen könnten. Ich hab mir nicht viel erwartet, aber es hat erstaunlicher Weise hin gehaut und ihm hat‘s dann auch taugt. Tom war zu der Zeit auch weg. Er hat da gerade mit Ants! eine Tour gespielt.
Brandy: Und er war in Indien.
Vik: Genau. Der war mehr oder weniger nicht erreichbar. Für uns war deshalb anfangs nicht klar, sind wir jetzt zu dritt oder zu viert. Aber drei Leute waren auf jeden Fall fix. Tom hat dann aber irgendwann gemeint: „Hey, wie schaut’s jetzt aus? Ihr müsst mich schon mitnehmen!“ Ja, so hat das dann alles angefangen.
Gibt’s einen Geburtstag?
Vik: Geburtstag nicht direkt. Es war eher ein fließender Übergang – eigentlich aus einem Cover-Band-Ansatz. Natürlich war der Grundgedanke da, dass wir einen eigenen Stil definieren und eigene Nummern schreiben in weiter Folge, aber am Anfang war‘s halt einfach nur ein Spaß.

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© Sabrina Leitner

Wenn ihr eure Musik jemandem, der euch nicht kennt, erklären müsstet, wie würdet ihr euch selbst beschreiben?
Vik: Das ist recht subjektiv. Im Großen und Ganzen kann man mal sagen, es ist Punkrock.
Brandy: Melodischer Punk mit Pop-Einflüssen.
Vik: Das trifft’s vielleicht ganz gut. Es ist nix ganz hartes, aber auch kein Kommerz-Pop-Zeug.

Was sind eure wichtigsten musikalischen Einflüsse?
Brandy: Bei mir ist es so, dass ich sehr viel Hardcore Punk und Crust Punk hör. Das taugt mir ziemlich. Melodischer Punk ist eigentlich mit dabei seit ich 14 bin. Das taugt mir halt schon immer. Und ich wollt immer schon in so einer Band spielen.
Vik: Tom und ich kommen, glaube ich, aus einem ähnlichen Bereich. Ich hab angefangen mit Ska-Punk so als Einstieg. Vom Ska-Punk bin ich dann in die Pop-Punk-Richtung reingerutscht. Einflüsse sind bei mir vor allem Bands, die es schon relativ lang gibt – die üblichen Verdächtigen aus den 90ern wie None More Black, Lifetime oder Descendents. Die haben mich persönlich schon sehr beeinflusst. Das wird beim Bernhard wahrscheinlich auch ähnlich gewesen sein.
Brandy: Beim Tom weiß ich’s nicht so genau, weil der einfach alles macht. Der musiziert einfach gern und was ihm taugt, das macht er halt. So hab ich das Gefühl bei ihm.

Wie läuft das Songschreiben bei euch ab? Ich hab gehört, dass das so eher dein Fachgebiet ist, Vik – stimmt das?
Vik: Es war so, dass ich schon einen Haufen Ideen hatte bevor die Band fix existiert hat. Songs, die ich im Laufe der Zeit geschrieben hab. Ich hab nicht aufgehört Songs zu schreiben nur weil ich in keiner fixen Band gespielt hab. Das war dann mehr oder weniger das Ausgangsmaterial, weil wir gesagt haben, das taugt uns und auf dem bauen wir mal auf.
Ziel ist natürlich schon, dass nicht einer irgendwie alles schreibt und die anderen das mitmachen müssen, sondern dass eben schon alle beteiligt sind. Die erste EP, die wir rausgebracht haben, war grundsätzlich von mir geschrieben, aber wir haben sie trotzdem gemeinsam ausgearbeitet und jeder hatte ein Mitspracherecht.
Brandy: Jeder hat seinen Senf dazugegeben.
Vik: Ja, genau. Bei den letzten beiden Nummern, die wir geschrieben haben, waren wir dann alle dran beteiligt. So wird’s auch in Zukunft laufen – so dass jeder seinen Teil dazu beiträgt.
Brandy: Es kommt halt einer mit einer Idee, die man dann gemeinsam ausbaut.

