Motorpsycho – Behind the Sun

von am 10. März 2014 in Album

Motorpsycho – Behind the Sun

Der zweite (und wohl abschließende) Schwall der Songs aus der 2012er Session mit Reine Fiske unterstreicht wie kongenial sich Motorpsycho und der Dungen Chef ergänzen, kann jedoch nicht vollends an die Fulminanz des letztjährigen Vorgängers ‚Still Life with Eggplant‚ heranreichen.

Bei ‚Behind The Sun‚ von zweitklassigen Material oder gar Ausschussware zu sprechen würde die 9 Songs in jeder Hinsicht unter Wert verkaufen. Allerdings wird schon beim eröffnenden ‚Cloudwalker (A Darker Blue)‚ symptomatisch für die Platte mit einer weniger zugänglichen Psychedelic-Poppigkeit als zuletzt geliebäugelt (ein ‚August‚ ist dagegen beinahe Hitparadenmusik), im Gesamten letztendlich auch laufzeittechnisch etwas ausführlicher, vor allem hat ‚Behind the Sun‚ aber im direkten Vergleich in der Eingangsphase auch Probleme in Gang zu kommen: zwar sind die eröffnenden 6 Minuten ein souverän über Berg und Tal springender Progsong mit fürsorglicher Melodieführung, der aber klar unter der flachen Inspiration seines einfallslos über wenige Töne dümpelnden Refrains leidet – in weiterer Folge hat man insbesondere auch den diesmal stark forcierten Doppelgesang von Bent Sæther und Hans Magnus Ryan schon spannender und erinnerungswürdiger hinbekommen.

Vorschnell darauf zu schließen dass Motorpsycho den Gesang diesmal als notwendiges Übel hinter die technische Makellosigkeit gekehrt haben sollte man jedoch nicht einmal dann, wenn Ausnahnedrummer Kenneth Kapstad in ‚KvæStor (incl.Where Greyhounds Dare)‚ zum kochenden Schlagzeugsolo ausholt, während das Instrumental ein krautig laufenden Rhythmus als Unterbau nützt und die restliche Gang darüber völlig autark seine improvisierten Jamspielereien auskippt (muss man erst einmal hinbekommen sowas auf Platte impulsiv hinzubekommen!).
Das angenehme ‚Ghost‚ folgt im Halbschlaf mit Streichern (Ole Henrik „Ohm“ Moe ist als alter Bekannter mal wieder auf der Gästeliste) und sanften Drumherum nämlich eindeutig der dösenden Gesangslinie (der wieder im Chorus die Puste ausgeht) und bleibt dabei in seinem morphinen Rauschzustand auf verträumte Art stets betörend, kaum aber abseits seiner Einladung friedlich wegzudriften besonders herausragend, bevor auch ‚On a Plate‚ seine Black Sabbath-Riffs dezent uninspiriert an den Vocals auftürmt.

Keine makellose Eingansphase also, aber wenn sich Motorpsycho auf ‚Behind the Sun‚ überhauptNachlässigkeiten  erlauben, dann ausnahmslos hinsichtlich der stimmlichen Performance. Nach knapp einem Viertel der Spielzeit beginnt das Quartett mit dem rasanten ‚The Promise‚ als ersten Highlight allerdings ohnedies aufzutauen: eilig hasten Motorpsycho mit grätschender Vintage-Orgel ausgekleidet durch den einzigen Song ohne Fiske (ausgerechnet hier!) energisch nach vorne in die Psychedelic und ausladend treibende Soli.
Danach ist ‚Behind the Sun‚ in trockenen Tüchern: der Monsterbrocken ‚Hell, Part 4-6: Traitor/The Tapestry/Swiss Cheese Mountain‚ stemmt sich  über 13 Minuten aus dem Folk kommend exaltiert und hoffnungsvoll über elegische Nebelchöre, verknotete Riffs und Melodieschwaden hin zu ausladenden Wildwestszenarien mit orientalischer Prägung, wie Trail of Dead sie jüngst auch entworfen habe. ‚Entropy‚ gerät zur hinreißenden Akustikgitarrenballade mit schwelgenden Harmoniegesang – quasi die Flaming Lips in nicht zerschossen.  ‚The Magic & The Wonder (A Love Theme)‚ verirrt sich ziellos in 5 Richtungen gleichzeitig und ‚Hell, part 7: Victim of Rock‚ dreht als wilder Husarenritt über die Achterbahn ‚Hell, Part 1-3‚ abgespaced durch die Unterwassermangel.
Der Kreis der höllischen Session mit Fiske schließt sich damit, langweilig wird einem mit der Institution auch im 25. Bandjahr nicht. Wem das trotz einiger Schwächephasen berauschende ‚Behind the Sun‚ dafür nicht Beweis genug ist, kann ja mal versuchen die durch ein Etching besetzte A-Seite der Vinylversion rotieren zu lassen.

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