Matthew Caws [07.12.2013 Bang Bang Club, Graz]

von am 13. Dezember 2013 in Featured, Reviews

Matthew Caws [07.12.2013 Bang Bang Club, Graz]
© Christoph Kocher

Man kennt das ja: der Frontmann einer (erfolgreichen) Band spielt alleine auf sich und seine Gitarre gestellt mehr oder minder bekannte Songs im spartanischen Soundgewand. Stimmt so auch bei Matthew Caws – und dennoch liegt hier der Sachverhalt ein klein wenig anders. Weil Solo-Acoustic-Show eben nicht gleich Solo-Acoustic-Show ist.

Sondern das kann, wie im Fall des so sympathisch wie charismatisch auftretenden Nada SurfSängers auch schlichtweg mehr sein: der 46 jährige zaubert eine unheimlich eindringliche Stimmung auf die Bühne, kreiert große Momente in kleinen, unscheinbaren Gesten und eine zeitlose Atmosphäre, die so eben nicht bei jedem nächtbesten Troubador mit Klampfe entstehen mag: das nicht restlos aufschlüsselbare Quäntchen „Mehr“ aus tröstender Charakterstimme, anschmiegsamen Charisma und wärmendem Gefühl in jeder Geste – Caws transportiert all dies unmittelbar zu seinem Publikum, scheint in den besten Momenten für jeden Zuseher einzeln zu spielen.

Die Songauswahl folgt dabei dem zu erwartenden Potpourri aus dem Schaffen des New Yorkers rund um die Highlights der Nada Surf Discographie: ‚Inside of Love‚ hat Gänsehautgarantie gepachtet, vor allem, wenn Samthandschuhe beinahe zu grob werden und die Zärtlichkeit, mit der Caws sich dem Song nähert zum Greifen dicht über der Bühne zu schweben scheint.
Dann gibt es die anmutige Erkenntnis, dass es keine instrumentalreiche Wucht braucht um während ‚Blankest Year‚ eine Endorphinparty unter allgemeiner Anteilnahme zu provozieren. Oder: Evergreens, unsterbliche Lieblingssongs und vom textsicheren Publikum begleitete Hits wie ‚Whose Authority‚, ‚Blizzard of ’77‚, The Way You Head Your Head‚, ‚Concrete Bed‚ oder ‚Always Love‚ funktionieren nicht nur hervorragend ohne Nada Surf, Caws zeigt einen anderen emotionalen Zugang zu den Kompositionen auf als beim umjubelten Besuch seiner Band in Graz vor knapp einem Jahr.
Coversongs wie ‚Enjoy The Silence‚ langweilen dann trotz tausendmaligem Hören in der Caws-Soloversion nicht und Anrisse der netten Minor Alps-Platte ‚Get There‚ (etwa ‚Waiting for You‚) fügen sich nahtlos in den ruhigen, immer kurz vorm plätscherndem Wohlgefallen mit Initialzündungen bestückten Songfluss ein. Dazwischen gibt Caws mit Verve und Understatement den nonchalanten Alleinunterhalter, wenn er etwa versucht dem ihm aus den Fingern fressenden Publikum mangels Merchstand mitgebrachte Downloadcodes anhand diverser Gebrauchsgegenstände schmackhaft zu machen.

Caws strotzt nicht nur in diesen Momenten vor Enthusiasmus, ungezwungen guter Laune und ansteckender Spielfreude, weswegen er sich ganz am Ende noch dazu hinreißen lässt den ‚The Proximity Effect‚ Klassiker ‚80 Windows‚ vollkommen unverstärkt dem (bis auf zwei krakeelende Besucher im hinteren Bar-Bereich, der wie immer zu eindringlichen Gesprächen verleitet) mucksmäuschenstillen Publikum entgegenzuschmettern: da benötigt es noch nicht einmal die an diesem Abend sehr, sehr feine Arbeit des Soundmannes um den okay gefüllten Bang Bang Club zum Strahlen zu bringen. Für die kommenden Konzerthighlights (Die Nerven! Ja, Panik!! – was für ein Start ins kommende Jahr!) ist man in der Keesgasse also offenbar bestens gerüstet, da knallts bald ordentlich. Einen so würdigen wie besinnlichen Abschluss eines ereignisreichen Konzertjahres beschert Caws hingegen den Veranstaltern vom Indiepartment – der zweiten Solo-Auftritt von Matthew Caws in Graz empfiehlt sich heimlich still und leise als Triumphzug in Herzensnähe.
Die vielleicht schönste Neuigkeit des Abends jedoch: die kurze Auszeit von Nada Surf soll sich demnächst dem Ende nähern, die Arbeit am ‚The Stars Are Indifferent To Astronomy‚ Nachfolger bald in Angriff genommen werden.

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