Narrows – Painted

von am 11. März 2012 in Album

Narrows – Painted

Die verdiente Supergroup nimmt den Kampf gegen die eigene Vergangenheit wieder auf – mit ‚Painted‚ gelingt abermals  mehr als nur ein Etappensieg.

Im Narrows-Kontext kein Wort über These Arms Are Snakes, Unbroken, Some Girls oder vor allem die gottgleichen Botch  verlieren – sprich über einige der bisherigen Wirkungsstätten der versammelten fünf mehr oder eher weniger in Seattle beheimateten Brachialrabauken – ist nahezu unmöglich. Kochen Narrows doch auch auf ihrem zweiten Album noch mit vielen Zutaten, die schon die ehemaligen Gruppierungen so schmackhaft werden ließen. Dem  so unnachahmlich bestialisch gurgelnden Bass etwa, ein tektonisches Ereignis geradezu. Oder dem massiven Schlagzeug, präzise auf den Punkt gedroschen, variantenreich und gnadenlos. Zwei fies dreinblickende Gitarren, die sich immer wieder Badass-Riffs abkämpfen, als müssten sie einen ganzen Wald niederholzen. Und dazu eben die Bestie Dave Verellen am Mikrofon, der fehlende Varianz mit einer alles niederringenden Präsenz wett macht, sich an jeglichem Melodieansatz vorbei direkt in die Magengrube brüllt, nicht unweit von Scott Hull entfernt. Nur wo dessen Pig Destroyer mit tausend kleinen Messern aufschlitzen, sägen Narrows mit einer rostigen Axt, walzen ihre Songs kompromisslos langsamer durch die Menge.

Painted‚ malt das Bild einer Band, die ihre Virtuosität aus der Vergangenheit mitbringt und sich deswegen im Spannungsfeld zwischen Metalcore, Noise Rock und Post Hardcore ungezwungen austoben kann. Das zweite Album der All-Star-Truppe korrigiert die Akzente dabei dezent in Richtung straighterem Rock, strafft die Versatzstücke an den Noiseeruptionen, das Rhythmusgerüst sitzt enger denn je. Nur noch ‚Greenland‚ ragt in der Mitte als über achtminütiges Ambient-Noise-Massiv ohne klar gesteckte Grenzen auf, kocht langsam zum Post-Metal auf, rührt den destruktiven Strudel zum alptraumhaften Moloch. Nicht weniger eindringlich aber gänzlich konsequenter auf den Punkt gebracht sind die restlichen sieben Stücke, selten die 3 Minuten Marke knackend. Kompakt, unnachgiebig, tief röhrend und eiskalte Nackenbrecher vor dem Herrn, die im Grunde alle das Potential hätten ‚Gypsy Kids‚ als „hittauglichsten“ Song der Band abzulösen, ist ‚Painted‚ doch hinter all dem Schweiß, Blut und Adrenalin eine verhältnismäßig sauber strukturierte, eingängige Sache ohne jegliche Längen geworden.

Das zweite Narrows Album geht damit den auf dem bereits  rundum superben ‚New Distances‚ eingeschlagen Weg weiter, denkt das Stilgebräu in einer Welt, die schon wieder ohne Coalesce auskommen muss, um die nötige Qualität und Eigenhändigkeit weiter. Dass die Heldenfraktion auf Deathwish veröffentlicht, passt da nur wie die Faust aufs Auge – dass vorerst der Importweg genommen werden muss leider ebenso. Und in Wahrheit verbirgt sich hinter dem abermals geschmacksresistenten Cover doch mehr, als nur die exzellente Fortführung etablierter Stärken, eine Gewissheit für die nahe Zukunft: Spricht man zukünftig von Narrows, wird einem die Vorgeschichte dieser Band nicht mehr unweigerlich in den Sinn kommen. Eine lupenreine Diskographie spricht für sich.

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