Interview: Die Nerven

von am 25. Februar 2014 in Featured, Interview

Interview: Die Nerven

Does Humor belong in Music?‚ wollte schon Frank Zappa wissen. Die Nerven aus Stuttgart antworten darauf mit ‚Fun‚, einer ungemütlichen Platte, die keinen Wert auf Schenkelklopfer oder gar explizite Freundlichkeit legt.

Die Band hinter dem aktuell spannendsten Noiserockbiest Deutschland selbst – Julian Knoth, Max Rieger und Kevin Kuhn- zeigt sich bevor sie im Rahmen ihrer aktuellen Tour das Forum Stadtpark mit einer explosiven Performance zerlegten allerdings als absolut nicht humorloses, sogar ziemlich sympathisches Trio: getriebene Vollblutmusiker, die auch abseits der Bühne überlegt, enthusiastisch und leidenschaftlich agieren, wenn sie über die Aufnahmen zu ihrem bisher ambitioniertesten Album, die Auswirkungen des gestiegenen öffentlichen Interesses und ihre zahlreichen Projekte neben Die Nerven sprechen.

Wie läuft die Tour bisher?
Max: Gut. Sehr gut.
Julian: Wir haben zwar erst zwei Tage hinter uns, aber die waren wirklich gut.
Kommen deutlich mehr Menschen zu euren Konzerten als bisher?
Max: Ja, absolut. Unser erster Abend war in Dornbirn – da waren wir noch nie und es ist jetzt auch nicht so eine große Stadt – trotzdem kamen über 60 zahlende Gäste, was jetzt nicht so wenig ist! Gestern in München kamen sogar 180 Leute….
Kevin: Wir hatten ne große Gästeliste…!
Max: 180 zahlende Gäste! Beim letzten Mal waren da vielleicht 70, 80 Leute. Also ich bin echt mal gespannt was an den kommenden Tagen passiert…

Im Zuge der letzten Platte hat man ja immer wieder gelesen dass ihr relativ wenig probt
Max: Ja.
Julian: Das stimmt.
Hat sich das für die aktuelle Tour geändert?
Max: Wir haben jetzt im Zuge dieser Tour ein einziges Mal geprobt, weil wir halt manche der Songs die wir fürs Album aufgenommen haben noch gar nie live gespielt haben. Und wir wollten irgendwie zumindest einen ganz kleinen Rückhalt, so dass jeder ungefähr weiß wie der Song läuft. Aber das war jetzt das einzige was wir als Vorbereitung wirklich gemacht haben.
Julian: Wir hatten eigentlich vor zwei Tage am Stück zu proben und am Ende hatten wir einen zerstückelten Nachmittag, weil mir dazwischen nur gegessen haben und so Zeug.
Max: Das war unsere vierte Bandprobe quasi. Manchmal treffen wir uns um Songs zu machen – aber so richtig die Setlist proben oder so…ne.
Julian: Da hat sich also nichts geändert. Vor allem, weil wir ohnedies immer mehr live spielen.

Was sich aber geändert hat: ihr habt diesmal mit einem Produzenten gearbeitet. Wie seid ihr auf Ralv Milberg gekommen?
Max: Also der Ralv ist ein Urgestein der Stuttgarter Szene und hat bei einem Haufen Bands mitgemischt – aber ich glaube noch nie so was in die Richtung von uns gemacht. Er steht da aber sehr drauf und hat ziemlich darum gebuhlt, dass er den Job übernehmen darf.
Also hat er sich an euch gewandt?
Max: Genau.
Julian: Er ist auch Live-Mischer und hat uns im Komma in Esslingen gemischt, wo wir ja herkommen, und hat uns direkt danach gesagt wie supergut es ihm gefallen hat und dass er ziemlich gerne mit uns unser nächstes Album aufnehmen würde.