Ihr habt ja zwei Sänger. Wie entscheidet ihr, wer welchen Song singt?
Vik: Das entscheidet sich von, sagen wir mal, Zufall bis hin zu, wie’s uns halt grad schert. Wenn man eine Songidee hat oder ich hab oft instrumentale Ideen oder Riffs, dann ergibt sich das oft so, dass die zum Beispiel von der Tonlage her für Tom besser zu singen sind. Oder das wir eine coole zweistimmige Passage haben, bei der ich vielleicht nicht so tief runter komm und er nicht so hoch rauf. Der Tom hat eine tiefere Stimmlage als ich – sprich  ich bin dann halt oft für die Überstimmen zuständig oder generell für Sachen, die ein bisschen höher sind. Aber es gibt jetzt kein Prinzip dahinter, so: „das singst jetzt du, das sing wieder ich“. Das ist, glaub ich, im Endeffekt auch egal.

Es ist ja auch ein amerikanisches Label auf euch aufmerksam geworden. Wie ist das genau abgelaufen?

Brandy: Das war eher ein Zufall. Ein Label hat uns angeschrieben, ob sie eine Nummer von uns bei ihnen im Radio spielen dürfen. Mal schauen – wenn wir mal was rausbringen würden in Amerika, werden wir die natürlich kontaktieren, aber das ist eher so: „vielleicht, mal schauen.“
Also das war jetzt keine direkte Anfrage?
Brandy: Nein. Aber wenn die schon Mal auf uns aufmerksam werden, passt’s vielleicht irgendwann einmal.
Sind die auf euch aufmerksam geworden wegen dem sehr positiven Review auf der Homepage des SRO Magazine? Wisst’s ihr überhaupt wie die auf euch gekommen sind?
Brandy: Ich weiß es nicht.
Vik: Ich weiß es, ehrlich gesagt, auch nicht. Es hat uns selbst ein bisschen gewundert, weil als wir die EP herausgebracht haben, haben die relativ schnell relativ viele Leute gehört. Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass den Bernhard über Astpai schon viele Leute kennen und vielleicht mitkriegt haben: „Ok, das ist so eine Art Nachfolgeband“ und sich die EP deswegen angehört haben. Wieso auch immer. In weiterer Folge waren dann ein paar Reviews von verschiedenen Online-Zeitschriften und Foren online. Ich schätz, dass das dann so irgendwie passiert ist. Und da war dann halt dieser Typ aus Amerika.
Ja, der hat euch sehr gelobt.
Brandy: Der wird uns auf irgendeiner Webseite angefunden haben und hat dann halt einen Review geschrieben.
Vik: Genau. Die Sachen sind ja auch auf Bandcamp und da werden ja wöchentlich oder so Bands gefeatered – per Zufallsprinzip. Wenn du auf Bandcamp gehst und nix bestimmtes suchst, werden dir halt Bands vorgeschlagen. Wir waren da auch Mal drinnen und ich schätz, so hat sich das dann über tausend Ecken irgendwie ergeben.

Vermutlich haben es die Leute auch ganz cool gefunden, dass eure erste EP Deadends als Turbo Tape bei Schall und Rauch Platten erschienen ist. Wieso bringt man heutzutage eine EP auf Kassette raus?
Vik: Das ist eine gute Frage eigentlich.
Brandy: Ich find, Kassetten haben genauso einen Charme wie Platten. Vielleicht sind sie nicht so hip wie Platten gerade. Ich hab mir früher meine Lieblingssachen immer auf Kassetten aufgenommen. Das hat für mich irgendwie was Nostalgisches. Es ist für mich eine liebvolle Art Musik zu speichern und ich find‘s auch immer super, wenn man Kassetten von Bands anfindet, die wirklich sehr liebevoll gestaltet sind – mit selbstgemachtem Hardcover und so.
Habt ihr das auch selbst gemacht?
Brandy: Na, da waren wir sehr faul. Wir wollten aber irgendwas in der Hand haben, aber nicht gleich sehr viel reininvestieren. Der Klaus hat ja auch die Liebe für Tapes wiederentdeckt. Wir haben ihm erzählt, dass wir was Neues haben, und er hat gemeint, er würde das gern auf Kassette rausbringen.
Vik: Genau. In Anbetracht dessen, dass die Sachen auch online sind. Also als MP3 sind sie für jeden zugänglich und so gesehen, waren die Kassetten einfach eine lustige Idee für jeden, der das cool findet oder der halt was in der Hand haben will. Sicher kann man mit fünf Nummern auch eine Platte rausbringen, aber es ist halt immer die Frage, ob das dann dafür steht, weil der Aufwand recht groß ist. Und Platten sind auch nicht unbedingt das billigste Medium. Deshalb waren die Kassetten die erste Wahl.
Brandy: Wir wollten das nicht nur online machen. Wir wollten irgendwie auch eine richtige Veröffentlichung haben, damit die Leute sehen, uns gibt’s in echt und nicht nur im Social Network.

