le_mol – aleph one

von am 28. Mai 2013 in Album

le_mol – aleph one

le_mol aus Wien bestehen mittlerweile seit einem Jahr nur mehr zu 50% aus herr_mol alias Raimund Schlager, der sich für das bereits siebente Album ‚aleph one‚ Verstärkung von Multiinstrumentalisten Sebastian Götzendofer verschafft hat. „Just another Instrumentalband“ vielleicht, steckt dann aber in einigen Belangen doch so manche fünf-aufwärts-köpfige Postrock-Kombo in die Tasche.

Selbst bezeichnen sich le_mol schon ganz passend als Zwei-Mann-Loop-Orchester, und schon die vor der Verdopplung der Bandmitglieder veröffentlichten Alben bestachen neben einem feinen Gespür für Melodien und unkonventionellen Klängen vor allem durch eine erstaunlich dichte Wohnzimmerproduktion. So fällt auch bei den ersten Klängen des frühen Albumhighlights ‚Heart Waiting for the Beat‚ neben dem wunderbaren Schlagzeugspiel Sebastian Götzendorfer’s die herrlich dichte und klare Produktion ins Ohr. Kopfkino wird eigentlich quer durch ‚aleph one‚ hindurch kompetent angeregt, und auch was das betrifft gibt der Opener – wenn auch etwas ungestümer als der Rest des Albums – den Ton an: verträumt perlende, sich zu Wänden und weißem Rauschen auftürmende Gitarren umgarnen Klackerbeats und effektvoll koordinierte Ausbrüche.

Koro Trombones‚ deckt die experimentellere Elektronikschiene ab, mutet erst wie Boards of Canada affine Ruhe vor dem Sturm an, zögert den unvermeidlichen Höhepunkt gekonnt hinaus und zeigt das le_mol auch Spannungsbögen nicht weit, aber doch jenseits der fünf Minuten beherrschen. Generell darf man dem Prog fernen Instrumentalbands sowieso dankbar sein, wenn sie eher rasch auf den Punk kommen und nicht selbstverliebt um diesen herumtänzeln, und so hält sich auch ‚aleph one‚ mit sieben Songs in 39 Minuten angenehm kurz.

Bertram‚ lässt einer noisigen Ambient Soundscape freien lauf, und bettet mit dem Interlude ‚The Jackdaw‚ das ganz entzückende ‚Reglev‚ ein. Von einer zerbrechlichen Xylophon- und Pianomelodie getragen schmachten hintergründig gestrichene Gitarren über einem vertrackten Beat gen Höhepunkt, der Song schwillt an und ab, bis im Finale synthetische mit echten Drums abgetauscht werden, und das erwähnte ‚The Jackdaw‚ die Stille nach der verhaltenen Explosion am Ende zelebriert. Wieder: großes (Kopf)Kino.

Ebenso mit dem Laut/Leise, aber doch eher mit letzterem, spielt sich ‚Oh Great! Nostalgie‚, sehr zurückgenommen und angenehm, und gibt damit den Ton für das abschließende achtminütige Schaustück ‚No Hopes in Expectations, Errors Excepted‘ vor, das die getragene, kurz vor dem Ausbruch befindliche Grundstimmung des Vorgängers übernimmt, und weiterdenkt. Zu Beginn malerisch mit fein texturierten Schlagzeugphrasierungen ausgekleistert und sich zur Mitte hin geradezu melancholisch in Pianoschwelgerei zurückziehend, werden gegen Ende nochmal alle Stimmungsregister bis hin zu asiatisch anmutenden Klängen gezogen, ohne effekthascherisch einen rockistischen Ausbruch anzustreben (die augenzwinkernde Soundschwellung in den letzten Sekunden des Albums mal außen vor) – die zweite Hälfte von ‚aleph one‚ gehört damit endgültig den zurückgenommeneren Klanglandschaften und feinen Melodiemustern, und stellt die ideale Bühne für die instrumentale Versiertheit der Hauptakteure dar.

Am Ende liegt mit ‚aleph one‚ ein feines, kleines, sich wenig um Genredogmen scherendes Instrumentalkleinod vor, dass die überzeugende Postrockattitüde nach kurzer Zeit ablegt, und sich auf dem selbst breit getretenen Spielplatz aus flächigen elektronischen Spielereien, vertrauten, mal melancholischen, mal hoffnungsvollen Melodietupfern und virtuos ausformulierten Schlagzeugakzenten austobt. Aber ganz behutsam.

07

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