Und wie war es erstmals mit einem Produzenten zusammenzuarbeiten?
Max: Naja, Produzent. Erstmal so: also er hat jetzt nicht unsere Songs irgendwie geshaped oder so was. Er hat unsere Songs so wie sie sind genommen und hat uns sozusagen angehalten diese mal anders zu spielen zu versuchen. Er hat so kleine Psychotricks verwendet. Dass wir einen Song mal langsamer beginnen zu spielen und er wird dann im Verlauf unmerklich schneller….so dass man’s kaum merkt, aber…
Julian: …er hat halt in den Feinheiten auf eine neue Stufe gehoben. Weil wir hätten die Sachen schludrig wie wir sind halt einfach so gelassen wie wir’s beim ersten Versuch eingespielt haben. Er hat dann gemeint: war schon supergut – aber das geht noch besser!
Kevin: Er ist halt der, der die Vibes am bewusstesten mitgekriegt hat. Der uns, wenn er gespürt hat, dass da was ist oder etwas noch besser geht, ermutigt hat es nochmal zu probieren.
Max: Auf jeden Fall ist es ziemlich gut gewesen, dass wir jemanden dabei hatten der  nicht in der Band spielt, dem wir aber vertrauen konnten, von dem wir wissen, dass er weiß wo wir hinwollen und der auch weiß, wie er uns dort hinbringen kann.

Würdet ihr nochmal mit ihm zusammenarbeiten wollen?
Max: Puh, keine Ahnung. Wir denken jetzt auch noch nicht groß über das nächste Album nach…
Julian: …wir jammen zwar an ein paar Ideen rum, aber nix konkretes.
Max: Wir arbeiten ja auch genug an Nebenprojekten und Soloprojekten und anderen Sachen und so. Julian: Ich denke wir wollen jetzt nach dem neuen Album auch erst mal einfach abwarten und die Sachen auf uns zukommen lassen, so quasi: wer weiß, was sich ergibt. Wir wollen uns da halt noch nicht festlegen.
Kevin: Die Herangehensweise müsste das nächste Mal auch eine andere sein.
Julian: Genau. Denn wenn man ein Album macht will man sich ja auch mit jedem Mal einer neuen Herausforderung stellen.

Wenn man nun die zwingendere Albumdynamik im Allgemeinen und den fließenden Übergang zwischen ‚Nie Wieder Scheitern‘ und ‚Girlanden‘ im Speziellen hernimmt – ist diese Entwicklung auch Milberg zuzuschreiben?
Max: Ne, ne – das hat er glaub ich nicht zu verantworten. Der Albumfluss war uns extrem wichtig, das ist eine der wichtigsten Punkte bei einem Album überhaupt. Ich finde es immer recht schlimm wenn Alben aus aneinandergereihten Songs bestehen -es muss schon ein richtiger Fluss entstehen. Das hört man auch am Anfang: nach dem ersten Song kommt der zweite praktisch sofort!
Julian: Und dann kommt sogar gleich mal der dritte!
Max: Ja, und dann auch noch andere. Aber erst nach dem dritten ist erstmals Zeit für ne kurze Pause. Also das ist schon alles so beabsichtigt.
Julian: ‚Fluidum‘ ist dagegen halt wirklich noch sehr spontan entstanden. Drei der Lieder zum Beispiel erst während des Aufnehmens.
Max: Da dann haben wir einfach Take 1 oder Take 2 aufs Album gepackt.
Julian: Diesmal war uns auch von Anfang an halbwegs klar in welcher Reihenfolge die Songs aufs Album kommen werden, zumindest weitestgehend. Wir sind da viel strukturierter an die Sache rangegangen und haben uns schon konkret überlegt welcher Art von Track etwa fehlt damit der Albumfluss funktioniert und auch spannend bleibt.
Max: Nur ‚Und ja‘ ist im Studio entstanden, der Rest vorher.

Also seid ihr erstmals mit vorhandenem Material ans Aufnehmen gegangen?
Max: Ja – und wir haben das Ding deswegen ja auch in Rekordzeit aufgenommen.  An einem Tag die Instrumentalsachen, an eineinhalb Tagen den Gesang. Also zweieinhalb Tage insgesamt. Aber wir haben die Platte ja auch quasi live eingespielt – wir benutzen so gut wie keine Overdubs. Also wirklich bloß: wir drei in einem Raum. Dann geht das auch ganz schnell.
Julian: Jeder von uns hat die Dinge über mehrere  Verstärker und Boxen eingespielt, so konnten wir im Mix dann schon noch ein paar Feinheiten ändern.

