Omar Rodriguez Lopez – Equinox

von am 5. Januar 2013 in Album

Omar Rodriguez Lopez – Equinox

Omar Rodriguez-Lopez veraschiedet sich von 2012 mit einem erschöpfenden Dreierpack. ‚Equinox‚ macht dabei den vagen Brückenschlag zwischen den elektronischen Experimenten auf dem jüngst abgeschossenen Alben-Trio rund um ‚Octopus Kool Aid‚ und dem, was der Ruhelose Puerto Ricaner als Solomusiker immer schon unter „Rockmusik“ verstand.

Wobei: ‚Lovely Rain‚ ist gleich nach der tranceartigen Experimentalrock (Marke: verschrobenes Schlagzeuggewitter, arabische Blasmusik, windschiefe Gitarrenfiguren, tausend Effekte auf den gespenstischen Vocals) erst einmal ein astreiner Dance-Song mit mexikanischer Ausrichtung, kruden, nun ja, Riffs und unter all dem Noise erstaunlich klar pumpenden Beats – also ansatzweis etwas, dass auch Spezi Deantoni Parks auf ‚Touch But Don’t Look‚ unterbringen und als treibendes Highlight ausrufen hätte können. Tatsächlich aber wohl viereinhalb Minuten, die dem am nächsten kommen dürften, was Omar Rodriguez-Lopez unter einem allgemeingültigen Disco-Party-Smasher versteht.

In einer ähnlich verwirrenden Koexistenz aus mutmaßlichen Laptop-Beats, organischen Rhythem und ganz viel Maßlosigkeit setzt ‚Equinox‚ seinen Weg danach fort, wenn auch niemals wieder derart konkret und unverspult wie in ‚Lovely Rain‚. ‚Oír Hasta Júpiter‚ dümpelt als hypnotischer Schlafwagen durch ein spärliches Meer aus Schaltkreisen, Hall und schleierhaften Soundflächen, ‚Popolon‚ lässt dagegen Gitarren heulen wie zu Sonic’s Heydays, bevor Omar doch lieber wieder durch verqueren Jazzrock groovt. ‚Mermaid Grapefruit‚ tanzt psychedelischen Salsa, obwohl sich alle Instrumente außer der wilden Percussion im Halbschlaf zu befinden scheinen: die Entscheidung, ab welchem Zeitpunkt Rhythmen auf ‚Equinox‚ Tanzbarkeit bedeuten und wann den Leidfaden zum trippigen Dösen, sie verläuft ohne klaren Trennstrich.

Dientes Para el Osmosis‚ nähert sich alks wilder Instrumentalsturm mit nachdrücklichen Synthewällen dann deutlich dem zeitgleich erschienenen ‚Woman Gives Birth to Tomato!‚ an, bleibt dabei aber trotzdem weitaus strukturierter, nachvollziehbarer und packender, als es der Albumbruder in Summe geworden ist. Gelingt ‚Equinox‘ der Spagat zwischen verkopftem Experiment und unmittelbarem Hörgenuss doch deutlich stimmiger (genau genommen probiert ‚Woman Gives Birth to Tomato!‘ diesen ja noch nicht einmal) was ‚No‚ zum Abschluß noch einmal eindrucksvoll unterstreichen darf. Der zweite herausragende Track hier versucht sich kurz am Bollo-Techno, nur um dann in Windeseile zum sympathischen Electro-Pop-Song umzuschwenken und wäre nicht der zugedröhnte Effekt-Gesang beinahe den Brückenschlag dazu anbieten würe, wenn John Frusciante auf seinen letzten Veröffentlichungen mit Eingängigkeit anstelle von Rap geflirtet hätte. Auch zeigt sich hier wieder wie gut es Omar Rodriguez Lopez doch eigentlich stünde, wenn er sein vor allem in jüngster Vergangenheit so gerne hinausposaunte Faszination für simplere Songkonstruktionen auch öfter in die Tat umsetzen würde.

06

Equinox‚ im Bandcamp |

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