Jaye Jayle – AN ALCOHOLIC BLUE BIRD: Eight Acoustic Demos

von am 23. April 2020 in Sonstiges

Jaye Jayle – AN ALCOHOLIC BLUE BIRD: Eight Acoustic Demos

Nach der Interims-Single Soline 2019 und der digitalen Wiedergeburtseines lange vergriffenen Debütalbums …It’s Jayle Time! legt Evan Patterson die nächste Veröffentlichung via Bandcamp vor: AN ALCOHOLIC BLUE BIRD erklärt sich durch den Untertitel Eight Acoustic Demos quasi selbst.

Dennoch führt Patterson als Kopf von Jaye Jayle die Dinge noch weiter aus: „What you are hearing is eight home recordings that I have selected from hundreds of other recordings of fragments, riffs, and ideas that are nowhere near completion. I feel that these chosen songs are the highest quality, the most composed, and best suited for this unique release. The records are imperfect and without effects. Some of these songs have or will transform into full band pieces. While others will remain solely these recordings. This collection will be taken down once the pandemic resolves. Thank you for your love and support during these strange and uncertain times. Try to enjoy it.
Ein Ratschlag, der so keineswegs schwer zu befolgen ist. Immerhin kommt das archaische Auftreten, das skelettiert-minimalistisch entschlackte Instrumentarium und die fatalistische Stimmung in ihrer unfertigen, dreckigen Staubigkeit der Atmosphäre des kargen Americana von Jaye Jayle gefühlt sogar am anderen Ende des Spektrum durchaus ähnlich intensiv entgegen, wie die aufgeräumtere Produktion und der Bandsound von etwa No Trail and Other Unholy Paths. Quasi Jaye Hayle in ungefilterter Reinform, roh und direkt – selbst der Spannungsbogen funktioniert ohne klaren Klimax durchaus bodenständig. Den Rest erledigt das superbe Songwriting, das viel für die Zukunft verspricht.

Warm Blood and Honey kontrastiert sein wie gelooptes Nick Drake-Folk-Gitarrenspiel durch gespenstischen, vermeintlich gedoppelten, beängstigend sedierten Gesang, der eine unterkühlte Aufbruchstimmung in den Alptraum führt. Doomsday Afternoon ist dort ein rostiger Blues am Lagerfeuer: müde schnepfen die Saiten, klopft der Bauch abgekämpft, schleppt sich der entstehende Rhythmus wettergegärbt – eine hypnotische Trance entsteht.
Spannend und dringlich nach vorne gehend probt Tell Me Live dagegen den martialischen Kriegstanz, wobei die Melodik der Gesangslinie eine beinahe weich-rockende, fokussiert groovende Heavyness etabliert, aber vor allem durch ein grandios aufmachendes Finale mit Falsett (oder gar Emma Ruth Rundle im Hintergrund?) besticht.
The Party of Skulls ist zurückgelehnt, abgeklärt, zeitlos und cool, hat wie alle durchaus halbwegs ausformulierten Skizzen hier Haltung und Stil und Flair. Zumal sich die Nummer später für einen Schimmer der Hoffnung lichtet, der (ebenfalls exemplarisch) so grandios schief neben der Spur liegt.

Eilig und flott praktiziert Finally Feeling danach als reines Intermezzo, das als Instrumental die Möglichkeiten der am Jam orientierten Texturen später potentiell hinzugefügter Arrangements andeutet, in die man sich verlieren kann, aktuell aber mehr Fragment ist, als jede andere Nummer von AN ALCOHOLIC BLUE BIRD.
I’ll Never Feel like an American ist dafür als einziges Stück extrem verrauscht im Hintergrund, marschiert müde einer catchy Hook entgegen, hat etwas von einer verlorenen, trostlosen Hymne mit eindringlicher Miene. The Florist klingt trotz saubererem Sound, als würde der niedergeschlagenste Tresenchor der Welt schunkeln, in dem monotonen Ambiente ist Patterson zudem näher bei Michael Gira denn je – auch, weil die Komposition in diesem Stadium ohne zusätzliche Akzente dann doch zu lange ausgefallen ist.
Kein derartiges Problem hat The Fog Walz, indem sich der Closer berüchtigt auffächert, jedoch mitten im Geschehen den Stecker zieht und AN ALCOHOLIC BLUE BIRD kurzerhand abbricht.
Durchaus ein radikales Sinnbild für das Wesen der Platte, was sich so auch darüber hinausgehend widerspiegeln wird: „This is a unique release for these unique times. These songs are not available for streaming and only available for digital purchasing while the pandemic lockdown is in effect. They will be taken down once a resolution is presented.
Fans sollten also (auch ohne Zweckoptimismus) nicht zu lange mit dem Kauf dieser charismatischen Acoustic-Demo-Sammlung warten.

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