Vielleicht hat das Album ja auch deswegen so eine Steve Albini Vibe-Atmosphäre?
Max: Genau das war die Idee!

Und B-Seiten sind keine übrig geblieben?
Max: Nein überhaupt nicht. Wir haben alles auf das Album raufgehaut was wir hatten.
Julian: Außer so mitten in der Nacht aufgenommenes Zeug.
Max: Es gibt eine 22 minütige Jamsession, die haben wir aber selbst noch nie gehört seit wir sie vor 8 Monaten aufgenommen haben.
Julian: Aber ich glaube wir haben dann eh bald mal wieder Lust ein paar neue Sachen auszuprobieren und dann eventuell auch Singles und B-Seiten oder so zu bringen…
Kevin: Es gibt aus der Zeit nur einen Compilation Track, aber der ist absolut vom Album isoliert.
Max: Der wurde glaub ich im September aufgenommen, als das Album schon lange hinter uns lag.

Warum wurde die Platte, die ja bereits im Juli 2013 fertig war eigentlich erst jetzt rausgebracht? Sind das die Mechanismen der Musikindustrie?
Max: Nein, daran lag‘s nicht. Wir haben an sich ja auch herzlich wenig mit dem Musikmarkt zu tun. Es war bloß einfach so, dass wir das Album einfach unbedingt damals machen wollten und hatten es praktisch plötzlich fertig, also geradezu überraschend ….wir waren schlicht einfach zu früh damit fertig. Als wir Fluidum damals veröffentlicht haben sind wir alle in so eine Phase gekommen in der wir das Album dann absolut nicht leiden konnten, fanden es ganz, ganz schlimm. Wir waren vor allem der Meinung: hey wir können es viel, viel besser! – und haben deswegen sofort angefangen neue Songs zu schreiben und hatten dann irgendwie sofort alle beisammen. Wir hatten im Januar letzten Jahres schon drei Lieder komplett fertig und haben danach sogar mit dem Songwritingprozess nochmal komplett abgebrochen, weil es zu  schnell ging…
Welche drei Songs waren das?
Max: Das waren ‚Angst‘, ‚Ich erwarte nichts mehr‚ und ‚Nie wieder scheitern‚…und ‚Eine Minute schweben‘…also doch sogar schon vier Songs die bereits nach zweimal Abends zusammensetzen fertig waren.

Zwecks der schnellen Arbeitsweise: was ist eigentlich dran, dass Asoziale Medien trotzdem noch auf Vinyl veröffentlicht werden soll?
Max: Das ist richtig…
Julian: …aber wir warten da noch ab. Es wird von dem Ein-Mann-Label Label Fin du Monde rausgegeben werden – der auch immer Co-Release von Fluidum und Fun gemacht hat – was aber leider irgendwie oft untergeht. Aber wann das passiert haben wir noch nicht genau besprochen, schauen wir mal nach der Tour.
Max: Man muss da vielleicht schon ein bisschen aufpassen, damit die Leute nicht denken: Boah, schon wieder ein neues Album.
Kevin: Es müsste halt im Schatten des offiziellen Veröffentlichungskanons stattfinden.
Max: Also es wird auf jeden Fall eine Liebhaberveröffentlichung. Vielleicht auch ohne Pressebemusterung oder so.

Auf Die Nerven scheint es nur extreme Reaktionen zu geben. Entweder heißt es „Bestes Trio seit Trio“ mit „einer der wichtigsten deutschsprachigen Platten des Jahrzehnts“ – oder aber die Verrisse die ihr auch via Tumblr ausstellt. Egal scheint ihr kaum jemandem zu sein…
Max: Ja, ist doch super. Lieber gehasst und geliebt werden, als unter den Tisch gekehrt zu werden.
Kevin: Wobei auf Plattentests schon auch ein paar Leute der Meinung waren :„ziemlich durchschnittlicher Noiserock“.
Julian: Das ist dann eigentlich das schlimmste.
Kevin: Also ich lese bei Plattentests seit ungefähr 10 Jahren unregelmäßig Forumsbeiträge, und egal um wen es geht – oft greifen sich letztens Endes die Leute einfach nur gegenseitig an. So: „Metallica, die waren nicht mehr gut seit Cliff Burton…alles scheiße“ und dann irgendjemand drauf: „Halt die Fresse!

