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Geoff Rickly hat sich als Frontmann von No Devotion theoretisch eine doppelt schwere Belastung auf die Schultern geladen: Sowohl das unrühmliche Ende der Ex-Band seiner neuen Kollegen vergessen zu machen, wie gleichzeitig auch die großen Fußstapfen auszufüllen, die er mit seiner eigenen hinterlassen hat.
Marcus Mumford und seine Sons haben erkannt, dass die Welt nach 'Babel' keinen zweiten Aufguss des konsumfertig zurechtdesignten Pseudo-Folks von 'Sigh No More' gebraucht hätte. Dass die Engländer nun aber in erstaunlicher Konsequenz jedwedes Banjogeschrammel und Stampfschlagzeug aus ihrem Soundbild verbannen, kann nicht die ultimative Lösung sein: 'Wilder Mind' positioniert sich aller bisherigen Erkennungsmerkmale der Band entledigt konsumfertig zurechtdesignt absolut austauschbar inmitten eines radiotauglichen Konsens-Indierocks.
"They changed my purpose" singt ein melancholischer Mangan gleich im eröffnenden 'Offred', vor geloopten Soundchleifen und knisternder Elektronik, einem verträumt torkelnden Analog-R&B-Rhythmus und perlenden Gitarren, die sonst nur Vondelpark mit einer derart wunderbar schimmernden Unterwasser-Ästhetik von Radiohead adaptiert haben: 'Club Meds' nicht als Soloalbum des einstigen (?) Vorzeige-Neo-Folkis aus Kanada firmieren zu lassen, sondern seine Band mit aufs Cover zu holen, ist tatsächlich kein Lippenbekenntnis, sondern nur die Spitze eines stilistischen Paradigmenwechsels.
Caligola war erst der Anfang und das Augenkrebs-Cover von 'Ælita' der richtige Gradmesser: Mando Diao haben Giorgio Moroder entdeckt, verstellen sich mit dem titelgebenden Synthesizer sowjetischer Herkunft den Weg zu zwingendem Songwriting und erheben den schlechten Geschmack kurzerhand zum Stilmittel.
Der proklamierte Paradigmenwechsel bleibt (überraschenderweise) aus: 'Too Much Information' ist letztendlich nicht derart elektronisch aus dem Fenster gelehnt, wie es die 80er affine Vorabsingle 'Brain Cells' in Aussicht gestellt hat. Darüber hinaus servieren Maxïmo Park ein spontan entstandenes, dezent unentschlossenes Übergangswerk und wohl vor allem für die Entwicklung des Band wichtiges Album.
Der Hype zum Abschluss des Jahres kommt aus Finnland, hat sein erstes Album von Converge-Gitarrist/Godcity-Vorstand Kurt Ballou produzieren lassen und mit 10 unkomplizierten Pop-Ohrwürmern vollgepackt, die sich geschickt als Rocksongs verkleidet haben. So ganz gehalten kann damit jedoch nicht werden, was da derzeit allerorts von 'Climax' versprochen wird.
"Alles ist gut. Anders, aber gut." versucht es Casper in 'Ariel' gleich selbst auf den Punkt zu bringen. 'Hinterland' ist der musikalisch verhältnismäßig mutige, Fanbase-entzweienden Schnitt zum durch die Decke gehenden 'XOXO' in Form der fortgesetzten Abkehr vom reinen Hip Hop und der vielleicht endgültigen Ankunft der Hypegestalt Benjamin Griffey im konventionell ausstaffierten Indierock von der Stange.
'Euphoric /// Heartbreak \\\' wanderte durch die Großstädte dieser Welt und wilderte dabei mit triefenden Synthie-Einlagen im Repertoire billigster Schnulzen. Für sein drittes Glasvegas-Album besinnt sich James Allen nun wieder in der stillen Heimat auf die Grundtugenden seiner Band.
Allerspätestens mit dem gefinkelt betitelten 'StillNo1' begann sich abzuzeichnen, dass das verinnerlichte Indierock-Korsett dem Ingolstädter Quintett zu eng werden würde. Mit welcher Konsequenz sich Slut fünf Jahre später ein ganzes Stück weit neu erfunden haben überrascht dann allerdings auf den Erstkontakt doch.