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Nach drei Jahren Funkstille endlich wieder eine Burial-Veröffentlichung aus dem Nichts, fast schon tradionell kurz vor Jahreswechsel - das hat schon einige Male für unerwartete Korrekturen in so machen Bestenlisten gesorgt. Umso ernüchternder fällt das Doppel Young Death / Nightmarket dann allerdings aus - die wohl bisher klar schwächste Songsammlung von William Emmanuel Bevan.
Sicherlich ist The Impossible Kid auch das weniger gewagte Verwalten einer verinnerlichten Klasse. Mehr aber noch ein über die Hintertür kommendes Feintuning im Detail: Aesop Rock schraubt jedenfalls weiterhin an der Makellosigkeit.
James Kent alias Perturbator war rund um die Beiträge zu den großartigen Hotline Miami-Soundtracks sowie sein hervorragendes 2014er Werk Dangerous Days einer der großen Gewinner der französischen Retro-Dark-Synthwave-Welle.
Mirror for Psychic Warfare spielen obskur-herausfordernde Ambientmusik, die zu keinem Zeitpunkt verbergen will, dass die 46 Minuten dieses selbstbetitelten Debütalbums von zwei verdienten Köpfen des Post-Metal in unmittelbarer Neurot-Nähe erdacht wurden.
Das Verhältnis von Quantität zu Qualität war bereits auf dem zu langen Vorgänger 'Hurry Up, We're Dreaming' gehörig aus den Fugen geraten, allerdings schießen M83 erst jetzt richtig mutwillig über das Ziel hinaus: Anthony Gonzalez zelebriert auf 'Junk' retrofoturistischen französischen Disco-Pop erst dermaßen cheesy, dass der schlechte Geschmack zum Stilmittel erhoben ist - und vertändelt sich dann doch noch in der betörenden Langeweile.
Da verweilen sie mit 'Gore' mehr denn je in ihrer zutiefst selbstreferentiellen Klasse und machen es dennoch weder sich selbst, noch sonst jemanden einfach: Die Deftones langweilen mit ihrem vielleicht bisher sperrigsten Album auch knapp 20 Jahre nach 'Adrenaline' nicht, stehen 2016 aber dem immensen Potential ihrer Songs in mehrerlei Hinsicht selbst im Weg.
Durchaus auf Augenhöhe mit den regulären Studioalben der Schotten: Mit Atomic fügt sich eine weitere Soundtrack-Auftragsarbeit als logische Fortsetzung nahtlos in den klangmalenden Mogwai'schen Postrock-Kosmos ein.
Bei einer Rangliste von gerade einmal 50 Alben fällt natürlich zwangsläufig einiges unter den Tisch. Weil da aber eben so viele Veröffentlichungen bleiben, die zum Jahresabschluss keineswegs unerwähnt bleiben sollten, gibt es auch dieses Jahr wieder 15 (eigentlich: 16, aber was soll's) Honorable Mentions - Geheimfavoriten, faszinierende Ausnahmeerscheinungen und eben schlichtweg in ihrer Weise herausragende Alben des Jahres 2015, die man keinesfalls verpasst haben sollte.
Die Fuck Buttons-Hälfte Benjamin John Power hat mit 'Dumb Flesh' nicht nur ein Highlight seiner projektübergreifenden Discographie hingelegt, sondern gleich das vielleicht körperbewussteste Elektronik-Album des Jahres: Das zweite Werk unter dem Blanck Mass-Banner ist faszinierend fordernd und verstörend zugänglich, euphorisch auf den Dancefloor treibend und mit einer noiseaffinen Punkgeste aggressiv auslaugend - ein hypnotisierender Rausch, der den Kopf auf Reisen schickt und unbarmherzig in die Beine geht, vor allem aber auch einen formvollendeten Songwriter zeigt. In Kombination mit der nicht minder brillanten 'The Great Confuso EP' gehört die Genre-Krone damit vorerst Power alleine.
Wenn die vorangegangenen 12 Monate etwas bewiesen haben, dann dass ein Jahrgang so gänzlich ohne Messer-Veröffentlichung kein restlos guter ist. Allerdings sind alle Weichen gestellt, diesen Misstand 2016 zu vermeiden: Die besetzungstechnisch runderneuerten Münsteraner (Hendrik Otremba, Milek, Pogo McCartney, Philipp Wulf und Manuel Chittka) befinden sich derzeit im Studio, um den Nachfolger zu Die Unsichtbaren aufzunehmen - schon jetzt praktisch eine der am sehnlichst herbeigesehnten Scheiben der nächsten Monate. Dass Basser Pogo und Sänger Hendrik dabei trotz allem die Zeit gefunden haben, uns wieder einmal ihre Lieblingsalben des auslaufenden Jahres zukommen zu lassen, wissen wir natürlich immens zu schätzen: ein Heavy Pop Adventskalender ohne Messer wäre eben auch absolut kein guter.