Jake Bugg – Saturday Night, Sunday Morning

von am 31. August 2021 in Album

Jake Bugg – Saturday Night, Sunday Morning

Dass Jake Bugg dereinst mit Bob Dylan verglichen wurde, scheint nicht nur knapp zehn Jahre und vier bestenfalls egale Alben her zu sein, sondern wirkt im Angesicht von Saturday Night, Sunday Morning gar wie ein höhnendes Missverständnis aus einem obskuren Paralleluniversum.

Hinter der inszenatorischen Anbiederung von Saturday Night, Sunday Morning an kontemporäre Pop-Standards in all ihrer plakativen Banalität bleibt (mit Ausnahme der Bestätigung, dass von Bugg als Songwriter nach seinem Debüt praktisch keine nennenswerte Substanz mehr kam) schließlich wenig, das noch mildes Wohlwollen verdient.
Downtown als feine, solide und eigentlich austauschbar unspektakuläre Klavierballade etwa, obgleich nicht gänzlich vom Streicherkitsch gefeilt, oder Hold Tight, als nett gezupfte Tallest Man on Earth-Miniatur, die ob ihrer geschmacklosen Subtilität im grotesken Kontext von Saturday Night, Sunday Morning eigentlich absolut deplatziert ist.

Ansonsten eilt die überproduzierte Mainstream-Vielseitigkeit der Platte allerdings von einem plakativen Ausfall zum nächsten – immer so catchy wie schnell übersättigend, meistens nach dem selben Muster strukturiert: Die Strophe nutzt die rhytmusbetonte Inszenierung bereits aus, nimmt sich dann aber kurz zurück, um den (gerne weit über Gebühr repetierten) Refrain besonders fett wirken zu lassen.
Das polternd-wummernde All I Need streift sich eine Zeitgeist-Gospel-Pastiche für das Stadion über, was zu einem unangenehmen Kontrast mit Buggs quakender Stimme sorgt, zumal die Plastik-Euphorie aus dem Baukasten keinerlei Authentizität erzeugt. Kiss Like the Sun macht das selbe nur flotter, und tauscht den vermeintlichen Soul-Anstrich gegen pseudobluesige Gitarren. Das tanzbare About Last Night könnte ein Outtake von  Chuckles and Mr. Squeezy sein, ist sicher aber ebenso austauschbar und beliebig wie der in eine Melange aus Substanzlosigkeit gebetete Formatradio-Refrain in Rabbit Hole.

(Das programmatisch betitelte) Lost missversteht den pumpenden Club-Dancefloor von Faithless und die Singer Songwriter-Bagatelle Scene (wie seelenlos können alleine schnipselnde Beats klingen?) soll als erbende Introspektion bis zum „Nananana“-Abspann beseelt wirken – ist aber eher bemitleidenswert: Wo keine Emotionen zu finden sind, bleibt nur Fassade.
Das formelhaftere Lonely Hours ist zwar so simpel gestrickt, dass es jenseits der Nervengrenze wandelt, aber wohl geschickt genug konstruiert, dass es Rock-Fans versöhnen könnte. Was man Saturday Night, Sunday Morning nicht nur hier zu gute halten muss: In ihren kommerziellen Absichten ist das Material zwar durchsichtig wie nur was, sollte aber auf den Markt zugeschnitten seine Zielpublikum durchaus abholen.
Dass das Klientel – egal ob nun von kitschigen 50s-Schmonzetten (Maybe It’s Today) oder eindimensionaler Endorphin-Substitol-Stomper (Screaming) – die glattpolierte Eingängigkeit der nur wenig Halbwertszeit bietenden 36 Minuten so gut unterhält, dass es auf die finale Frage „How will you remember me?“ positiveres als ein gequältes Schulterzucken übrig hat, bleibt allerdings zu bezweifeln.

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