J. Cole – The Off-Season

von am 20. August 2021 in Album

J. Cole – The Off-Season

Kurzerhand vor das schon lange angeteaserte The Fall Off eingeschoben, macht The Off-Season seine Sache zwar in gewissen Hinsichten anders als seine fünf Vorgängeralben, landet aber im weitesten Sinne beim selben Ergebnis. 

Drei Jahre nach dem besonders mediokren KOD funktioniert The Off-Season als Songsammlung ohne konzeptionellen Überbau über den souveränen Show-off-Einstieg 95 South entlang eines gefühlten Mixtape-Charakters jedoch erst einmal erstaunlich unverkrampft; als nötige Frischzellenkur, indem Cole eine gewisse Nonchalance für sich entdeckt. Die Dinge laufen, wenn er in Tracks wie im nichtsdestotrotz schrecklich Autotune-verseuchten, leicht fernöstlichen Amari, dem Kanye-Imitat 100 Mil oder dem soulig angehauchten My Life weit in den Trap schnuppert, eine allgemeine Unaufgeregtheit über dem Flow liegt, während einige Features (21 Savage, Morray, Bas, Lil Baby, 6lack) für zumindest kurzweilige Impulse sorgen.

Auch wenn das ewige Missverständnis aus Anspruch und Ambition auf der einen Seite der Qualitäts-Schere, beziehungsweise der Selbsteinschätzung und tatsächlichen Leistungsfähigkeit auf der anderen, durch diese relative Lockerheit in eine gesündere Balance findet (obgleich dies die polarisierende Wahrnehmung der offenbar nur aus Fans oder Hatern bestehen zu scheinenden Hörerschichten nicht zu beeinflussen scheint), bleibt der Eindruck, den das kommerziell enorm erfolgreiche The Off-Season hinterlässt ähnlich ambivalent, wie bei den Vorgängern: Nämlich kaum vorhanden.
Die 40 Minuten sind niemals schlecht, aber geradezu frustrierend durchschnittlich geraten, so verdammt okay durch und durch, sauber gemacht und stets ein bisschen zu langweilig. Kein Song fällt wirklich ab, wenige stechen wie das tolle The Climb Back oder ein beinahe hungriges Close hervor, die positiven Amplituden beim relaxten Pride is the Devil oder dem traumwandelnden Let Go My Hand sind zumindest zu schwach ausgefallen. Schwer zu sagen, ob beispielsweise ein Punchin‘ the Clock angenehm zu hören oder einfach nur schulterzuckend egal ausgefallen ist – im gefälligen Hintergrund an der Kippe zum Durchzug landet er so oder so.

Während man The Off-Season also durchaus charismatischer, unverkrampfter und gelungener als einige seine gelegentlich zur prätentiösen Oberflächlichkeit neigenden Vorgänger finden kann, ist die Summe der Platte gerade gemessen am Können von Cole also ärgerlich ernüchtert.
Die immer liefernde, entspannte Rap-Performance mit unverbindlichen Lyrics und unspektakulären Beats überzeugt, doch es will sich einmal mehr keine Begeisterung einstellen, keine Konsequenz die Zwanglosigkeit intensivieren, weil The Off-Season praktisch unmittelbar nach dem Konsum wieder vergessen ist. Vielleicht ist dieses Freischwimmen ja der Sinn, um The Fall Off einzuleiten – es lässt Cole jedoch im positiven wie negativen Sinne zuverlässig wirken.


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