Teilweise schaukelt sich das bei den Diskussionen dort echt irre schnell zur Schlammschlacht hoch…
Julian: Aber das ist eh immer so: sobald jemand da ist der‘s gut findet, ist jemand da, der‘s schlecht findet. Es gab mal einen Thread bei Plattentests über uns der relativ positiv war, so um Fluidum-Zeiten herum, wo es eben hieß: „Die Nerven sind gut, warum werden die nicht besprochen?
Und erst als der Jan Wigger im Spiegel das geschrieben hat ging‘s dann voll los damit dass manch einer Kontra geben musste…
Kevin: Aber ist Jan  Wigger leicht umstritten was das angeht…wegen der Burzum-Geschichte?
Julian: Der ist halt umstritten weil er seinen eigenen Geschmack hat. Aber das ist ja eigentlich gerade das richtige bei einem Kritiker finde ich.
Kevin: Also seine Top Ten Listen sind meistens astrein.
Ich denke der ist da halt auch ein bisschen sowas wie eine Reizfigur. Wenn beispielsweise ein neues Swans Album rauskommt kann man davon ausgehen dass er vor Freude ausflippt – und dann müssen das manche eben automatisch schieße finden….
Julian: In einem anderen Forum hab ich auch mal gelesen als es um Fun ging: „Find ich voll schade –  Single auf Amrep  veröffentlicht – und jetzt machen die so’n Spiegelgedöhns. Voll scheiße!“.  Keine Ahnung: als würde uns das verändern nur weil wir im Spiegel stehen.
Max: Als hätten wir uns das rausgesucht.
Kevin: Wir gehen jetzt aber viel zu sehr auf die Kritiken ein – weil eigentlich sind uns die egal. Im Moment interessieren sich halt Leute für uns – und bilden sich hoffentlich ihre eigene Meinung.

Und woran meint ihr liegt das eurer Meinung nach, dass man euch so Hop-oder-Drop-mäßig wahrnimmt? An der Musik, den Texten, dem Gesamtpacket…?
Julian: Das können wir nicht deuten woran das liegt.
Max: Ich weiß auch nicht. Es gibt halt nen Haufen schlechte Bands, es gibt auch ein paar gute deutschsprachige Bands…und ich persönlich kenne ziemlich viele Leute die von der Gegenwartsmusik ziemlich gelangweilt sind… wir versuchen einfach so gut wie möglich das auszudrücken was wir ausdrücken wollen, und zwar ohne einen Filter einzubauen.
Julian: Wir wollen machen worauf wir Lust haben. Und irgendwie ergibt sich dann alles von selbst, und es macht einfach  Spaß zusammen Musik zu machen….das ist auch relativ magisch….

Theoretisch könnte man beim nächsten Studialbum stilistisch also mit allem rechnen, weil es keine dogmatisch festgelegten Regeln für eure Musik gibt?
Julian: Wir machen vielleicht manchmal für ein Lied oder ein Album irgendwelche Regeln um die Dinge ein bisschen einzugrenzen, auch damit es so etwas wie einen Albumfluss überhaupt geben kann. Aber es gibt jetzt keine festgelegten Überregeln so von wegen: Die Nerven machen nur Noiserock.
Max: Ja wir sind halt auch keine Noiserockband. Wir sind keine Punkband. Wir sind da ebenso eine Discoband, wir sind eine Krautrockband. Wir sind meinetwegen auch eine Popband.
Julian: Wir wollen Alles und Nichts sein.

