Lower Dens – Escape From Evil

von am 15. April 2015 in Album

Lower Dens – Escape From Evil

Mit der Entscheidung, ausgerechnet deren Produzent Chris Coady als Betreuer  ihres Drittwerks anzuheuern, werden die längst zur Tagesordnung gehörenden Vergleiche von Lower Dens mit Beach House sicherlich nicht schwinden – Im Gegenteil. Wo sich ‚Escape From Evil‚ den Gemeinsamkeiten mit dem Dreampop-Duo aber noch deutlicher aussetzt als seine beiden Vorgänger, stehen am Ende die bisher strahlendst auf den Punkt kommenden Kompositionen von Lower Dens.

Coady hat dem ebenfalls aus Baltimore stammenden Quartett offenbar nahegelegt, was sich viele Fans nach dem ausfransenden ‚Nootropics‚ ohnedies gewünscht hatten: dass die Band sich deutlicher auf das Wesentliche – den Song hinter den ambientartigen Soundwelten – konzentriert und die zwischen faszinierenden Sackgassen und hypnotischen Kraut-Großtaten (‚In the End is the Beginning‚) mündenden Expeditionen des Vorgängers damit reduziert. Fokussierter als im Jahr 2015 klangen Lower Dens deswegen noch nie.
Auch ‚Escape from Evil‚ verschwimmt dabei zwar immer noch hinter einem unwirklichen Schleier aus innerlich wärmender Intimität und unterkühltem Distanzgefühl vor dem inneren Auge, bettet aber Hunters dunkle, mädchenhafte, lebensgerbte Stimme nunmehr umso deutlicher als Gravitationsmittelmunkt in das Songwriting, lässt die elegant laufenden Melodien im kristallinen Synthie-Licht der 1980er strahlen, anstatt einen sanft in die Dunkelheit zu führen.

Dadurch, dass Lower Dens jene Aspekte ihres Sounds auf ein Podest und ins Tageslicht hieven, die auf den Vorgängerplatten höchstens in mit schweren Vorhängen abgedunkelten Räumen passieren durften, entschärft Hunter zwar den bedrohlichen, schwer zu fassenden und unberechenbaren Teil ihrer Band (was man durchaus schade finden darf!), schafft aber gerade dadurch den Raum, den ‚Escape from Evil‚ benötigt, um seinen stets gedankenverloren tagträumenden Songs jene Öffnung für mehr Zugänglichkeit und Eingängigkeit zu ermöglichen, die sich bereits am Artwork ablesen lässt.
Während ‚Twin Hand-Movement‚ und ‚Nootropics‚ also den Versuch wagten sich in die Tiefe zu verlieren, operiert ‚Escape from Evil‚ vor allem an der Oberfläche, ist eine angenehm unkompliziert zu konsumierende Platte geworden, die den Hintergrund ebenso charmant berieselt wie aktiv an der Hand nimmt um auch mit weniger optimistischen Textzeilen absulut betörend durch den Sommer zu führen, weil sie ihre Stärke in der helleren Soundoptik insofern ausspielt, dass sich hier schlichtweg 10 wunderbar unkomplizierte Popsongs aneinanderreihen.

Sucker’s Shangri-La‚ macht da etwa vieles, was sich auch Merchandise für ‚After the End‚ vorgenommen haben, das shoegazende Beach HouseDéjà-vuOndine‚ spielt seine Gitarren mit dem Know-how von Lotus Plaza in die Atmosphäre von Joy Division und der hektisch laufende Rhythmus der Autofahrt-im-Sonnenschein-Single ‚To Die in L.A.‚ erinnert an die hittauglichsten Momente der TV on the Radio-Freunde  Celebration das hechelnde ‚Company‚ hingegen an eine wohlwollende Symbiose aus Viet Cong und Chromatics. Während ‚Quo Vadis‚ oder der lockere Indierock von ‚Société Anonyme‘ praktisch alles tun, um die Wartezeit seit ‚Bloom‚ vergessen zu machen.
Wenn Hunter mit unendlicher Geduld um das sich immer wieder zuspitzende, aber jeden finalen Climaxausbruch umgehenden Gitarrenspiel in ‚Your Heart Still Beating‚ tänzelt, ‚Electric Current‚ feingliedrige Elektronik ins Spiel bringt, aber vor allem an dösender Groovearbeit interesiert ist, ‚Non Grata‚ mit Funk-Gedanken hantiert und die zweite Albumhälfte rund um retrofuturistisch stolpernde Halluzinogene wie ‚I Am the Earth‚ generell weniger im Zeichen lupenrein anvisierter Hits steht, zeigt sich auch: vieles ist auf ‚Escape from Evil‚ letztendlich noch gleich wie früher, nur eben mit offensichtlicheren, klarer strukturierten Mitteln erzeugt.

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