Joan As Police Woman – Damned Devotion

von am 15. Februar 2018 in Album

Joan As Police Woman – Damned Devotion

Nach dem enttäuschenden Kooperations-Ausfall Let it be You (mit Okkervil River-Mitglied Benjamin Lazar) findet Joan as Police Woman auf Damned Devotion wieder zurück in die Spur – und für ihren neo-souligen Indie-Pop mittels der Dominanz des Rhythmus eine durchaus betörende Perspektive auf minimalistischere Elektronikversatzstücke.


Mehr als eine direkt ansetzende Rückkehr zur Dramatik von The Classic fühlt sich Studioalbum Nummer sechs in gewisser Weise wie eine subtile Umkehr des Vorgängerwerks an: Damned Devotion ist gleichzeitig eine Entschleunigung und Einkehr, eine behutsame Annäherung an betörendere Versöhnlichkeiten und Intimitäten, aber auch eine von Beats und Schlagzeug-Pattern dominierte, enorm zugängliche Streicheleinheit, die ihre Eingängigkeit über beinahe meditativem Weg entfalten. „This record is darker and more pensive“ sagt Wasser und hat damit auf verführerische Art Recht, verfällt ins Grübeln, ohne verkopft zu analysieren: „How does one live a devoted life without becoming obsessed or losing one’s mind?

Als Antwort findet die 47 Jährige 12 Songs von dezent erhebender Anmut und zwingenden Groove, von denen einige mitunter zum besten gehören, was Joan As Police Woman bisher gelungen ist. Gleich Wonderful ist ein wundervoll reduziert gehaltene Soulwohltat. Die Melodie bleibt ein Nebel, durch den sich Joan treiben lässt, entschlackt programmierte Beats pluckern stockend. Die Rhythmik dominiert auch Warning Bell, diesen wärmenden Hit für eine zärtlichere Welt, während das mit entspannter Opulenz liebäugelnde Tell Me Richtung Prince shakert.
The Silence rumpelt mit überlegter Dramatik und probt die anheizende Stimmung, das großartige Valid Jagger erweist sich als Artpop-Traum mit stellaren Arrangements und I Don’t Mind ist eine unwirkliche Glanztat, die als schließender Kreis den hymnischen Pop im Minimalismus findet. Der schmissig über die Klaviatur aus Bass und Schlagzeug referierende Stackser Talk About it Later ist ebenso ein Ohrwurm wie die elegisch-schmeicheweiche Jazz-Fantasie Silly me, wenn auch aus gänzlich unterschiedlichen Gemütsverfassungen heraus. Aber aufgekratzt zu sein und in sich gekehrt zu agieren liegt hier nie weit auseinander, weswegen das überragende What Was it Like seinen Refrain auch mit melancholischer Weisheit zelebriert.

Nicht nur in diesem klugen Schmuckstück hat der Tod seine Spuren hinterlassen. „It’s clear I can’t make an album without involving the subject of death. Both my fathers died since I made the last record.“ leistet die im Babyalter zur Adoption freigegebene Wasser einmal mehr Trauerarbeit.
Nicht immer lässt sich diese ideal über den das Rückgrat bildenden Fokus auf rhythmische Muster transportieren. Steed (For Jean Genet) konzentriert sich etwa zu sehr auf seine funky-verspielte Tanzbarkeit, anstatt sich kompositorisch zu entfalten; auch der maschinelle Gospel des Titeltracks geht in die Beine, bleibt aber limitiert; und der bedeutungsschwere R&B von Rely On erweist sich vor allem eine ästhetische Ohrenweide im Cinemascope,
Doch diese Veranlagung ist der ursprünglich prägende Wesenszug der Platte, ein abermaliger Entwicklungsschritt für Joan As Police Woman der nichtsdestotrotz abermals die Highlights einen Schatten über das restliche Material im runden Gefüge werfen lässt.

I’m always searching for new ways to create wilder, freer songs“ rekonstruiert die Ausnahmeerscheinung aus Connecticut den Entstehungsprozess von Damned Devotion, der sie diesmal auf anderen Wegen als bisher zum Ziel führte. „One of the things I did differently for this record was to experiment more with drum programming: editing and manipulating Parker Kindred’s live beats as templates for new songs.“ Auch der Umkehrschluss war neben erprobten Kompositions-Herangehensweisen möglich: Kindred und Co-Produzent/Multiinstrumentalist Thomas Bartlett improvisierten über Ideen und programmierte Drumspuren, die Wasser ins Studio mitbrachte.
Sie alle eint eine einnehmende Stimmung, eine fast zeitlose Eleganz und flüchtige Physis; eine tatsächlich greifbare Zwanglosigkeit im Auftreten, die jedem Song hier sogar in den flüchtigsten Momenten zugrunde liegt.
Musik also, die einen auf wundervolle Art animiert und einnimmt, jedoch erst hinterrücks und unterschwellig verzaubert. Oder, wie Wasser es einmal als so treffende Feststellung zeichnet: „If there was a warning bell/ I’d know, but all I hear is music/ Soft and low, I never see it coming.” Genau so funktioniert Damned Devotion.

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