My Education – A Drink for all my Friends

von am 25. März 2013 in Album

My Education – A Drink for all my Friends

All jene, deren Explosions in the Sky-Alarmglocken bei den Stichworten Texas, Post-Rock und Instrumental losgehen, können wieder Platz nehmen. My Education bedienen sich auf ihrem fünften Album ebenso kompetent wie unoriginell wesentlich stärker bei anderen populären Vertretern des Genres.

Im hart umkämpften Post-Rock Business sind My Education schon verhältnismäßig alte Hasen. 1999 gegründet wurde schon feinstens Mogwai zitiert, wo es noch gar nicht so viel Mogwai zu zitieren gab, und seit der Veröffentlichung des ersten Albums ‚5 Popes‚ 2001 touren die Texaner fleißig und viel, teilen sich die Bühnen mit namhaften Verwandten ihrer Art wie den Red Sparowes, This Will Destroy You oder Kinski. Das sind schon haufenweise Drinks die man sich da genehmigen darf.

Nun sei direkt vorweg genommen, dass Post-Rock, genau so wie man ihn sich im allgemeinen vorstellt, auf ‚A Drink For All My Friends‚ Post-Rock bleibt. Die sechsköpfige Band, ausgestattet mit allem was man so an Saiteninstrumenten für das melancholische Kopfkino benötigt, hebt und senkt über die Großteils sechs- bis zehnminütigen, dicht bespielten Songs Spannungsbögen quasi nach Plan, lässt sich auch gerne hie und da mal von Gastmusikern aushelfen. Wem sich da in Gedanken schon Referenzen auftun, ohne sich die Platte überhaupt zu Gemüte geführt zu haben, dem kann man nur recht geben: ja, von Godspeed You! Black Emperor über Mono bis hin zu den bereits erwähnten musikalischen Eckpunkten des Genres ist da sowohl an Stimmung als auch Spielart alles vertreten was so Rang und Namen im Zirkus der ausladenden Regenwettermusik hat. Was ja prinzipiell nichts schlechtes sein muss, und in diesem konkreten Fall auch gar nicht ist – My Education stückeln ihr Potpourri durchaus kompetent aus erlesenen Zutaten zusammen, und verfügen über genügend eigenen Pepp, damit nur selten Langeweile aufkommt.

Stimmung macht zumindest schon mal das angenehm kurz geratene Intro ‚A Drink…‚, dass gemütlich mit Vibraphon und Streichern eine feingliedrige Melodie umreißt, und angesichts des folgenden ‚…For All My Friends‚ etwas auf die falsche Fährte führt. Dabei hat man es nämlich mit einem etwas ideenarmen, pathetischen Stampfer, der zwischen effektreicher Gitarre und aufbrausenden Violinen ziemlich dick aufträgt zu tun, der hinten raus für ein paar Sekunden gar etwas gröber wird, was vielleicht dem kompletten Album nicht unbedingt schlecht getan hätte. ‚Mister 1986‚ und ‚Black Box‚ machen im Grunde vieles richtig, bleiben risikounfreudig in erkundeten Gefilden; letzterem gelingt erwähnenswerter Weise das mit der Melancholie sehr gut, eingestreuten, gar nicht mal so fremd wirkenden Synthietupfern sei dank. Nichts desto trotz wird wieder mal klar, warum sich Mogwai zum Beispiel seit zehn Jahren gerne und erfolgreich um die 5-Minuten-Grenze bewegen.

Getrost als Highlight – in mehr als nur musikalischer Hinsicht – zu bezeichnen ist ‚Roboter-Höhlenbewohner‚, gewidmet dem 2009 verstorbenem Maserati-Schlagzeuger Jerry Fuchs, eine treibende, gefühlvolle Abfahrt der Rhythmussektion, die auch auf den letzten Veröffentlichungen von Crippled Black Phoenix positiv aufgefallen wäre (die spielen nämlich allen Dementis zum Trotz natürlich auch Post-Rock). Für eine finale Langeweile mit Atmosphäre verwechselnde Geduldsprobe sorgt dann als letzter Kraut-Country Schinken ‚Happy Village‚, dass mit dem schweinecoolen Übergang zum abschließenden Dreiminüter ‚Homunculus‚ immerhin eine kleine Daseinsberechtigung hat. Problematischerweise können sich My Education auch darin nicht so recht entscheiden, und verspielen das Potential des überraschenden Schlusspunktes auf halbem Weg mit dem unnötigem Einsatz von dissonantem Saxophongequietsche.

Letztlich bleibt anzumerken, dass ‚A Drink For All My Friends‚ in den ausgelassenen Momenten am interessantesten ist, My Education allerdings den Zuhörer auch mit gewitzten Ideen an den ruhigeren Stellen des Albums bei der Stange halten kann. Dass die Originaliät und Experimentierfreudigkeit nicht zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss, haben in der Vergangenheit schon das gelungene Vorgängeralbum ‚Sunrise‚ oder die Kollaboration mit Dälek bewiesen. So bleibt dem Freund des instrumentalen Post-Rocks akzeptable Hausmannskost mit immerhin einigen sehr hörenswerten Highlights.

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