Habt ihr das Gefühl dass euch die Medien auf die klassischen Stützpfeiler wie 80er, Ton Steine Scherben und so weiter festnageln?
Max: Naja, die müssen uns halt in irgendwelche Schubladen packen. Aber wir legen es jetzt überhaupt nicht an beispielsweise nach den 80ern zu klingen.
Kevin: Die Presse will  es sich vielleicht  auch manchmal einfach machen was das angeht. Aber ich weiß jetzt nicht woran das liegt.
Julian: Wir singen auf Deutsch und die Texe sind ein bisschen düster.

Wie ihr jetzt wahrgenommen werdet hat ja ganz andere Dimensionen als noch vor einem Jahr – baut das einen Druck für euch auf?
Max: Wir versuchen uns durch diese gesteigerte Wahrnehmung keinen Druck aufbauen zu lassen. Deswegen ist es auch gut, dass wir jetzt auf Tour sind, vor Leuten spielen, und diesen Hype nicht ganz der Willkür des Internets zu überlassen was man über uns berichtet. Weißt du: man kann sich jetzt in Foren darüber auslassen dass Die Nerven eine Scheißband sind die alles nur kopieren – kann man alles machen….aber letztendlich ist es auch gut, dass es sich darauf hinunterbrechen lässt, dass wir auf ner Bühne stehen, spielen, unser Zeug wieder einpacken und zum nächsten Ort weiterfahren.
Kevin: Das mit dem Druck ist so ne 50/50 Sache: es geht einem schon irgendwie nahe, aber irgendwie ist es auch ne irrsinnige Bestätigung wenn man die Musik eigentlich nur für sich selber macht und sie findet plötzlich so einen Anklang.
Julian: Es ist so eine Mischung aus Überraschung, Freude und Unbehagen.
Kevin: Wenn man Musik aus instinktiver Intuition heraus macht und die Leute finden das gut, dann hat man teilweise schon das Gefühl als könnte man nichts mehr falsch machen, solange man halt nur ehrlich zu sich ist und zu viele äußere Einflüsse mit reinnimmt…

Und was kann man sich am Ende von all den Lobeshymnen abscheiden?
Max: Naja, dass eben mehr Menschen zu unseren Konzerten kommen und mehr Menschen unsere Musik hören. Ich bin der festen Überzeugung dass jede Art von Musik populär sein kann – wenn man ihr nur die Chance gibt populär zu sein…und unsere Musik ist eigentlich nicht so angelegt, aber dass sie jetzt plötzlich so eine Art Popmusik ist finde ich ziemlich toll. Wenn man Leute dafür begeistern kann….also ich kann mich daran erinnern als ich mit 13, 14 herum angefangen habe wirklich bewusst Musik zu hören – und da gab es Alben, die haben mich schlichtweg umgehauen. Wenn ich mir also vorstelle dass da vielleicht irgendwo einen 14 jähriger gibt der gerade unser Album hört und den es dabei umhaut – dann ist das das beste Gefühl das man haben kann…

Weil jetzt ja bald ein neues Album von All diese Gewalt erscheint…steht sonst noch Material abseits der Nerven an?
Max: Ständig! Mit dem neuen All diese Gewalt Album [Kein Punkt wird mehr fixiert] werde ich vielleicht auch ein bisschen touren, mir eine Band zusammenstellen – das wird bei mir nach dieser Tour anstehen.
Julian: Und wir haben für den Heimatsampler auch ne Session mit Peter Muffin gemacht, was ja mein Soloprojekt war, jetzt aber auch schon ne Band ist. Dazu bin ich auch noch dran ein Soloprojekt zu entwickeln das noch keinen Namen hat, von dem ich aber schon weiß wies klingen soll und das ich in nächster Zeit wohl auch mit dem Max als Produzent zusammen angehen werde.
Kevin: Im Anschluss an diese Tour bin ich mit deiner Garagerockband unterwegs, die heißt Wolf Mountain. Von denen und Karies, einer anderen Band bei der ich mitmache wird’s dieses Jahr Veröffentlichungen geben.
Max: Karies hab übrigens auch ich produziert. Im Moment kann man im Internet noch wenig von denen hören, aber in ein paar Monaten kommt ein Album, das wirklich sehr, sehr gut geworden ist und einigen Anklang finden könnte.
Langweilig wird euch scheinbar nicht werden!
Max: Oh nein.
Julian: Im Gegenteil – wir sind jetzt gerade besonders motiviert Dinge anzupacken.
Max: Auch weil jetzt die Aufmerksamkeit da ist. Wir sind alle nicht die Typen die sich jetzt zurückziehen und jahrelang sinnieren was wir als nächstes machen sollen.
Julian: Man muss den Moment schon auch nutzen.

