Noctambulist – The Barren Form

von am 1. September 2021 in Album

Noctambulist – The Barren Form

Auf The Barren Form, ihrem zweiten Studioalbum nach nach Atmospheres of Desolation von 2019, stehen Noctambulist sich und dem Potential ihre Death Metals durch die Inszenierung selbst im Weg.

Wie verdammt gut die Band aus Denver an sich ist, wird über weite Strecken von The Barren Form überdeutlich, wenn der technisch versierte, auch mutwillig chaotisch schraffierte Death Metal von Noctambulist im Windschatten von Vorbildern wie Ulcerate die Dissonanz mit Melodien ausbalanciert, ein mitunter manisches Tempo in brutal schrammende Walzen dirigiert, oder die Heaviness mit einer hässlich keifenden, fauchenden Verzweiflung in der technischen Kompetent mit einer eindringlichen Blackened-Atmosphäre aufwiegt.
Innovativ ist das nie, ikonisch oder zumindest atemberaubend auch nicht, aber eben schon verdammt effektiv gemacht.

Im überragenden Infinitesimal haben die Riffs eigentlich etwas von wirklich nihilistischem Sludge Doom – wenngleich auf Speed – während die zurückgenommenen Passagen zeigen, dass hier ein überlegter Bass dahintersteckt, der ausnahmsweise Akzente setzen kann. Die generell und gerade in Engulfed immer wieder auftauchende Tribal-Percussion setzt sich prominent in Szene und erzeugt Vielschichtigkeit, was die tolle  Math- und Disso-Konturen der Nummer besonders markant artikuliert, ehe Noctambulist dazu auch noch ein Portal‘eskes Outro spendieren. Ähnlich zwingend gerät Contrivance, mit seiner geradezu heroischen Gitarrenlinie, die vom Epigonentum Richtung Speerspitze blickt.

Dass all diese Songs hinter dem beklemmend-klaustrophobischen Dark Ambient-Opener Exordium zudem allesamt in ein feines ästhetisches Meer eingewoben sind, führt mit abrupten Übergang zu der Schwachstelle der Platte, die sich besonders im (den übergeordneten Fluss und Spannungsbogen betreffen in der Luft hängenden und fast redundant wirkenden) Depletion herauskristallisieren: Die klare, oft auf das Schlagzeug konzentrierte Produktion (alleine schon diese ambivalente Blastbeat-Kickdrum, die schon eine satte, moderne Core- Stimmung hat) verkauft im Mix die Gitarren unter wert. Die Saiten bekommen oft nur den Raum hinter den Drums, klingen flacher und weniger voluminös als möglich. Mit diesem nichtsdestotrotz latent frustrierenden Umstand arrangiert man sich zwar mit Fortdauer, bis der Closer Dissolution weniger Highlight als Standard im Songwriting ist – dass The Barren Form ein sehr gutes Album gefangen im Körper eines nur guten ist, verkauft den Noctambulist-Zweitling allerdings ärgerlich unter wert.

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