Mac DeMarco – Here Comes the Cowboy

von am 18. Mai 2019 in Album

Mac DeMarco – Here Comes the Cowboy

Um Here Comes the Cowboy zu mögen, muss man nicht nur die am unaufgeregt dösende Ader von Mac DeMarcos typisiert eingefahrenem Songwriting lieben, sondern auch den kruden Sinn für Humor des Slackers.

Dass das vierte Album des Wahl-Kaliforniers das bisher am stärksten von der allgemeinen, bisher so wohlwollenden Meinung abgeurteilte zu sein scheint, hat nämlich nicht nur mit gewissen Ermüdungserscheinungen in der seit Anbeginn beibehaltenem Formel zu tun, sondern wohl auch mit einigen skurrilen Momenten auf Here Comes the Cowboy.
Das schlurfend galoppierende Titelsong ist beispielsweise zwar nur die geloopte Idee eines Songs, zieht sein Ding aber trotzdem beinhart 3 ereignislose Minuten durch. Cho Cho macht das selbe im Beck-Funk, addiert aber unheimlich nerviges Dampflokomotivenpfeifen. In Preoccupied wiederum ist das eingespielte Vogelgezwitscher fast markanter, als der eigentlich Song. Und im abschließenden Baby Bye Bye wartet man in Grunde nur auf das befreiende „Yeeha!“, weil DeMarco die sonntagmorgendliche Stimmung des Closers mit repetitiv-tranigen Gemeinschaftsgefühl nirgendwo sonst hinführt: Die Entscheidung, seine eigentlich spontan eingespielte Musik länger abhängen zu lassen, tut ihr nicht immer gut, macht sie stellenweise zu fasrig und träge.

Die weniger euphorische Rezeption liegt also auch daran, dass DeMarco selbst im Vergleich zu dem bereits so entschleunigten Vorgänger This Old Dog noch einmal einen Gang zurückschaltet, was die nebensächlich-zwingenden Meodien und relaxten Hooks, das Tempo und die Reichhaltigkeit der Inszenierung angeht, er sich gewissermaßen noch entspannter nach hinten lehnt, als ohnedies schon. Soviel dösende, dezidiert spannungslose Unaufgeregtheit an der Grenze zur ruhigen Lethargie wie das entspannte Heart to Grow will eben selbst der härteste Slackerfanboy erst einmal verkraften.
Hängen bleibt zumindest wenig, die meisten aus dem Handgelenk geschüttelten Indie-Singer Songwriter-Kleinode laufen eher wunderbar nebenher, unaufdringlich und liebenswert, selbstverständlich und unspektakulär. Wie das über einen psychedelischen Synthteppich stacksende Nobody, das den Mond anheulende Finally Alone oder das balladesker plätschernde Little Dogs March, während aber nicht nur Hey Cowgirl wie eine leidlich aufgewärmte Variation einer durch und durch typischen DeMarco-Dängelei klingt. Man hat das Gefühl, vieles hier bereits zu kennen – nur in besser. Weswegen Skyless Moon in seiner konsequenten Reduktion bis zum Stillstand rund um eine archetypisch leidende Hook vielleicht auch einen durchaus einnehmenden Ansatz verfolgt, aber leider kaum Substanz hofiert.

Letztendlich gönnt DeMarco sich in der Balance aus einigen Ausfällen und entsprechend gegenübergestellten wirklich starken Nummern (nämlich: die romantisch-intime Gitarrenminiatur K, das um ein melancholisches Piano die zeitlose Lennon-Klasse anvisierende On the Square sowie das sehnsüchtig zum wundervollen Refrain schunkelnde All of Our Yesterdays) zu viel Leerlauf, macht es sich außerhalb der Skurrilitäten in einer gemütlichen Komfortzone bequem, in der der Cowboy als Alltagsbilld zwar weitestgehend ohne ermüdende Klischees auskommt, aber an der Selbstpersiflage entlangschrammt, wenn sich eben auch kaum eine Song entwickelt oder zum Punkt findet.
Das macht Here Comes the Cowboy während des Konsums angenehm zu hören, hinterlässt jedoch abseits der (in der finalen Beurteilung für eine zwischen den Punkten liegende Aufwertung sorgenden) Highlights kaum das nachhaltige Verlangen, die wenig erinnerungswürdigen Songs aktiv wiederholt zu besuchen.
Vor allem als Gesamtwerk und am Stück ermüden 46 Minuten zu zwanglos und gleichförmig mäandernd, schreiten an der Grenze zwischen nonchalanter Eingängigkeit, subversiver Klasse und frustrierender Langeweile. Dass sich DeMarco einige humoristische Momente gönnt, ist als Akzente setzendes Momentum also eigentlich weniger das Problem, als dass Here Comes the Cowboy einfach drastisch gekürzt hätte werden müssen: Auf gut die Hälfte seiner 47 Minuten und seiner im Kontext untergehenden Highlights destilliert hätte die sympathische Platte als starke EP herausragend funktioniert.

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