Welche Musik hört ihr ihr selbst  momentan?
Kevin: Vicky Leandros. Die ersten vier Alben sind sehr schön.
Julian: Ich hör viel Donna Summer. Und Moondog.
Max: Savages. Weil ich der Karies-Platte einen ähnlichen Sound verpassen wollte.

Wegen des Albumtitels: hattet ihr schon vermutet dass sich die meisten Schreiber und Hörer ziemlich drauf aufhängen, so von wegen – das Teil heißt Fun, aber da ist ja gar kein Halligalli vorhanden!
Max: Eigentlich hatten wir das nicht gedacht, nein. Vor allem hätten wir ja auch nie gedacht dass es ein derartiges Medienecho auf die Platte geben wird! Am Schluss haben wir uns für  den Titel entscheiden, weil er ja genau das Gegenteil beschreibt was wir eigentlich ausdrücken wollen.
Julian: Und kurz und prägnant ist.
Max: Wir wollten da erst auch einen komplett ironielosen Titel nehmen, aber irgendwie….hat dann die Ironie gefehlt.
Kevin: „Oder wir nennen das Album einfach nur Fun!“
Max: Genau. Irgendwie fanden das erst alle scheiße….
Julian:…und irgendwann blieb der Titel dann doch hängen und wir so: gar keine schlechte Idee eigentlich. Und dann kamen wir auf das Cover….
Kevin: ….und es war stimmig.
Max: Cover und Wort, das hat sich dann irgendwie gegenseitig aufgelöscht.
Julian: Letztendlich hat sich das Ungewisse,  wie die Platte denn nun aussehen würde ja bis in den Oktober hinein gezogen. Aber mit dem Bild war dann klar: das ist es. Es hat wie die Faust aufs Auge gepasst. Es ist aber auch ganz schön dass die Kritiker damit ein bisschen in die Irre geführt werden.
Max: Werden sie aber eigentlich ja auch gar nicht.
Julian: Nein, eh, es geht eher darum: Der Begriff ist relativ offen – und uns ist halt auch wichtig die Dinge manchmal ein bisschen offen zu lassen, Spekulationen zu reizen.

Der Titel zur Platte ist ja relativ konträr zum Inhalt der Platte…
Max: Sehr gut aufgepasst!
Danke! Aber versucht ihr tatsächlich den Humor gezielt von eurer Musik fernzuhalten?
Max: Den Humor gibt es – aber wir sind keine Comedyband! Ich denke wir haben schon Humor, aber ich glaube auch, dass man diesen bis zu einem gewissen Grad aus seiner Kunst heraushalten muss. Also zumindest oberflächlich betrachtet ist die Platte schon sehr trocken.
Kevin: Es gibt ganz versteckte humoristische Elemente auf der Platte. Zum Beispiel bei…
Max: Nein, nein, nein…! Das kannst du jetzt nicht sagen!
Kevin: Okay…aber zum Beispiel beim Artwork: ich dachte es wäre witzig dafür einen GG Allin Schnurrbart zu tragen den ich eigentlich nicht habe.
[zu Max gerichtet] Entschuldige – ich wusste ja nicht dass das ein Geheimnis bleiben soll!
Max: Ein Mythos!
Kevin: So ala Dark Side of the Moon oder die Botschaften bei den Beatles-Dingern!
Ich habe nichts gehört!
Max: Natürlich nicht. Er hat ja auch nix  gesagt!

Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Julian Knoth, Max Rieger und Kevin Kuhn für das Interview!

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