Auf der EP fällt vor allem ein Song auf – Im Gegenteil und Endeffekt. Die Lyrics sind auf Deutsch, obwohl ihr normalerweise auf Englisch singt. Ist das bei euch so, dass ihr euch gar nicht so festlegen wollt?
Vik: Grundsätzlich, würd ich sagen, ist der Großteil der Texte – auch von denen, die noch kommen werden – auf Englisch sein werden. Aber eine hundertprozentige Festlegung gibt’s nicht. Wenn einer einen Text auf Deutsch schreibt und der taugt uns, dann machen wir’s halt so. Bei ‘Im Gegenteil und Endeffekt‘ war’s aber so, dass das eigentlich eine Nummer ist, die wir geschrieben haben, weil wir bei einem Contest von der KJÖ mitgespielt haben. Wir haben dort eigentlich nur aus dem Grund mitgespielt, weil uns noch keiner gekannt hat. Uns hat’s damals ungefähr seit einem Monat gegeben. Das war eine schnelle Möglichkeit eine Show zu spielen und auszuprobieren, ob wir uns gegenseitig auf der Bühne erschlagen, weil wir nicht zusammenpassen oder ob das hinhaut. Wenn du probst, kannst du nicht sagen wie sich das live entwickelt, weil da eine gewisse Chemie entsteht. Das war eigentlich der einzige Grund warum wir da mitgespielt haben. Ich hab gar nicht gewusst, dass es da auch Sachen zu gewinnen gibt oder was es zu gewinnen gibt – das war mir auch egal. Wir haben dann erfahren, dass der zweite Platz eine Kiste Bier kriegt und die war dann unser erklärtes Ziel. Dann haben wir aber „blöderweise“ gewonnen. Der erste Platz war eine Studioaufnahme mit dem Tom Zwanzger. Das wollten wir zuerst auch noch eintauschen gegen die Kiste Bier, aber die Zweitplatzierte wollte nicht. Dann sind wir halt damit hängen geblieben.
Brandy: Was aber im Endeffekt ziemlich cool war, weil wir unsere EP, die wir jetzt vor kurzem rausgebracht haben, dort aufgenommen.
Vik: Das war ein Live-Recording. Also eins zu eins eingespielt ohne großes Drumherum. Den Song ‘Im Gegenteil und Endeffekt‘ haben wir eben für den Contest geschrieben, weil die einzige Auflage sozusagen war, dass man einen Song hat, der in irgendeiner Form einen kritischen Text aufweist – was bei uns ja sowieso nicht das Problem gewesen wäre. Aber wir haben uns gedacht, dass der Song für die meisten verständlich seien sollte und da war dann Deutsch eben die bessere Wahl. Was live wahrscheinlich eher verständlich ist als eine Nummer auf Englisch. Der Großteil unserer Sachen wird aber trotzdem Englisch bleiben.

Apropos live spielen … welchen Song spielt ihr am liebsten live?
Brandy: Mein Lieblingslied zurzeit ist ‘Implications Made by Choice‘, das auf der neuen EP ist. Das ist die erste Nummer, die wirklich gemeinsam entstanden ist. Mit der kann ich mich am meisten identifizieren.
Vik: Ich glaub, da geht’s allen gleich. Ich spiel natürlich alle Sachen gern, aber bei der Nummer merkst, dass alle vier Einflüsse mehr oder weniger gleichwertig sind. Bei den anderen Sachen – sicher haben wir die gemeinsam ausgearbeitet – aber die waren eben zirka zu 99% fertig bevor es die Band gegeben hat. Das ist natürlich was anderes, wenn du eine Nummer spielst, die gemeinsam entstanden ist.

Was steht als nächstes für euch auf dem Programm?

Vik: Shows spielen.
Brandy: Ja, zum Beispiel am 6. Oktober in Wien mit Arliss Nancy oder am 10. Oktober mit Knochenfabrik in Graz. Und Ende Oktober sind wir für einen Weekender in Süddeutschland – da läuft gerade das Booking. Es sind aber noch ein paar andere Shows im Gespräch.

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