King Cannons – The Brightest Light

von am 13. Juli 2012 in Album

King Cannons – The Brightest Light

Traditionalisten, Erbverwalter, Romantiker für die Arbeitetklasse: King Cannons spielen den Soundtrack, um mit einem Chevi über endlose Straßen zu brausen, Sonnenuntergängen entgegen zu trampen oder auf Züge gen Nirgendwo aufzuspringen.

Man mag es ja eigentlich nicht glauben, aber das Sextett um den Frontmann, ganzkörpertätowierten Hingucker und Kredibilitätsankerpunkt Luke Yeoward stammt eigentlich aus Neuseeland und ist letztendlich nach Australien umgesiedelt. Nur aus ihrer Musik heraus eruieren kann man dies freilich nicht. Wenn man die kraftvoll-hemdsärmeligen Rock’n’Roll Songs von ‚The Brightest Light‚ verorten will, haben King Cannons ihre musikalische Sozialisierung vor allem in Amerika genossen. Doch ihre Songs, die funktionieren überall dort, wo die Perspektiven trist, das Land aber weit und die Träume noch größer sind. „In the first world/ I’m a second class man“ singt Yeoward und erinnert sich: „Sixteen, working in a factory/Breathing that dust five days a week„, als der Schulabbrecher neben seinen Vater im Sägewerk schuften ging, bevor er sich als Straßenmusiker und Punk neben Alkohol- und Drogenkonsum seine erste E-Gitarre ersang. Das ist der Stoff aus dem Rock-Mythologien entstehen, wahrlich.

Yeowards King Cannons spielen ihren dazugehörigen, geselligen Rock’n’Roll entsprechend zeitlos wie möglich. Orientieren sich wie selbstverständlich an The Clash und erklären Joe Strummer zum Paten von ‚The Brightest Light‚, haben die gleichen Bruce Springsteen Alben wie The Gaslight Anthem gehört, immer wieder, Yeoward hat den Boss dabei vielleicht noch mehr verinnerlicht als Brian Fallon. Auch The Hold Steady und Social Distortion werden nostalgisch aus dem Plattenregal gezogen, ‚131 Bop‚ atmet Rockabilly und Chuck Berry‘, ‚Charlie O‚ hat den Raggae von The Jam gelehrt bekommen, während Yeoward seine ‚Everyman’s Tale‚ sparsam inszeniert weit drinnen in ‚Nebraska‚ erzählt. Dabei gönnen sich King Cannons nur selten Momente der Einkehr und poltern stilvoll und durchgängig im breiten Instrumentarium.

Vom beschwingten ‚Stand Right Up‚ weg, wo Handclaps, ausholende Backgroundgesänge und Bongotrommeln dingelnden Gitarren und warme Orgeln an der Hand nehmen, vor allem aber vor Yeowards souligem Gesang den Hut ziehen. Später tänzeln noch gutgelaunte Pianos und sehnsüchtige Mundharmonikasoli durch ‚The Brightest Light‚ und ja, die Straße, die King Camnons entlangbrausen, mag stockdunkel sein, aber im Scheinwerferlicht ihres Oldsmobiles bildet sich genug Hoffnung ab, um niemals aufzugeben, die Sechs sind auf Achse:  „We are too young to settle down„. Richtig so, „The Brightest Light“ ist nämlich ein bisschen wie Kerouac’s ‚On the Road‚ – im Arbeitermilieu. Bei all den Querverweisen aus denen sich King Cannons speisen stimmt es natürlich schon: die Neo-Australier zaubern mit ihrem Debütalbum nichts neues aus dem Hut, müssen sich gar an einigen Ausfahrten den Vorwurf des charmanten Plagiatismus gefallen lassen (Springsteen und Tom Petty an vorderster Front), ohne deswegen gleich als pure Kopisten dazustehen. Aber auch das ist eine der vielen Qualitäten von ‚The Brightest Light‚: Egal, was sie in diesen knapp 50 Minuten tun, sie stecken genug Herzblut und Aufrichtigkeit für zehn Bands hinein. Und wer aus all den versammelten energiegeladenen Melodien, Hooks und songdienlichen Riffs derart smarte Gassenhauer ala ‚Ride again‚ oder ‚Too young‚ destiliert, den würden Springsteen, Strummer und Co. ohnedies neidlos durchwinken.

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