Matt Bellamy – Cryosleep

von am 26. Juli 2021 in EP

Matt Bellamy – Cryosleep

Muse-Frontmann Matt Bellamy hat zuletzt Pandemie-bedingt wie so viele Musikerkollegen sehr viel Zeit gehabt und 2020 einige Singles veröffentlicht. Die versammelt er nun zum Record Store Day neben sonstig angefallenem Material auf der nominellen EP Cryosleep.

Die Muse hat Bellamy dafür jedoch nur bedingt geküsst: Während Stücke wie Behold, the Glove oder Simulation Theory Theme (Instrumental) als retrofuturistisch-neonfärbig pumpende Synthwave-Instrumentals im (qualitativen) Windschatten von John Carpenter bisher vor allem als Überbrückungs-Soundtrack auf den jüngsten Muse-Tourneen Verwendung fanden, kennt man den Großteil des aufgefahrenen Materials ohnedies aus dem Kosmos der Stadion-Stammband – hier nun eben von Bellamy im Alleingang auf reduzierte Weise neu eingespielt.

Der Showbiz-Song Unintended kehrt in der Acoustic-Version zu seinen Ursprüngen am Piano zurück und zeigt eine elegische Majestät, bekommt an den Tasten (und jenseits der relativen Bescheidenheit des Debütalbums) etwas schwülstiges, schlägt jedoch nicht über Stränge – den Rahmen von Cryopsleep wird ein Piano Lullaby des selben Songs als verträumtere, ruhigere Variation schließen.
Der intergalaktische Black Holes and Revelations-Opener Take a Bow (Four Hands Piano) wirkt ohne seine megalomaniache Ader klimpernd hingegen weniger seiner Größe, als vielmehr seiner tatsächlichen hymnische, überwältigende Existenzgrundlage beschnitten, während das The Resistance-Stück Guiding Light (On Jeff’s Guitar) auf Jeff Buckley’s Gitarre gespielt so sehr nach dem ehemaligen Besitzer des Saiteninstrumentes klingt, dass sich hinter dem ursprünglichen Bombast-Pastiche die Ahnung auftut, dass da tatsächlich ein feiner Song in der Komposition steckt. Zumindest tut die kleinere Geste Guiding Light gut, auch wenn das Solo zu knapp bemessen gerät.

Essentieller wird Cryosleep allerdings nicht. Die beiden Coversongs im Verlauf sind als wenig originell gewählte Standards mal anstrengend (das sparsam geklampfte Bridge Over Troubled Water wird von Bellamy einfach ohne jedes Understatement schon arg exaltiert phrasierend intoniert), mal uninspiriert (Fever schnippt mit Kontrabass und Noir-Croonen exakt entlang der Erwartungshaltung).
Pray mäandert dagegen auch ohne den bemühten Game of Thrones-Kontext ästhetisch durch die heroisch pulsierende Beschwörung einer überhöhten Unverbindlichkeit und das als  nette Klavierballade beginnende Tomorrow’s World wird behutsam bis in die orchestrale Opulenz ausgebreitet, wäre entlang seines austauschbaren Songwritings aber selbst heutzutage bestenfalls ein Füller auf einem tatsächlichen Muse-Album. Man muss also nicht zu enttäuscht sein, wenn man keine der 4000 Vinyl-Exemplare dieser Songsammlung ergattern kann.

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